Codename Merlin - 3
Verfügung! Natürlich wird der Bergbau sich rapide beschleunigen, nachdem jetzt das neue Schießpulver nicht nur in der Artillerie eingesetzt wird, sondern eben auch für Sprengarbeiten, aber der Mangel an Metall ist und bleibt unser Engpass hier.«
»Was ist mit Kanonen aus Eisen?«, erkundigte sich Mychail.
»Da sieht es schon deutlich besser aus.« Howsmyn lächelte. »Diese Eisenvorkommen, die Graf High Rock genutzt wissen wollte, kommen uns hier sehr entgegen, auch wenn ich eigentlich nicht damit gerechnet hatte, den Abbau selbst voranzutreiben. Ich hatte zwar durchaus daran gedacht, mir die Abbaurechte zumindest zeitweise zu sichern, aber es hat sich doch herausgestellt, dass es viel praktikabler ist, einfach erfahrene Bergleute anzuheuern und für mich arbeiten zu lassen.« Er schüttelte den Kopf. »Natürlich werden wir erst richtig in Gang kommen, wenn die Kanäle endlich fertiggestellt sind, aber wenn die erst einmal genutzt werden können, wird das unsere Produktion wirklich immens ankurbeln. Natürlich hätte ich das alles ohne die neuen Artillerieaufträge der Krone niemals schaffen können.«
»Natürlich nicht«, stimmte Mychail ihm zu. Schließlich hatte er selbst genau das Gleiche erlebt. Seine Seilerbahnen hatten ihre Produktion um fast dreihundert Prozent gesteigert, und seine Textilmanufakturen wuchsen sogar noch rapider. Die neuen Entkörnungsmaschinen für die Baumwolle sorgten dafür, dass Rohfasern in enormen Mengen zur Verfügung standen, und die Produktivität der angetriebenen Webstühle, die durch die ›Vorschläge‹ von Merlin Athrawes’ überhaupt erst möglich geworden waren, war für jemanden, der nur mit traditionellen Methoden aufgewachsen war, einfach atemberaubend. Allerdings waren diese neuen Methoden für die Arbeiter auch ungleich gefährlicher. Mychail tat alles, was ihm nur einfallen wollte, um diese Gefahren zu minimieren, doch alleine schon die Anzahl und die Ausmaße der Antriebswellen und Riemen, die erforderlich waren, um die Kraft von den Wasserrädern auf die neuen Maschinen zu übertragen, musste man mit eigenen Augen gesehen haben, um sie wirklich glauben zu können. Jeder Fuß dieses Kraftübertragungsweges konnte sofort ein gebrochenes Bein oder einen abgerissenen Arm bedeuten, wenn man nicht furchtbar aufpasste, und die angetriebenen Webstühle selbst konnten entsetzliche Verstümmelungen hervorrufen, wenn man es nur einen einzigen Augenblick lang an Achtsamkeit mangeln ließ.
Na ja, Ehdwyrd und seine Leute müssen seit Jahren damit leben. Wir anderen werden wohl einfach lernen müssen, irgendwie damit umzugehen, dachte er.
Doch auch wenn Mychail genau wusste, dass dieser Einwand durchaus richtig war, fühlte er sich dennoch nicht besser, wenn er an die Männer und Frauen dachte, die bei der Arbeit mit den neuen Gerätschaften bereits Verletzungen davongetragen hatten. Wenigstens hatten sowohl Howsmyn als auch er selbst schon vor geraumer Zeit Betriebsrenten für Angestellte eingeführt, die während der Arbeit verletzt wurden. Und im Gegensatz zu manchen ihrer Kollegen hatten sie noch nicht einmal in Erwägung gezogen, Kinder in den neuen Manufakturen einzusetzen.
Das bedeutet, uns wird es nicht ganz so hart treffen wie manche anderen, wenn nächstes Jahr die neuen Gesetze der Krone gegen Kinderarbeit in Kraft treten, dachte er, und er konnte ein gewisses Gefühl der Befriedigung nicht bestreiten. Howsmyn und er hatten hart dafür gekämpft, dass sie umgehend in Kraft traten, und er wusste, dass Cayleb auch genau das gewünscht hätte, doch der Rat hatte ihn dazu überredet, den Manufakturbesitzern einen gewissen Anpassungszeitraum zuzugestehen.
Und welche Nachteile diese neue Technologie auch haben mochte: Ihre Vorteile waren kaum fassbar. Mychail produzierte Textilien jetzt zu nicht einmal einem Viertel der Kosten, die in der ›Vor-Merlin-Ära‹ angefallen waren, und selbst wenn man sämtliche Investitionen berücksichtigte, die diese neuen Gerätschaften erforderten, würde sich das immens auf sein Endergebnis auswirken. Tatsächlich hörte er schon jetzt die entrüsteten Schreie seiner Konkurrenten auf dem Festland, er und der Rest der charisianischen Textilmanufakturen würden ›ihre‹ Märkte mit qualitativ hochwertiger Ware überschwemmen, deren Preise sie nicht einmal ansatzweise unterbieten konnten, trotz der großen Transportkosten, die sich für die Charisianer ergaben.
Natürlich exportieren wir im Augenblick nicht gerade sonderlich
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