Codename Merlin - 3
hier herstellen, würde ein Transport dieser Waren über den Landweg ihre Kosten drastisch erhöhen. Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Wäre die ›Vierer-Gruppe‹ mit ihrem Plan, Charis und die Handelsmarine zu zerstören, tatsächlich erfolgreich gewesen, so hätte sie selbst damit ein gewaltiges Problem geschaffen. Das wäre ein perfektes Beispiel dafür gewesen, die Wyvern zu erschlagen, die das goldene Kaninchen fängt.«
»Selbst wenn wir davon ausgehen, dass alles, was Sie sagen, richtig ist, bedeutet das doch nicht, dass sie nicht versuchen werden, trotzdem genau das zu erreichen, was Ahlvyno gerade angemerkt hat«, betonte Gray Harbor und spielte ganz bewusst die Rolle des Advocatus Shan-weii. »Sie haben bereits einmal versucht, uns zu vernichten, trotz all der ernstlichen Konsequenzen, die das, wie Sie sagen, auch für sie selbst gehabt hätte.«
»Ich habe bereits zugegeben, dass sie einige außerordentlich dumme Dinge beschlossen haben«, erwiderte Howsmyn dem Grafen. »Und sie werden vielleicht wirklich versuchen, uns den Zugang zu ihren Häfen zu versperren. Aber wenn sie das tun, werden diese Sperren so durchlässig sein wie Siebe. Es wird einfach entschieden zu viele Leute geben − einschließlich einiger Verwalter der Vikare selbst, da bin ich mir ganz sicher −, die unsere Handelsgüter wollen und brauchen, als dass eine derartige Handelssperre durchführbar wäre. Nicht einmal der Kirche ist es bislang gelungen, jeglichen Schmuggel zu unterbinden, wie Sie wissen − und eine derartige Blockade zu versuchen wäre viel, viel schwieriger, als nur einige wenige, unabhängig agierende Schmuggler zu jagen.«
»Wahrscheinlich haben Sie damit recht, Meister Howsmyn«, sagte Erzbischof Maikel. »Allerdings vermute ich, die ›Vierer-Gruppe‹ − und vor allem Großinquisitor Clyntahn − wird diesen Versuch sehr wohl unternehmen.«
»Ich beuge mich dieser Einschätzung angesichts Eurer größeren Erfahrung mit dem Denken des Rates der Vikare, Eure Eminenz«, gab Howsmyn zurück. »Aber ich halte an meiner Analyse fest, was geschehen wird, sollte dieser Versuch tatsächlich unternommen werden.«
»Rahnyld von Dohlar wollte schon immer seine eigene Handelsmarine ausbauen«, merkte nun Bynzhamyn Raice, Baron Wave Thunder, an.
Der kahle Wave Thunder mit seiner Hakennase hatte die Spionageabteilung König Haarahlds VII. geleitet. Nun diente er Cayleb in der gleichen Funktion, und in Besprechungen wie dieser ergriff er nur selten das Wort, es sei denn, es habe irgendetwas mit seinem eigenen Aufgabenbereich zu tun. Doch wenn er den Mund aufmacht, so ging es Merlin durch den Kopf, ist es meistens ratsam, aufmerksam zuzuhören. Und genau das galt auch dieses Mal. Der König von Dohlar war zu allen Seiten von ungleich mächtigeren Nachbarn umgeben, wie etwa dem Harchong-Reich oder der Republik Siddarmark. Es bestand für ihn auch keinerlei Möglichkeit, sein Reich zu erweitern, und deswegen mühte er sich bereits seit Jahren, den Seehandelserfolg des Königreiches Charis nachzuahmen.
»Das war schließlich einer der Vorwände, die Rahnyld dazu gebracht haben, die Pläne der ›Vierer-Gruppe‹ so begeistert zu unterstützen«, fuhr Wave Thunder fort. »Nun ja, das und die Kredite, die ihm die Kirche gewährt hat. Unter den gegeben Umständen ist die Kirche, dessen bin ich mir sicher, nur zu gern bereit, ihm einen weiteren Teil seiner Schulden zu erlassen und auch seine Bemühungen zu unterstützen, eine Handelsflotte aufzubauen, die unser eigenes Verschiffungsgewerbe deutlich schwächt. Und die Kirche verfügt über wirklich viel Geld. Sollte die ›Vierer-Gruppe‹ beschließen, eine derartige Verbindlichkeit einzugehen, könnte er zahlreiche Galeonen in See stechen lassen.«
»Falls mich meine Erinnerung nicht trügt, Bynzhamyn«, sagte nun Lock Island, »befinden wir uns immer noch im Krieg mit Dohlar, und es will mir scheinen, als würde das auch eine ganze Zeit lang noch so bleiben. Hatte das nicht irgendetwas damit zu tun, dass wir Rahnylds Kopf gefordert haben?«
Merlin entging nicht, dass einige der Männer am Tisch bei diesen Worten leise lachten.
»Solange dieser Krieg nicht offiziell beendet ist«, fuhr der Admiral fort, »ist jegliches Schiff, das unter der Flagge von Dohlar fährt, legitime Kriegsbeute, und selbst wenn aus irgendeinem Grund katastrophalerweise Frieden zwischen uns und Rahnyld ausbrechen sollte, hat es in den Gewässern rings um Howard schon immer ernstliche Probleme mit
Weitere Kostenlose Bücher