Codename Azteke
Ihnen gesprochen.« Pinto starrte weiterhin Mercedes an. »Ich schlage vor, Sie besprechen das zu Hause, bevor Sie übereilt etwas tun, was Sie später bereuen.«
»Nun, da Sie so unangenehm werden wollen, werde ich Ihnen eines sagen, Pinto: Ich werde mir einen Anwalt nehmen und ihm sagen, was ich glaube. Und dazu gehört auch«, fuhr er fort, kaum imstande, seinen Zorn zu bändigen, »dass ich glaube, dass diese ganze Drogenrazzia geplant war, dass Sie das eingefädelt haben, um an Florin heranzukommen!«
»Das ist doch völliger Unsinn!«, entgegnete Pinto ebenso heftig. »Sie haben doch Florin selbst ausgesucht und mit
ihm Kontakt aufgenommen, lange bevor wir uns kennen gelernt haben!«
»Nein«, sagte Hadley. »Das war es ja eben. Genau so sollte es aussehen.«
»Ich wäre an Ihrer Stelle sehr vorsichtig mit dem, was Sie sagen, Mr Hadley …«
»Sie Mistkerl!«, blaffte Mercedes. »Sie haben mit unserem Leben gespielt, nur für Ihre blöden Goldstückchen!«
»Miss Vilanova, bringen Sie mich nicht dazu, meine ganze Macht einzusetzen …«
»Wir wissen genau, dass es Rosa war, die ihrem Cousin die Idee mit Florin eingegeben hat …«
»Hören Sie mir zu, Pinto.« Hadley drückte Mercedes’ Unterarm, denn er spürte, dass ihr Zorn sie zu emotional reagieren ließ. »Wir werden hier rausgehen, und Sie, Ihr verdammtes Gold und alles andere, worauf Ihre machiavellistischen Pläne hinauslaufen, können von uns aus zum Teufel gehen.«
Pinto hielt weiterhin Hadleys Blick stand, aber etwas schien ihn abzulenken – Hadley konnte fast sehen, wie der Mann Pläne schmiedete.
Überraschend stand Pinto auf. »Ich sehe keinen Sinn darin, diese Unterhaltung weiter fortzuführen«, verkündete er.
»Das denke ich auch«, erwiderte Hadley, stand auf und nahm Mercedes an der Hand.
»Ich werde mich in Kürze bei Ihnen melden, und ich rate Ihnen dringend, darüber nachzudenken, was hier heute gesagt wurde.« Pinto sah dabei ausdrücklich Mercedes an. »Und denken Sie nicht einmal im Traum daran, über das, was Sie hier erfahren haben, mit irgendjemandem zu sprechen oder jemanden darin einzuweihen …«
»Keine weiteren Drohungen, Pinto!«, blaffte Hadley.
»Denn wenn Sie das tun«, fuhr Pinto unbeirrt fort, »dann machen Sie mir meinen Job sehr leicht. Ich werde Sie beide einfach verhaften lassen. Sie als Ausländer«, er zeigte mit dem Finger auf Hadley, »wegen Spionage und Sie«, er wandte sich an Mercedes, »wegen Hochverrats.«
»Schön«, entgegnete Hadley, »aber ich habe einen Vertrag unterschrieben, Jesús Florins Biografie zu schreiben, und ich habe die Absicht, das auch zu tun. Was mich daran erinnert – ich brauche die Notizen, die ich Miss Diaz eben geliehen habe, bevor wir gehen.«
»Sie liegen für Sie am Empfang bereit. Ich wünsche Ihnen beiden noch einen schönen Tag. Und ich rate Ihnen, meine Warnungen nicht zu ignorieren. Sie werden von mir hören.«
Damit ließ er sie durch Afrika hinaus auf den Gang, wo seine Sekretärin auf sie wartete.
19
Pinto knallte die Tür zum Konferenzraum zu und kehrte in sein Büro zurück. Er las sich durch, was er sich während des Gesprächs notiert hatte. Konnte es sich um ein Missverständnis handeln? Er würde gleich nach den Bändern schicken, aber er war sicher, dass Mercedes exakt das gesagt hatte.
»Wir wissen genau, dass es Rosa war, die ihrem Cousin die Idee mit Florin eingegeben hat …«
Das musste ein Irrtum sein. Er würde die Bänder von seinem Gespräch mit Rosa Uribe im Januar hervorholen. Aber er war sich sicher, dass sie ihm gesagt hatte, Jack Hadley hätte ein Interview mit dem Azteken bekommen.
Wenn Mercedes recht hatte, dann hatte Pinto ein ernstes Problem. Hatte Rosa womöglich eigene Pläne? Arbeitete sie für jemand anderen? Wenn ja, für wen? Und warum? Das ergab keinen Sinn, doch die beiden Aussagen widersprachen sich.
Pinto dachte darüber nach, was das bedeuten konnte. Angenommen, Rosa war eine Doppelagentin. Ging es um das Gold oder um etwas anderes? Etwas in Lateinamerika? Oder Afrika? Wozu hatte Rosa möglicherweise Zugang, das für die Kubaner von Wert sein könnte? Und was hatte der tote Mexikaner mit alldem zu tun? Pinto hatte ein gutes
Verhältnis zu seinem Amtskollegen in Mexico City. Er würde ihn anrufen.
Er nahm eine Zigarre aus einem Humidor mit Lederdeckel, zündete sie an und sah, wie sich die Rauchkringel zu den Deckenventilatoren kräuselten. Doppelagenten konnten tödlich sein, überlegte er. Sie waren ein
Weitere Kostenlose Bücher