Codename Azteke
meine Idee. Ja. Als sie mich gebeten hat, dich zu fragen, ob du gern ein paar Interviews mit Exkriegern machen würdest, habe ich vorgeschlagen, dass sie – da sie ja so gute Verbindungen hat – eine Liste von Leuten zusammenstellt, denen du schreiben könntest. Und da sind wir nun. Trinken wir darauf!«
Hadley sah seiner Freundin in die Augen, als sie die Gläser hoben. Ihnen war die Bedeutung dessen nicht entgangen, was gesagt worden war. Ramiro, der die unausgesprochenen Worte seiner Freunde nicht mitbekam und froh war, jegliches mögliche Missverständnis ausgeräumt
zu haben, trank sein Glas in einem Zug aus und bestellte sogleich eine neue Flasche.
Am nächsten Morgen begaben sich Jack und Mercedes auf direktem Weg zum CNI-Hauptquartier. Sie waren lange aufgeblieben, hatten Ramiro bei seinem abendlichen Cognac Gesellschaft geleistet und ihn so gut wie möglich über Rosa ausgefragt.
Jetzt waren sie sich sicher, dass Rosa für Pinto arbeitete. Das würde erklären, wie er so schnell von der Drogenrazzia erfahren hatte: Pinto hatte schon vorher gewusst, dass sie stattfinden würde. Und es schmerzte sie zu erkennen – besonders Mercedes –, dass die liebe Cousine Rosa nicht die nette Person war, als die sie sich ausgab.
Um sie drehte sich auch ihr Gespräch, während Mercedes den Anweisungen ihres Navigationsgeräts in die Padre-Ruidobro-Straße folgte.
»Wie konnte sie nur, Jack!« Mercedes konnte ihre Enttäuschung nur schwer verbergen.
»Mach dir deswegen keine Vorwürfe.« Er wollte sie beruhigen, wusste aber selbst nicht recht, wie. »Sie leben in einer schmutzigen Welt.«
»Weißt du noch diese Nacht im El Patio Chico ?«
»Allerdings!«
»Nein.« Sie stieß ihn mit dem Ellbogen an. »Ich meine im Patio. Als wir gesagt haben, dass du nach Kuba willst. Da hat sie getan, als würde es sie überraschen.«
»Du hast recht.«
»Miststück.«
»Es war mir übrigens ernst damit, dass Ramiro sie nach Salamanca bringen soll.«
»Sie wird nicht kommen. Seit jener Nacht ist sie uns geflissentlich aus dem Weg gegangen.«
»Vielleicht hast du recht. Und nun …«, wechselte Hadley das Thema, »… zu Pinto.«
»Du überlegst es dir nicht gerade anders?«
»Auf keinen Fall!«, erwiderte Hadley und musste über ihr entsetztes Gesicht lächeln. »Keine Chance. Aber er wird uns mit verschiedenen Gründen kommen, warum wir nicht aufhören können.«
»Na und? Wir hören trotzdem auf.«
»Genau.« Und das meinte Hadley auch so. »Aber mach dich auf ein paar schmutzige Tricks gefasst.«
Ihre Tasche mit den Sachen aus Montenegro wurde durch einen Scanner geschoben, und sie wurden sogleich in den fünften Stock geleitet, obwohl sie keinen Termin hatten. Vielleicht hatte man sie schon seit ihrer Landung beobachtet.
Ihre Begleiterin klopfte an Pintos Tür und öffnete sie einen Spalt. Pinto telefonierte, winkte ihnen jedoch zu und zeigte auf eine Tür in der rechten hinteren Ecke des Raums. Seine Sekretärin bat sie, ihr zu folgen.
Sie betraten einen Konferenzraum mit einem runden Tisch in der Mitte und einem Dutzend Stühle darumherum. An einer Seite hingen, wie in Pintos Arbeitszimmer, Vorhänge. Die gegenüberliegende Wand war fast vollständig von drei großen Landkarten bedeckt: Spanien, die Welt und Europa, in dieser Reihenfolge. Über einen großen Teil von Südafrika erstreckte sich die Tür zum Gang, und an der Schmalseite stand ein Sideboard, das aussah, als könne es eine Cocktailbar enthalten.
Hadley und Mercedes setzten sich nebeneinander und legten ihre Trophäen auf den Tisch. Gespannt warteten sie auf Pinto.
Als er sich schließlich zu ihnen gesellte, sah er schlechter aus als sonst. Er hatte die Krawatte gelockert und tiefe Ringe unter den Augen, als sei er in der Nacht zuvor nicht ins Bett gekommen.
Hadley nahm an, dass sein übernächtigtes Aussehen nicht ausschließlich etwas mit dem Gold von Moskau zu tun hatte, doch er hatte keine Ahnung von Pintos wirklichen Sorgen.
Ein paar Tage zuvor hatten vier der Atocha-Attentäter, als sie von den Behörden in einer Madrider Wohnung gestellt wurden, es vorgezogen, sich in die Luft zu jagen, als sich zu ergeben. Dabei hatten sie einen Polizisten mit in den Tod gerissen und elf weitere verletzt.
Außerdem stand die Malabo-Initiative des CNI auf Messers Schneide. »Haben Sie die Alternative erwogen?«, hatte der Minister gefragt. »Penang vor dem bevorstehenden Putsch zu warnen und uns die Dankbarkeit mit neuen Ölverträgen erweisen
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