Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Codename Merlin - 3

Codename Merlin - 3

Titel: Codename Merlin - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
Prinz tief Luft.
    »Aber es gibt noch einen anderen Grund, warum das wirklich dumm war, Trahvys«, sagte er dann mit deutlich leiserer Stimme, als befürchte er, irgendjemand könne ihn belauschen. »Es war dumm, weil es der ganzen Welt deutlich vor Augen führt, was die geschätzten Mitglieder der ›Vierer-Gruppe‹ in Wirklichkeit denken.«
    Seine Augen waren sehr dunkel und sehr kalt geworden, und Pine Hollow spürte, wie sich ihm der Magen zusammenkrampfte.
    »Was denken sie denn, Mein Prinz?«, fragte er sehr zögerlich.
    »Sie denken, dass sie jeden vernichten können, den sie vernichten wollen«, erklärte Nahrmahn. »Die rufen ein paar … was hatte Graf Thirsk noch gesagt? Wie hatte Cayleb uns genannt? Ach ja: Sie rufen ein paar ›gedungene Mörder, Vergewaltiger und Räuber‹ zusammen und weisen uns dann an, Charis die Kehle durchzuschneiden. Es war denen doch völlig egal, was das bedeutet − für uns ebenso wie für Charis. Die haben beschlossen, ein ganzes Königreich dem Erdboden gleichzumachen und Tausende von Menschen umzubringen − und mich haben sie dazu benutzt, das in die Tat umzusetzen! Shan-wei soll ihre Seelen holen! Und das Ganze haben die einfach so beschlossen, als wäre diese Entscheidung nicht wichtiger als den Wein für das Abendessen auszusuchen, oder ob man nun Fisch oder doch Geflügel zum Hauptgang zu speisen wünscht. Genau so wichtig ist denen diese Entscheidung gewesen!«
    Ich habe mich getäuscht, dachte Pine Hollow. Nahrmahns Augen sind nicht ›kalt‹. Nur glimmt die glühende Lava darin so tief in seinem Inneren, dass sie kaum zu erkennen ist. Kaum.
    »Nahrmahn«, gab der Graf zu bedenken, »sie sind die Kirche. Sie sind die ranghöchsten Vikare. Sie können tun, was immer sie …«
    »Können sie das wirklich?«, fiel ihm Nahrmahn ins Wort. Der untersetzte Prinz von Emerald hob die rechte Hand und reckte den rechten Zeigefinger dem großen Fenster entgegen. »Können sie das wirklich?«, wiederholte er und deutete auf die Segel der charisianischen Galeonen. »Ich weiß ja nicht, wie es dir geht, Trahvys, aber ich würde doch sagen, ihre Pläne sind nicht ganz so aufgegangen, wie Sie sich das gedacht haben, oder?«
    »Nein, aber …«
    »Das wird nicht hier und jetzt enden, aber das weißt du ja selbst.« Nun klang Nahrmahns Stimme wieder erschreckend ruhig, und er setzte sich auf die gepolsterte Fensterbank. Den Rücken gegen die Wand gelehnt, blickte er zu seinem deutlich höhergewachsenen Vetter auf. »Selbst wenn man nur die weltliche Macht der Kirche betrachtet, stehen die Chancen für Charis natürlich furchtbar schlecht. Aber Cayleb hat bereits bewiesen, dass Charis sich nicht einfach so vernichten lässt. Natürlich hätte ich es auch vorgezogen, die ganze Zeit über hierzubleiben, um selbst mit ansehen zu können, wie sich das alles entwickelt. Jeder andere wird Jahre brauchen, um den Verteidigungsvorsprung zu entwickeln, den Charis schon jetzt nutzen kann, und es wird ungleich mehr Schiffe kosten, und ungleich mehr Menschenleben, und ungleich mehr Gold, als die ›Vierer-Gruppe‹ sich auch nur in ihren schlimmsten Albträumen bislang ausgemalt hat. Städte werden in Flammen aufgehen, Trahvys. Es wird zu Morden kommen, zu Gräueltaten, zu Massakern und Vergeltungsmaßnahmen … ich kann mir noch nicht einmal ansatzweise ausmalen, was alles geschehen wird, und dabei versuche ich genau das wenigstens − im Gegensatz zu dieser ›Vierer-Gruppe‹. Und wenn alles vorbei ist, wird es auf ganz Safehold keinen einzigen Prinzen oder König geben, der nicht genau weiß, dass er seine Krone nicht Gottes Eigener Zustimmung verdankt, und auch nicht der Billigung durch die Kirche, sondern einzig und allein den Launen einer Schar engstirniger, korrupter, gieriger, dummer Männer, die von sich selbst glauben, sie seien die Erzengel persönlich, die in all ihrer Pracht wieder nach Safehold zurückgekehrt sind!«
    Noch nie zuvor hatte Trahvys Ohlsyn derartige Worte von seinem Regenten gehört, und sie nun mit anhören zu müssen, ängstigte ihn regelrecht. Nicht nur wegen all der Dinge, die seine Worte hier implizierten, auch was seine eigene Macht und sein eigenes Überleben anbetraf. Auch wenn Verbündete und Gegner des rundlichen, kleinwüchsigen Herrschers von Emerald gleichermaßen dazu neigten, ihn ständig zu unterschätzen, hatte der Erste Ratgeber schon immer gewusst, dass Nahrmahn von Emerald ein hochgradig gefährlich intelligenter Mann war. Und nun erschien es ihm,

Weitere Kostenlose Bücher