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Codename Hélène

Codename Hélène

Titel: Codename Hélène Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Juergs
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ausgeschenkt wurde. Nach zehn Tagen, immer in Gefahr, von einem deutschen U-Boot entdeckt und von einem Torpedo getroffen zu werden, weil längst kein Unterschied mehr gemacht wurde zwischen Kriegs-, Passagier- oder Handelsschiffen, sondern rücksichtslos alle zum Abschuss freigegeben worden waren, erreichten sie Schottland. Und Nancy Fiocca nach einigen Schwierigkeiten wegen der Namen in ihrem Pass und Rückfragen bei einem gewissen Ian Garrow vom britischen Geheimdienst per Eisenbahn dann Ende Mai 1943 London.
    Dort wird sie bereits erwartet. Ein britischer Offizier möchte ihre glückliche Ankunft begießen und bittet sie zum Diner ins berühmte Restaurant »Quaglino’s«. Er ist der Mann, dem sie vor bald drei Jahren in der Bar des Hôtel du Louvre et de la Paix ein zweites Bier bezahlt und später zur Flucht aus dem Fort Saint-Jean verholfen hat: Captain Leslie Wilkins, genannt Wilkie.

KAPITEL 4
    Drei Kondome zum Frühstück
    D as scheinbar Naheliegende liegt fern. Erste Adresse, unter der ausgesuchte Querdenker der Special Operations Executive ( SOE ) ab Ende Juli 1940 in London alle Vorschläge für den Schattenkrieg prüften oder verwarfen, war zwar 64 Baker Street. Aber mit den Baker Street Irregulars , den Geheimen von Sherlock Holmes, erdacht von Sir Conan Doyle und von ihm angesiedelt ein paar Dutzend Häuser weiter auf der anderen Straßenseite in 221 Baker Street, hatten diese Geheimen hier nichts gemein. Sie sollten nicht Täter ermitteln wie Doyles Detektivpaar, denn die waren bekannt, sondern die Opfer ermuntern, es den Tätern heimzuzahlen. Ihren Auftrag hatte Winston Churchill bei der Gründung im Juli 1940 auf seine unnachahmlich klare Art und Weise genannt: »Stir up the torpid French and set Europe ablaze« – die im Schock der Niederlage erstarrten Franzosen aufzuwecken, aufzuwühlen und Europa in Brand zu stecken.
    Es war Zufall, dass sie ausgerechnet in der Baker Street ein Firmenschild Inter Services Research Bureau anschrauben ließen. Was darauf stand, klang harmlos unverdächtig. Offenbar bot in diesem fünfstöckigen Gebäude Nummer 64 irgendeine Firma Recherchedienste aller Art an. In Wahrheit wurde da nach Methoden gesucht, mittels Sabotage und Spionage und Überfällen den »Hunnen« auf dem Kontinent das Leben schwer, besser noch: das Überleben unmöglich zu machen.
    Offiziell gab es die Abteilung zur »Ausführung besonderer Unternehmungen« nicht. Zähneknirschend hatten sich die Herren vom etablierten Geheimdienst damit abgefunden, dass seit der Gründung von SOE nicht mehr sie allein im Untergrund die Masters of Universe oder wenigstens die des Commonwealth waren. Nach wie vor erschien es der für Auslandseinsätze zuständigen Sektion der Military Intelligence ( MI 6 ) aber als unangemessen für ihr Gewerbe, dass Laienschauspieler auf die Bühne geschickt und, schlimmer noch, sogar Frauen für die Auftritte rekrutiert und trainiert wurden. Auf solche absurden Ideen wären sie nie gekommen.
    Als sie erfuhren, dass SOE die Frauen nicht nur als Hilfskräfte in England einsetzte, sondern auch für den Einsatz im Feindesland ausbilden ließ, dass sie bewaffnet wurden und mit Männern gemeinsam per Fallschirm über Frankreich und vielen anderen von Deutschen besetzten Ländern Europas abspringen sollten, protestierten sie sogar schriftlich. Diese bloody amateurs , diese blutigen Amateure, würden ihre eigentlichen Agenten, die wahren Profis, oft eingesetzt in den gleichen Regionen, nicht etwa unterstützen können, sondern im Gegenteil eher gefährden. Das galt ebenso für die Einsätze in Asien, in Fernost, wo nach dem Kriegseintritt Japans aufseiten der Nazis ebenfalls die Special Operations Executive aktiv wurde. Die Sektion F, wobei F für Frankreich stand, hatte nicht nur »besondere Freunde« in den eigenen, den britischen Reihen. Auch France Libre unter Charles de Gaulle attackierte die ungeliebte Konkurrenz, statt sich über Verbündete im Kampf um die verlorene Heimat zu freuen. Chef der Abteilung Frankreich und damit weit oben auf der Karriereleiter, vier Sprossen unter dem von Winston Churchill mit der politischen Verantwortung und Leitung betrauten Hugh Dalton, dem später Colin Gubbins folgte, war Colonel Maurice Buckmaster. Wie bei allen Sektionsleitern von SOE galt seine professionelle Leidenschaft den Unheiligen Drei Königen Subversion, Sabotage, Spionage.
    Er brachte sowohl nützliche als auch notwendige Voraussetzungen für das Kommando F mit. Buckmaster sprach

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