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Codename Merlin - 3

Codename Merlin - 3

Titel: Codename Merlin - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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hinter seinem Flag Lieutenant schloss, ließ der Admiral fast bedauernd die Pistole sinken und legte sie zu ihrem Gegenstück in die samtausgeschlagene, handpolierte Holzkiste auf seinem Schreibtisch zurück. Dieses Pistolenpaar gehörte zu den neuesten Errungenschaften, die Baron Seamounts immensem Einfallsreichtum zu verdanken waren, und Rock Point hatte schon immer die stets tatkräftige Herangehensweise an das Leben zutiefst zu schätzen gewusst, und ebenso all die Pflichten, die damit einhergingen. Das war eine Einstellung, die ihm in den meisten Flotten schlecht zu Gesicht gestanden hätte, aber eben nicht in der Royal Charisian Navy − oder zumindest nicht in der jetzigen Royal Charisian Navy. Und diese neue Waffe war ganz typisch für Seamounts Überlegungen.
    Vor der Einführung des Steinschlosses waren Feuerwaffen wie diese Pistole, die Rock Point gerade eben noch einmal begutachtet hatte, bestenfalls ›unpraktisch‹ zu nennen gewesen. Jetzt waren sie alles andere als das … abgesehen natürlich davon, dass sie gewisse Kapazitäten der Produktionsstätten beanspruchten. Rock Point vermutete, Seamount müsse recht beschäftigt damit gewesen sein, den Handwerker im Zaum zu halten, der dieses Pistolenpaar gefertigt hatte, das nun in dem Kästchen auf dem Schreibtisch lag. An sich war es üblich, dass derartige Präsentationswaffen dazu genutzt wurden, nicht nur das technische Geschick ihres Herstellers zur Schau zu stellen, sondern auch dessen künstlerisches Talent. Normalerweise wären diese Pistolen also aufwändig graviert gewesen und − ganz zweifellos − auch mit Einlegearbeiten aus Gold und Elfenbein verziert. Doch dieses Mal bestand die einzige Zier in kleinen goldenen Medaillons, die in die Knäufe der Pistolen eingelassen waren: Sie zeigten zwei gekreuzte Kanonenrohre und einen Kraken − das Wappen, das der König für Rock Points Titel ersonnen hatte.
    Ahlfyrd kennt mich wohl besser als die meisten anderen, ging es Rock Point durch den Kopf, und er lächelte in sich hinein. Er weiß genau, wie wenig ich mit nutzloser Zier anfangen kann.
    Und mehr noch, dachte der Admiral, als er das Kästchen nun wieder schloss und den Riegel einschnappen ließ. Seamount wusste auch, wie sehr er Funktionalität und Nützlichkeit schätzte, und auf diese schlanken Pistolen aus gebläutem Metall traf beides zweifellos zu. Mit einem sauberen, hellen, befriedigenden ›Klick‹ ließen sich die Hähne spannen, und der schwere Geruch von Waffenöl umwehte den Zierkasten wie ein zartes Parfüm. Mit diesen beiden Pistolen, mit ihren je zwei gezogenen Kaliber-Fünfzig-Läufen konnte selbst ein Admiral, der seine Beine nicht mehr zu bewegen vermochte, immer noch über Leben und Tod von vier Menschen entscheiden.
    »Admiral Nylz und Captain Shain, Sir«, murmelte Erayksyn, als er die Kabinentür erneut öffnete und die Besucher zu Rock Point hineinführte.
    »Ich danke Ihnen, Styvyn«, sagte Erayksyn und lächelte dann seine beiden Untergebenen an, als der Flag Lieutenant wieder verschwunden war.
    »Kohdy, Captain Shain«, sprach er sie dann an. »Bitte, nehmen Sie doch Platz.« Mit einer Hand deutete er auf die Sessel, die in der Kabine eigens für Besucher aufgestellt waren.
    »Es tut mir Leid, dass ich nicht an Deck war, um Sie zu begrüßen.«
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen, Mein Lord«, antwortete Admiral Kohdy Nylz für sie beide, während sie sich setzten, und wieder lächelte Rock Point, doch dieses Mal verzog er dabei ein wenig das Gesicht, als sein Blick dorthin wanderte, wo früher einmal die Wade seines rechten Beines gewesen war.
    »Wie geht es Ihrem Bein, Sir?«, erkundigte sich Nylz, der dem Blick seines Vorgesetzten gefolgt war.
    »Besser.« Rock Point hob wieder den Kopf und zuckte kaum merklich die Achseln. »Man hat mir auch schon ein Holzbein angepasst, aber daran wird immer noch gearbeitet. Die schaffen es immer noch nicht, den Winkel zum Fuß richtig hinzubekommen.« Er nahm seinen Beinstumpf von dem Hocker, auf dem er bislang geruht hatte, und beugte vorsichtig das Knie. »Ich kann mich natürlich glücklich schätzen, überhaupt noch ein Knie zu haben, aber das Holzbein selbst stört mich doch sehr. Nun weiß ich aber …« − wieder zuckte er mit den Schultern, doch dieses Mal wirkte es geradezu ironisch − »dass Graf Mahndyr sich mit ähnlichen Schwierigkeiten herumplagen muss.«
    »Das habe ich auch gehört«, bestätigte Nylz und lächelte nun ebenfalls. Rock Points völlig

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