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Codename Hélène

Codename Hélène

Titel: Codename Hélène Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Juergs
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das Kommando über zehn Mann übernahm, deren Anführer gefallen war, und dadurch nicht nur die Franzosen, sondern auch die beiden amerikanischen Offiziere gerettet habe. Auch das entsprach dem tatsächlichen Geschehen.
    Die beiden in der Auvergne damals abgesprungenen US -Offiziere John Alsop und Reeve Schley mussten tatsächlich zwar nicht aus den Fängen der Gestapo befreit, sondern bei einem Angriff der Deutschen aus einer ausweglos scheinenden Situation in ein sicheres Versteck gerettet werden. Was unter der wagemutigen Führung von Agentin Hélène gelang. Dafür bekam sie von den Amerikanern die Medal of Freedom in Bronze, eine der beiden höchsten Auszeichnungen der USA für außergewöhnliche Leistungen von Zivilpersonen: »Her daring conduct in the course of an enemy engagement safeguarded the lives of two American officers under her command.«Zum ausgezeichneten Klub der Medaillenträger gehören unter anderen auch Marlene Dietrich und John Steinbeck und Bob Dylan.
    Andere Sätze des Botschafters streiften aber wieder den Bereich Märchen und Legenden. Dass »Ensign Wake« allein losgezogen war, um einen Funker zu finden, weil sie keinen Kontakt mehr hatten nach London, ist zwar wahr. Doch der Rest stimmte nicht. Diskrete Rückfragen bei der zu Ehrenden hätten das ergeben. »She covered some 200 kilometers, on foot, and by remarkable steadfastness and perserverance suceeded in getting a message through to London. […] it was largely due to these efforts that the circuit was able wo work again.«Einen Fußmarsch über 200 Kilometer durch unbekanntes bergiges Gelände hätte sie trotz aller Ausdauer und unerschütterlichem Willen nicht geschafft. Beim Schlussakkord allerdings, da lag er mit jeder Note wieder richtig, denn Wakes »ability, endurance, courage and complete disregard for her own safety earned her the respect and admiration of all with whom she came in contact. The Maquis troop, most of them rough and difficult to handle, accepted orders from her, and treated her as one of their own male officers.«
    Dabei stützte er sich fast wörtlich auf einen »To Whom It May Concern«-Brief von Maurice Buckmaster, der im Juli 1945 aus dem Dienst ausgeschieden war. Sie sei aktiv gewesen in den gefährlichsten Missionen im Feindesland, und dass sie dabei die Führung übernommen habe und die Verantwortung, hätten die Männer des Maquis nie infrage gestellt. Nancy Wakes geradezu beispielhafter Mut unter schwerem Beschuss der militärisch ihnen überlegenen Gegner war outstanding , überwältigend, außergewöhnlich.
    Die Formulierungen, mit denen die Leistungen und die Tapferkeit von Nancy Wake gefeiert wurden, wiederholten sich in fast allen Begründungen der auf sie einstürzenden Orden: Den France and Germany Star bekam sie für ihren Einsatz zwischen D-Day und Kriegsende am 8 . Mai. Die War Medal war eher nebensächlich, denn die wird verliehen an alle, die zwischen 1939 und 1945 mindestens 28 Tage lang im Dienst des Vaterlands standen, wohingegen die Defence Medal besonders an jene vergeben wurde, die durch Sabotageakte, »mine and bombs disposal«, zum Sieg beigetragen hatten. Das passte wiederum zu Agentin Hélène, ebenso das Croix de Guerre und die Medaillen der Résistance und die Ernennung zum Chevalier de la Legion d’Honneur , wohingegen die Orden ihrer beiden Heimatländer Australien und Neuseeland, Badge in Gold und Companion of the Order of Australia , nicht viel bedeuteten.
    Was sie grundsätzlich von all dem Blech und Gold und Messing hält, lässt sich an einer Zahl festmachen: Als sie Geld braucht, gibt sie alle zusammen an eine Auktion für Sammler von Militaria. Und erzielt damit 60 0 00 Pfund. Ihr trockener Kommentar, davon könne sie sich zu essen und zu trinken kaufen, die Orden selbst seien dagegen unverdaulich, nicht konsumierbar, kommt nicht bei allen gut an, die sie ihr in bedeutungsvollen Zeremonien verliehen hatten. Ihr Ruhm bleibt dennoch ungebrochen groß. Die Legende der »Weißen Maus« ist unsterblich.
    Den Respekt vor allem der raubeinigen Kerle vom Maquis hatte sie sich wahrlich verdient. Ihre Eigenschaften, tatkräftig bewiesen während der Kämpfe am Mont Mouchet, stets ohne Rücksicht auf die eigene Sicherheit, wurden bewundert. Sie war mutig, sie war belastbar, sie organisierte den Alltag im Untergrund. »Admiration and respect« gingen so weit, dass die Männer Mademoiselle Andrées Befehlen so selbstverständlich gehorchten wie denen ihrer eigenen Offiziere. Und

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