Codename Merlin - 3
Volk auswirken würde. Dennoch bin ich vorrangig Priester, und nicht Politiker. Ich bin sogar vorrangig Priester, und nicht Erzbischof. Ich diene Gott; ich bitte Ihn nicht darum, mir zu dienen, und ich weigere mich schlichtweg, ein Leben voller Angst vor meinen Feinden zu leben. Ich weigere mich sogar, meine Feinde − oder auch meine Freunde − auch nur glauben zu lassen, ich würde in Angst leben. Dies ist eine Zeit, die Kühnheit erfordert, Cayleb, keine Schüchternheit. Für Euch selbst habt Ihr das sehr wohl begriffen. Und nun müsst Ihr auch verstehen, dass es für mich ebenfalls gilt.«
»Das ist ja alles durchaus berechtigt, Eure Eminenz«, warf Merlin respektvoll ein. »Und ich will Euch auch keineswegs widersprechen. Aber es gibt sehr wohl einen Unterschied zwischen Euch und dem König.«
»Und dieser ›Unterschied‹ ist bitte genau was, Seijin Merlin?«, fragte Staynair.
»Seine Majestät ist stets und in aller Offenheit von Leibgarden umgeben«, erwiderte Merlin. »Es mag an der Zeit sein, Risiken einzugehen, sogar wagemutige Risiken, aber auf ihn ein Attentat verüben zu wollen, wäre außerordentlich schwierig. Ich überlasse es Euch selbst zu … überdenken, wie schwierig es wäre, Euch in dieser Weise zu erreichen. Erneut zu erreichen.«
»Wie stets, ist Euer Einwand durchaus stichhaltig«, gab Staynair zu. »Aber das ändert nichts an meiner Argumentation. Und ich darf vielleicht auch noch darauf hinweisen, dass ich außerhalb der Kathedrale, wenn also nicht gerade Messen gelesen werden, stets durch die Erzbischöfliche Garde beschützt werde.«
»Womit Ihr keineswegs auf das eingeht, was Merlin gerade eben angemerkt hat«, sagte Cayleb nun streng. Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und bedachte den Erzbischof mit einem finsteren Blick. »Ich bin wirklich geneigt Euch zu befehlen, Eure Gewohnheiten zu ändern.«
»Ich hoffe inständigst, dass Ihr dieser Versuchung werdet widerstehen können, Euer Majestät. Es würde mich zutiefst betrüben, einen königlichen Befehl zu missachten.«
»Und genau das würdet Ihr auch!«, grollte Cayleb. »Das ist ja auch der einzige Grund, warum ich immer noch nur ›geneigt‹ bin, Euch diesen Befehl zu erteilen, statt es tatsächlich zu tun!«
»Es ist nicht meine Absicht, Euch Probleme zu bereiten, Euer Majestät. Es ist meine Absicht, meine seelsorgerischen Pflichten in jener Weise zu erfüllen, die ich für diejenige halte, die Gott von mir erwartet. Ich bin mir der Risiken, die damit einhergehen, sehr wohl bewusst. Ich weigere mich lediglich, mich von diesen Risiken dazu verführen zu lassen, weniger Gottes Priester zu werden, als Er es von mir verlangt.«
Caylebs Miene wurde noch säuerlicher, und seine Nasenflügel bebten. Doch dann schüttelte er den Kopf.
»Also gut. Also gut!« Er fasste sich an den Kopf. »Ihr wisst selbst, dass Ihr ein Narr seid! Ich weiß, dass Ihr ein Narr seid. Aber wenn ich Euch nicht aufhalten kann, dann kann ich das eben nicht. Aber was ich tun kann, das ist, selbst einige Vorkehrungen zu treffen.«
»Beispielsweise, Euer Majestät?«, fragte Staynair ein wenig misstrauisch.
»Erstens werde ich eine ständige Wache um die Kathedrale postieren«, sagte Cayleb grimmig. »Ich mag ja nicht imstande sein zu verhindern, dass Leute Dolche in die Messe hineinschmuggeln, aber ich kann verdammt noch eins sicherstellen, dass niemand unbemerkt ein oder zwei Fässer Schießpulver hereinbringt, wenn gerade niemand hinschaut!«
Staynair wirkte ein wenig unglücklich, doch er nickte fügsam.
»Und zweitens, Maikel − und ich warne Euch jetzt, ich werde keinerlei Einwände Eurerseits hinnehmen −, ich werde einige von General Chermyns Scharfschützen in der Kathedrale selbst postieren.«
Der Erzbischof schien sich innerlich anzuspannen, doch Cayleb hielt ihm warnend den ausgestreckten Zeigefinger unter die Nase.
»Ich habe Euch gesagt, ich werde keinerlei Widerrede dulden«, sagte er in gestrengem Ton, »und das meine ich auch so. Ich werde dafür sorgen, dass man sie so wenig wie nur möglich bemerken wird − vielleicht werde ich sie auf einer der oberen Galerien postieren. Aber sie werden da sein, Maikel. Sie werden natürlich keine Seijins sein, also rechnet nicht damit, dass sie in der Lage sein werden, Merlins nette kleine Vorstellung von heute nachzuahmen, ohne dabei nicht vielleicht doch den einen oder anderen Unbeteiligten zu töten, aber sie werden auf jeden Fall dort sein − nur für den Notfall.«
Einen lang
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