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Codename Merlin - 3

Codename Merlin - 3

Titel: Codename Merlin - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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gezogenen Moment voller Anspannung wirkte es, als wolle Staynair dennoch Einwände erheben. Dann sackten seine Schultern ein wenig herab, und er seufzte.
    »Also gut, Cayleb«, sagte er. »Wenn Ihr wirklich darauf besteht.«
    »Das tue ich allerdings.«
    Caylebs Stimme war ebenso unnachgiebig wie sein Gesichtsausdruck, und Merlin war mit seinem König ganz einer Meinung. Natürlich war es, äußerst gelinde ausgedrückt, unwahrscheinlich, dass zwei oder drei Scharfschützen − oder auch ein ganzes Dutzend − den Attentatsversuch dieses Morgens hätten vereiteln können. Nur dank Merlins gesteigerter Reaktionsgeschwindigkeit und dank der Tatsache, dass er über die ganze Kathedrale ferngesteuerte Sensoren verteilt hatte, war es ihm möglich gewesen, rechtzeitig zu begreifen, was geschehen war, um tatsächlich etwas dagegen unternehmen zu können. Scharfschützen, die auf gewöhnliche Sinnesorgane und Reflexe angewiesen waren, würden seine Leistung höchstwahrscheinlich nicht wiederholen können − und das war noch milde ausgedrückt.
    Andererseits, sagte er sich selbst grimmig, kann ich ja auch noch die eine oder andere Vorkehrung treffen. Und Seine Eminenz Erzbischof Zu-Stur-Als-Gut-Für-Ihn-Ist wird auch dagegen nicht das Geringste ausrichten können, weil ich, anders als Cayleb, nicht die Absicht habe, darüber vorher mit ihm zu sprechen!
    Er gestattete sich nicht, sich seine Gedanken in irgendeiner Weise anmerken zu lassen, obwohl er eine gewisse Befriedigung daraus zog, eine Möglichkeit gefunden zu haben, Staynairs Starrköpfigkeit zu unterlaufen. Schon jetzt war Owl damit beschäftigt, das Sensoren-Netzwerk in der Kathedrale von Tellesberg und auch in deren unmittelbarem Umkreis umzugruppieren und aufzustocken. König Caylebs Gardisten mochten ja vielleicht nichts darüber aussagen können, welche der Gemeindemitglieder des Erzbischofs sich dafür entscheiden mochten, einer Messe mit einem geschmackvoll verborgenen Dolch beizuwohnen, Owls Sensoren hingegen sehr wohl. Und ein gewisser Merlin Athrawes würde keinesfalls zögern, sich jemandem entgegenzustellen, der in seiner Zerstreutheit möglicherweise vergessen hatte, seine Waffe abzulegen.
    Das war der einfache Teil, aber Merlin hatte nicht die Absicht, es dabei bewenden zu lassen.
    Owl hatte bereits damit begonnen, Staynairs Gewänder Stich für Stich und Edelstein für Edelstein zu kopieren. Wenn Merlins KI damit fertig wäre, musste es sogar für Staynair völlig unmöglich sein, einen Unterschied zwischen der ›Handarbeit‹ der KI und den Originalen zu bemerken. Aber im Gegensatz zum Original würden die Kopien aus den neuesten Antiballistik-Materialien bestehen, durchzogen von Nanotechs, die im Falle eines Aufpralls gleich welcher Art die Oberfläche des Gewands in einen Panzer verwandelten, der leistungsfähiger war als jede Plattenrüstung. Und sobald die Gewänder erst einmal unbemerkt ausgetauscht worden waren, wäre es an der Zeit, Gleiches mit jeder einzelnen Soutane des Erzbischofs zu tun. Das gesamte Projekt sollte Owl am Ende des aktuellen Fünftages abgeschlossen haben.
    Und dann, Eure Eminenz, wird der nächste Hurensohn, der es versuchen sollte, Euch mit einem Messer zu schaden, es mit einem ›Wunder‹ zu tun haben, das abzutun Clyntahn und seinen Freunden wirklich schwerfallen dürfte, dachte Merlin kalt.
    Natürlich bezweifle ich, dass besagter Hurensohn lange genug leben wird, um selber zu begreifen, wie überrascht er wirklich ist.
    Und das sollte Merlin Athrawes nur recht sein.

Juli, im Jahr Gottes 892

.I.
    Königliche Hochschule, Stadt Tellesberg, Königreich Charis
    Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete Rahzhyr Mahklyn das Blatt Papier, das auf seinem Schreibtisch lag. Obwohl die Glasschleifer ihm schon die besten Brillengläser angefertigt hatten, die sie nur herstellen konnten, wurde er doch im Alter zunehmend kurzsichtiger, und die matte Beleuchtung in diesem Raum war nicht gerade hilfreich. Die Öllampen waren mit dem feinsten Krakenöl befüllt, das man nur kaufen konnte, und die Reflektoren der Lampen waren auf Hochglanz poliert, doch es war immer noch nur ein schwacher Abglanz von echtem, natürlichem Sonnenlicht.
    Wenn ich natürlich zu einer vernünftigen Uhrzeit nach Hause gegangen wäre, könnte ich hieran bei Tageslicht arbeiten und müsste mir keine Gedanken um Lampen machen, nicht wahr?
    Angesichts dieses Gedankens verzog er kurz die Lippen, vor allem, da er ganz genau wusste, dass ihm jeder seiner Kollegen

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