Codename Merlin - 3
nicht gerade ruhig schlafen. Aber wenn wir das, was uns hier vorschwebt, wirklich bewerkstelligen können, dann würde uns das einer Antwort auf die Frage, ob wir überhaupt werden überleben können, deutlich näher bringen − und das ist Ihnen ebenfalls bewusst. Gott weiß, wie sehr ich Sie vermissen werde, aber Maikel könnte während Ihrer Abwesenheit Ihre Stelle als Erster Berater einnehmen. Er weiß alles, was Sie und ich besprochen haben, und aufgrund seiner Position blieben ihm die üblichen politischen Streitereien und Grabenkämpfe erspart, mit denen sich jeder andere würde herumschlagen müssen. Tatsächlich ist Maikel auch der einzige andere denkbare Kandidat für den Posten des Botschafters, der mir überhaupt eingefallen ist, und um ganz ehrlich zu sein: Wir können es uns gerade in diesem Moment eher leisten, wenn Sie das Königreich verlassen, als dass Maikel seiner Erzdiözese fernbleibt.«
Gray Harbor hatte schon den Mund geöffnet, um zu widersprechen, doch dann schloss er ihn wortlos wieder; Caylebs letzter Satz hatte ihn sehr nachdenklich gestimmt. Und dann, trotz sichtlicher Vorbehalte, nickte er.
»Ich verstehe, was Ihr meint«, erklärte er, »und Ihr habt ganz recht. Maikel kann sehr wohl meinen Platz einnehmen.
Ich glaube nicht, dass jemals auf der ganzen Welt ein König oder Prinz seinen Erzbischof gebeten hat, den bescheidenen Posten eines Ersten Ratgebers einzunehmen. Ich sehe sehr wohl gleich mehrere Vorteile, die ein derartiges Arrangement mit sich brächte − vor allem unter den gegebenen Umständen. Wenn die Kirche und die Krone so offensichtlich eng zusammenarbeiten, kann das zumindest keinesfalls schaden! Und er kennt alle unsere Pläne, und sämtliche Routinedokumente und Verfahrensweisen könnte Zhefry völlig eigenständig übernehmen.« Die Lippen des Ersten Ratgebers zuckten. »Das machte er ja, weiß Gott, für mich schon seit Jahren!«
»Die entscheidenden Aspekte hier sind, dass wir notfalls auch ohne Sie auskommen«, sagte nun Cayleb, »und dass ich mir wirklich niemanden vorstellen kann, der eine bessere Chance hätte, Sharleyan zu überzeugen, als Sie. Und je länger ich darüber nachdenke, desto mehr komme ich zu dem Schluss, dass es mindestens ebenso wichtig ist, sie zu überzeugen, wie Hektor von Corisande einen Kopf kürzer zu machen.«
»Und die Vorstellung, auch noch Hilfe dabei zu erhalten, Hektor einen Kopf kürzer zu machen, stellt wahrscheinlich für Königin Sharleyan einen der reizvollsten Aspekte dieses Plans dar«, stimmte Gray Harbor zu.
»Der Gedanke war mir auch schon gekommen.« Einen Moment lang blickte Cayleb seinen Ersten Ratgeber nur schweigend an, dann neigte er den Kopf zur Seite. »Und? Sind Sie bereit, den Gesandten zu spielen?«
.V.
HMS Destroyer, Eraystor Bay, Fürstentum Emerald
»Admiral Nylz ist hier, Sir. Captain Shain begleitet ihn.«
Admiral Sir Domynyk Staynair, frisch ernannter Baron Rock Point, betrachtete gerade voller Interesse eine doppelläufige Steinschlosspistole, doch er blickte auf, als sein Flag Lieutenant respektvoll den Kopf durch den Spalt seiner Kabinentür an Bord der HMS Destroyer schob.
»Ich danke Ihnen, Styvyn«, sagte er. »Bitten Sie sie herein.«
»Selbstverständlich, Sir.«
Kaum merklich deutete Lieutenant Styvyn Erayksyn eine Verneigung an, bevor er sich zurückzog, und Admiral Rock Point lächelte. Der junge Erayksyn war mit mindestens zwei Dritteln aller Aristokraten des Königreiches Charis verwandt. Er war von deutlich höherer Geburt als sein Admiral, auch wenn für Letzteren erst kürzlich der Titel ›Baron Rock Point‹ geschaffen worden war − doch etwas Derartiges war in Charis deutlich weniger üblich als in den meisten anderen Königreichen auf Safehold. Und, so vermutete Rock Point, die Tatsache, dass er selbst der jüngere Bruder des Erzbischofs von Charis war, hätte normalerweise schon ausgereicht, um Erayksyns nun einmal etwas blaueres Blut auszugleichen. Doch in diesem Falle, angesichts der … bemerkenswerten Umstände, unter denen Maikel in den Stand eines Erzbischofs erhoben worden war, erwies sich die Lage ein wenig schwieriger als üblich.
Falls Erayksyn sich seines etwas höheren Standes bewusst war, so ließ er sich das keineswegs anmerken. Doch seine gesellschaftliche Stellung verlieh diesem effizienten, intelligenten Lieutenant dennoch im Allgemeinen eine gewisse, unverkennbare Gelassenheit, wann immer er es mit Vorgesetzten zu tun hatte.
Während sich die Tür
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