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Codename Hélène

Codename Hélène

Titel: Codename Hélène Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Juergs
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amerikanischen Offizieren angekündigt. Die Nachricht, in welcher Nacht sie wo landen werden, hat Roger Faucher entschlüsselt, ein erst 19 -jähriger Funker. Er ist per Fallschirm von SOE in die Auvergne geschickt worden, falls Roland ausfallen sollte. Roger ist zwar nicht so schnell wie der, aber er hat ihm trotz seiner Jugend eine unerschütterliche Gelassenheit in gefährlichen Situationen und den gelassenen Umgang mit Männern voraus, weil er Frauen liebt. Nach wie vor steht Roland alias Denis Rake wegen seiner etwas andersartigen Neigungen unter Bebachtung. Mal behält ihn Nancy Wake im Auge, mal René Dusacq. Denn junge Männer, die alle irgendwo dicht gedrängt auf dem Boden schlafen müssen, könnten eine zu große Versuchung sein, und die Nackten im Wasser für ihn erst recht.
    Major Farmer und Colonel Gaspard hatten die Ruhe professionell ausgenutzt. Was sie unternahmen, nennt man im militärischen Jargon eine Inspektion der Truppen im Feld. Hier aufgrund der Umstände geschah das unter ganz anderen Bedingungen. Die Inspektoren kamen zwar auch überraschend zu Besuch, aber das lag nur daran, dass sie sich mit größter Vorsicht langsam bewegen mussten und stets vorbereitet waren auf Überraschungen durch einen feindlichen Hinterhalt oder eine Straßensperre. Sie fuhren in einem umgebauten Peugeot, dessen Karosserie durch ein paar Panzerplatten verstärkt war, die zumindest Gewehrkugeln abhalten würden. Ein Maschinengewehr war so geschickt eingebaut worden, dass es sich im Notfall aus dem offenen Dach heraus bedienen ließ. Auf ihrer Tour hakten sie Truppe um Truppe ab, suchten aber auch nach geeigneten Wiesen oder Feldern für künftige Waffen- und Materiallieferungen.
    Die Wünsche der Kämpfer, nach denen zu fragen sie nicht vergaßen, waren simpel: Socken, Schuhe, Schokolade, Kaffee, Tee, Zigaretten. Was für Hélène abgeworfen wurde, Kosmetik und Parfüm, interessierte die Männer nicht. Nancy dagegen war Vera Atkins, die solche guten Gaben in England ein-, zweimal organisierte, natürlich dankbar, wenn sie ein Päckchen entdeckte, auf dem »Pour Hélène« stand. Sobald die beiden so unterschiedlichen Offiziere Farmer und Gaspard, der eine ausgebildet, der andere selbst befördert, passende Landefelder entdeckt hatten, gaben sie die mithilfe von Roger oder Roland nach London durch, und tatsächlich landeten dann mit der nächsten Welle, jeweils in der Woche vor oder der Woche nach einem Vollmond, Hunderte von Fallschirmen mit Waffen, Munition, Material.
    Kontakt per direktem Funkverkehr, getestet in den zurückliegenden Monaten zwischen anlandenden Flugzeugen und Geräten der Empfangskomitees oder per S-Phone , entwickelt von den Tüftlern der Abteilung Royal Signals , minderte die Gefahren in der entscheidenden Phase vor der Landung. Denn falls aus dem Kopfhörer des Piloten oben in der Lysander eine Botschaft zwar in plain English , aber mit deutschem Akzent hörbar wurde, drehte er umgehend ab Richtung Heimat. Grundsätzlich waren die technischen Neuheiten jedoch ein Fortschritt im Agentendasein. Sie wurden nun am Körper angeschnallt getragen, es entfiel der vorher nötige Aufbau von Antenne und Funkgerät. Die Signale konnten von deutschen Peilstationen nur aufgefangen werden, wenn die sich just in dem Augenblick innerhalb eines Radius von einer Meile befanden.
    Um die richtigen Codes für die jeweiligen Tage kümmerte sich Nancy Wake. Sie benötigte dafür das Stück Seide, auf das die nach dem Zufallsprinzip ausgewählten Zahlen zum Entschlüsseln oder Verschlüsseln gedruckt waren. Die galten nur an einem bestimmten Datum. Mussten also sorgfältig vor der Verschlüsselung oder Entschlüsselung einer Botschaft überprüft werden. Die BBC -Nachricht »The birds are jolly in the spring« zum Beispiel hatte mit fröhlichen Vögeln im Frühling wirklich nichts zu tun. Aber nach der Entkodierung wusste Agentin Hélène, dass »up to 50 containers on plum F 6 « ankommen werden. Fünfzig Container mit Waffen im Feld Plum . Sie durfte keine Fehler machen, denn aus denen könnten tödliche Pannen erwachsen. Sonst wartete dann nicht der Maquis auf die vom Himmel schwebenden Agenten, sondern deutsche Soldaten, sonst landeten jene irgendwo auf einem Feld, wo aber niemand sie empfing, weil Ort und Zeit verwechselt worden waren.
    Das Prinzip der Funksprüche aus und nach Frankreich hieß bei SOE im Jargon der Geheimdienste One Time Pad , weil das Stück Seide im Gepäck der anlandenden Agenten zwar

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