Codename Azteke
weiter über die Bedeutung von Florins Bitte.
Warum wollte er mit ihm am Telefon sprechen? Hatte Florin irgendwie von Hadleys Weigerung erfahren, für Pinto weiter die Drecksarbeit zu erledigen?
Er bog gerade in die San Pablo ein, als er vor seinem Haus ein Polizeiauto vorfahren sah, aus dem Inspektor Rueda stieg.
Der Polizeibeamte trug den gleichen gottergebenen Gesichtsausdruck zur Schau wie bei ihrem letzten Treffen in Salamanca, doch überraschenderweise leuchtete sein Gesicht auf, als er Hadley bemerkte.
»Nun, Professor Hadley, so sehen wir uns wieder!«, rief er fröhlich.
Mercedes gesellte sich zu ihnen, und gemeinsam gingen sie die Treppe hinauf und stießen die immer noch offene Wohnungstür auf.
»Ich hätte nie gedacht, dass Sie mich anrufen würden«, sagte Rueda leicht spöttisch, als er Mercedes die Hand schüttelte. »Was haben Sie denn für ein Problem? Ein Einbruch? Zu trivial für Ihre einflussreichen Freunde in Madrid?« Er blickte sich demonstrativ um, als wolle er andeuten, dass es keineswegs nach einem Einbruch aussah.
Hadley erklärte, dass sie gerade von einer kurzen Auslandsreise
zurückgekehrt waren und die Tür offen und die Wohnung ausgeraubt vorgefunden hatten.
»Wissen Sie, was fehlt?«
»Papiere, soweit wir das feststellen konnten.« Hadley kam es dumm vor, das zu sagen, was seinen Ärger bloß noch verstärkte. »Nur Papiere.«
» Wertvolle Papiere?« Rueda spielte immer noch den zynischen Cop.
»Ja, Inspektor«, erwiderte Hadley, »äußerst wertvoll für mich und für meinen Verleger. Aber wertvoll oder nicht«, fuhr er fort, »das hier ist unser Zuhause, und jemand ist hier mit Gewalt eingedrungen, und ganz abgesehen davon, was mitgenommen wurde oder auch nicht, ist das unerträglich!«
»Eine Menge Dinge sind unerträglich, Professor, das wissen wir alle.« Mit dieser Bemerkung traf Rueda auch Mercedes. »Was glauben Sie, was der Dieb oder die Diebe gesucht haben?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Hadley nicht ganz wahrheitsgetreu.
»Schmuck? Irgendwelche Wertsachen?«
Hadley schüttelte den Kopf. Rueda ging während ihrer Unterhaltung in der Wohnung umher und sah sich um, als suche er nach Hinweisen, die nur er entdecken konnte, trug aber immer noch seinen Mantel und seinen Regenhut.
»Irgendwelcher … Stoff?«
»Inspektor Rueda!«, protestierte Hadley.
»Ich frage ja nur«, erwiderte Rueda, ohne sich direkt zu entschuldigen. »Enthalten Ihre fehlenden Unterlagen irgendwelche sensationellen Enthüllungen?«
»Im historischen Sinne eher bedeutende als sensationelle«, erklärte Hadley.
»Nichts, für das die Presse bezahlen würde?«
»Nein.«
»Andere Autoren? Neid? So etwas kommt vor, müssen Sie wissen.«
»Nein, das glaube ich nicht.«
»Nun, Mr Hadley, dann sagen Sie mir doch bitte, warum jemand Ihre Papiere stehlen sollte?«
»Wie ich schon sagte, Inspektor, ich weiß es nicht. Aber in meine Wohnung wurde eingebrochen. Wollen Sie damit sagen, dass wir gar nichts unternehmen sollten?«
»Darf ich?« Rueda ging ins Schlafzimmer und sah sich dann in Küche und Bad um. Er öffnete das Schlafzimmerfenster, das auf den Kirchhof hinausging, und bemerkte, wie friedlich man es doch mitten in der Stadt haben konnte.
»Nein, ich schlage nicht vor, dass wir gar nichts tun, Professor«, sagte er schließlich. »Ein oder zwei Dinge können wir schon tun. Wie lange waren Sie fort?«
»Vier Tage«, antwortete Hadley.
»Sie beide?«
Sie nickten.
»Vielleicht haben Sie ja Glück«, erklärte Rueda herablassend. »In Ihrer Straße gibt es zwei Überwachungskameras.« Er nickte zur Vorderseite des Gebäudes. »Eine davon verfügt über eine Zweiundsiebzig-Stunden-Schleife. Und sie läuft auch am Wochenende.«
»Können wir uns die Bänder ansehen?«
»Das müssen Sie sogar«, meinte Rueda ernst. »Sehen wir, ob wir nicht zusammen ein paar Fremde bemerken.«
»Wann?«, fragte Mercedes ungeduldig.
»Sie wissen doch noch, wo mein Büro ist, oder?« Der Inspektor lächelte. »Ist Ihnen morgen früh um neun Uhr recht?«
»Sicher.«
»Gut. Ich schicke erst einmal einen meiner Leute hier rauf«, verkündete er, als er zur Tür ging. »Er soll sich hier umschauen und sehen, ob wir ein paar Fingerabdrücke oder etwas anderes Nützliches finden können.«
»Und einen Schlosser?«, fragte Hadley.
»Und einen Schlosser«, erwiderte Rueda grinsend. »Den Sie bezahlen werden.«
Als sie allein waren, zeigte Hadley Mercedes das Telefon und die Nachricht des
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