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Codename Hélène

Codename Hélène

Titel: Codename Hélène Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Juergs
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des »Goldenen Ehrenzeichens« der NSDAP , mit Sitz im Vatikan. Die Feinde seiner Feinde waren seine Gesinnungsfreunde. Oder weil die US -Geheimen im beginnenden Kalten Krieg gegen die bis 1945 gegen die Nazis mit den USA verbündeten Kommunisten von keinerlei moralischen Bedenken geplagt waren, sich auch der Nazi-Verbrecher zu bedienen.
    Klaus Barbie, der »Schlächter von Lyon«, der viele Widerstandskämpfer hatte hinrichten lassen und auch eigenhändig Gefangene zu Tode folterte, der verantwortlich war für die Deportation jüdischer Kinder in Vernichtungslager, schlüpfte zunächst beim CIC unter, wo seine mörderische Vergangenheit kein Hinderungsgrund für ein Engagement war, und flüchtete 1951 dann über die Rattenlinie nach Bolivien, mit einem falschen Pass auf den Namen Klaus Altmann versehen. Für die dortige Militärdiktatur, eine Bande von Verbrechern in Uniform, was ihm als Spezies Unmensch aus dem Dritten Reich vertraut war, organisierte er deren brutale Aktionen gegen Oppositionelle und Rebellen. Der deutsche Bundesnachrichtendienst unter Reinhard Gehlen, ebenfalls ein in der Wolle gefärbter, aber im Kalten Krieg nützlicher Nazi, bezahlte ihn sogar ein Jahr lang als Agent im Auslandseinsatz. In Frankreich war Barbie bereits in Abwesenheit zum Tode verurteilt, aber nie ausgeliefert worden. Das geschah dank Beate und Serge Klarsfeld, die, ungebrochen durch Rückschläge und Enttäuschungen, nie aufgaben, ihn zu jagen, nach dem Sieg der Demokratie in Bolivien erst 1983 . Vier Jahre später fand der Prozess statt. Das Urteil: schuldig der Verbrechen gegen die Menschheit. Lebenslange Haft. Der Kriegsverbrecher Barbie starb 1991 im Gefängnis von Lyon an Krebs.
    Das andere Leben der Nancy Wake, das spannende, das abenteuerliche, das gefährliche, ist endgültig vorbei, als sie 1949 zurückkehrt in ihr früheres. Nach Australien. Dort wird die 38 -Jährige gefeiert als Heldin im Kampf gegen die Nazis. Im Krieg gegen Hitler und für die Freiheit der anderen hatten auch viele Australier ihr Leben verloren, die Schrecken des Krieges waren präsent. Ihre Freundin, mit der sie an jenem Abend in Paris am Tisch saß, als der französische Kellner ihre Schlagfertigkeit erlebte, begleitet sie. Kathleen wird in Sydney bleiben, als Frau von Stan Wake.
    Auch seine Schwester Nancy kann sich vorstellen, sesshaft zu werden. Die Heimgekehrte nimmt das Angebot der Liberalen Partei an, als Kandidatin gegen einen Labour-Politiker bei der Regionalwahl in New South Wales anzutreten. Wieder mal ein typischer Spontanentschluss, denn in Wahrheit hat sie natürlich keine Ahnung von dem, was da auf sie zukommen wird. Die Profis bedienten sich ihrer, weil sie berühmt war. Sie wiederum fühlte sich geschmeichelt und nannte ihre Entscheidung später im Rückblick zweifellos das Dümmste, was sie je im Leben gemacht habe: »Without a doubt the most stupid thing I ever did was to join the Liberal Party of New South Wales and became involved with politics.«
    Was aber nicht nur daran lag, dass sie als Aushängeschild benutzt worden war und ihrem Gegenkandidaten knapp mit 20 6 65 Stimmen gegenüber 20 9 05 unterlag. Sondern auch an alltäglichen Erfahrungen. Die gesellschaftlich einzig akzeptierte Rolle der Frau in der Macho-Society Australiens war nach wie vor diejenige, die ihr ihre Mutter Ella gepredigt hatte. Im Wahlkampf zählten weniger ihre Argumente, wovon sie außer ihrem Bekenntnis, ohne Freiheit sei alles im Leben nichts, keine überzeugenden besaß, sondern ihre Art, ihr Aussehen, ihr Benehmen. Sie andererseits war es längst gewöhnt, sich gleichberechtigt unter Männern zu bewegen und sich, falls das ein Mann in Zweifel ziehen wollte, zur Wehr zu setzen.
    Mit Argumenten konnte sie nicht kontern, wenn sich Wähler in Leserbriefen darüber aufregten, dass sie Bier trinkend unter Männern abgebildet worden war, weil das einer Lady nicht gezieme. Hätte sie antworten sollen: Bin keine Lady? Bin ein Tramp? Andere echauffierten sich, dass sie ihre schlanken, gebräunten Waden zeigte, statt züchtig dunkle Strümpfe zu tragen. Oder dass sie auf der Bühne bei Wahlveranstaltungen mit übergeschlagenen Beinen nach lässiger Männermanier saß statt mit zusammengepressten Knien, die ein langer Rock verbarg. Nancys trockener Kommentar, der sofort zitiert wurde, aber ihr zusätzlich schadete, weil auch der als leichtfüßig galt: Sie habe nur vermeiden wollen, dass man aus den Reihen des Versammlungssaales nach oben blickend ihr

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