Codename Azteke
grausames Messer, das einem direkt in den Rücken gestoßen wurde. Zumindest unentdeckte Doppelagenten. Wenn man ihr Spiel durchschaut hatte, lag die Sache anders, da konnten sie sogar von Vorteil sein.
Es war an der Zeit, sich Rosa Uribe genauer anzusehen, und wenn sich seine Vermutungen als wahr herausstellen sollten, konnte er ihr doppeltes Spiel als Trumpfkarte einsetzen.
Pinto erschrak, als sein Telefon klingelte.
»Pinto«, antwortete er knapp.
»Pinto, diese Sache in Afrika …«
»Ja, Herr Minister?«
»Haben Sie sich entschieden, wie Sie vorgehen wollen?«
»Ich denke schon, Herr Minister.«
»Guter Mann. Ich wusste, dass Sie sich etwas einfallen lassen werden. Sollen wir morgen Abend zusammen essen?«
»Es wäre mir eine Freude, Herr Minister.«
»Ausgezeichnet. Bei mir, um halb zehn.«
Jack und Mercedes brauchten zweieinhalb Stunden nach Salamanca. Zum ersten Mal schien Mercedes es nicht darauf anzulegen, jeden Geschwindigkeitsrekord im Land zu brechen. Sie fühlten sich erlöst, als sei ihnen eine Last von den Schultern genommen.
»Glaubst du, Pinto macht seine Drohungen wahr?«, fragte sie.
»Nein. Wenn wir mit der Presse sprechen, sitzt er bis zum Hals im Dreck.«
»Würden wir das denn?«
»Wahrscheinlich nicht. Aber das kann er nicht riskieren. Er will nur, dass wir uns still verhalten, bis er sein dämliches Gold gefunden hat und damit anstellen kann, was auch immer er ausgeheckt hat.«
»Was glaubst du denn, was er vorhat?«
»Das weiß ich nicht, Mercedes. Vielleicht ist es auch besser, wenn wir das nicht wissen. Da geht irgendetwas vor sich, was sowohl Spanien als auch Florin betrifft, und ich glaube, es ist besser, wenn wir uns da raushalten.«
»Und was ist mit Florin? Wie kommst du jetzt an das restliche Material? Für die Biografie, meine ich.«
Darüber hatte Hadley lange nachgedacht. »Ich glaube, dass Florin mittlerweile weiß, was in Sankt Stefan passiert ist. Ivo hat es ihm wahrscheinlich erzählt. Ich bin sicher, dass er sich wieder bei mir meldet.«
Sie kamen bei der Wohnung an und stiegen langsam mit ihrem Gepäck die Treppe hinauf. Mercedes steckte den Schlüssel ins Schloss, aber die Tür schwang auf, noch bevor sie ihn herumgedreht hatte. Hadley ließ seine Tasche fallen und trat hinter ihr ein. Auf den ersten Blick schien alles normal, doch dann bemerkte er, dass die Papiere auf seinem Schreibtisch in Unordnung waren.
Er zog die oberste Schublade auf, wobei ihm Mercedes über die Schulter sah. Sie war leer. Alle Aufzeichnungen und Dokumente über den Azteken waren verschwunden.
»Und jetzt?«, fragte Mercedes.
»Ich habe von allem Kopien in der Universität. Ich gehe hinüber und sehe nach, ob sie noch da sind.«
»Ich komme mit.«
»Das ist nicht nötig, aber ich will auch nicht, dass du hierbleibst«, erklärte er. »Geh in das Café auf der anderen Straßenseite. Ich bin gleich wieder da. Du kannst in der Zwischenzeit diesen Inspektor Rueda anrufen.«
»Rueda? Bist du sicher?«
»Verdammt sicher sogar. In unsere Wohnung ist eingebrochen worden. Wir sollten genau das tun, was normale Menschen in so einer Lage tun. Ruf die Polizei und warte im Café, bis sie kommen.«
Hadley rannte die Cervantes-Straße hinunter, bog in die Traviesa ein und lief ins Geschichtsgebäude. Ein Wachmann sah ihm verwundert nach, als er drei Stufen auf einmal nahm. Sein Zimmer war nicht abgeschlossen, und er ging sofort auf die untere linke Schublade in seinem Schreibtisch zu. Die Florin-Akten waren da, vollständig und anscheinend unversehrt.
Erleichtert seufzte er auf, nahm seine Post, ging hinaus und schloss die Tür hinter sich. Er wollte schnell nach Hause, damit er Rueda treffen konnte. Diesmal gibt es keine Freunde an höchster Stelle, würde er dem Inspektor sagen. Nur einen verdammten Einbrecher in unserer Wohnung. Finden Sie ihn!
Plötzlich bemerkte er einen dicken Umschlag ohne Absender zwischen den Briefen der letzten Woche. Auf halbem Weg die Treppe hinunter blieb er stehen und öffnete ihn. Darin lag ein Mobiltelefon. Hadley stutzte und sah in den gepolsterten Briefumschlag. Dort fand er einen ordentlich gefalteten Zettel.
Es ist ein Prepaid-Handy, und eine Nummer ist vorprogrammiert. Rufen Sie mich an. Jesús
Hadley war völlig verblüfft. Das Telefon wies auf Dringlichkeit hin. Oder auf Geheimhaltung. Etwas, was man lieber nicht dem Papier anvertraute. Auf dem Weg zurück zur Wohnung, wo er möglichst noch vor der Polizei sein wollte, spekulierte er
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