Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Codename Merlin - 3

Codename Merlin - 3

Titel: Codename Merlin - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
Vom Netzwerk:
Tempel-Lande
    Der zarte Duft von Parfum hing in der Luft, die durch die verschwenderisch ausgestattete Suite zog. Fast lautlos drehte sich der Deckenventilator, den über einen komplizierten Mechanismus aus Achsen und Wellen ein Diener im Keller stetig und unablässig mit einer Kurbel antrieb. Zusammen mit anderen herrschaftlichen Anwesen lag das Haus an einer breiten Prachtstraße − das ordentliche Pflaster war makellos sauber, täglich wurde es gewischt. Das Trällern von Vögeln und Wyvern war zu hören; sie kauerten in dem Birnenbaum, den man zur Zierde auf den breiten Grünstreifen in der Straßenmitte gepflanzt hatte; manche der Tiere flatterten auch zwischen den Futterhäuschen hin und her, die einige Bewohner dieser teuren Residenzen eigens für sie aufgestellt hatten.
    Die meisten dieser Residenzen dienten weniger wichtigen Nebenzweigen der großen Kirchendynastien als Stadthaus. Auch wenn sie zweifellos in einem der angeseheneren Vierteln der Stadt lagen, waren sie doch weit genug vom Tempel entfernt, um nur noch als ›respektable Adresse‹ zu gelten. Bei einigen dieser Häuser hatten sogar schon die Besitzer gewechselt − sei es, weil die ursprünglichen Eigentümer mittlerweile weit genug aufgestiegen waren, um den Umzug in ein noch eleganteres, angeseheneres Viertel zu rechtfertigen, sei es, weil die Umstände sie dazu gezwungen hatten, ihr Anwesen zu verkaufen.
    Und natürlich war diese Residenz hier auf genau die Art und Weise in die Hände von Madame Ahnzhelyk gefallen.
    In der Gegend wohnten einige Eiferer, die Madame Ahnzhelyks Anwesenheit als anstößig empfanden − doch es waren nur wenige, und die meisten von ihnen behielten ihre Meinung für sich, denn Madame Ahnzhelyk hatte Freunde. Einflussreiche Freunde, von denen viele von ihnen zu ihren … Kunden gehörten, auch jetzt noch.
    Dennoch war ihr auch die Bedeutung der Diskretion bewusst, und genau das bot ihr Etablissement ihrer Klientel − zusammen mit den Diensten ihrer ausgewählt hübschen und gut ausgebildeten jungen Damen. Selbst diejenigen, die es missbilligten, ein derartiges Etablissement in ihrer Nähe zu haben, verstanden sehr wohl, dass derartige Häuser in der Stadt Zion notwendig und unvermeidbar waren, und im Gegensatz zu einigen anderen, deutlich schäbigeren, Häusern gestattete Madame Ahnzhelyk weder Glücksspiele noch Schlägereien unter Betrunkenen. Ihre Kunden stammten ausschließlich aus den obersten Rängen der kirchlichen Hierarchie.
    Sie war zweifellos eine der wohlhabendsten Frauen in der ganzen Stadt. Wenn man ausschließlich ihren persönlichen Besitz betrachtete, nicht auch noch ihre Position in einer der großen Kirchenfamilien, war sie vielleicht sogar die reichste Frau hier. Beharrlich hielten sich Gerüchte, bevor sie sich für diesen Beruf entschieden und ihren Namen geändert hatte, habe sie einer dieser Familien angehört; doch so recht glauben wollte niemand daran.
    Mit ihren fünfundvierzig Jahren lag Madame Ahnzhelyks eigene aktive Zeit in diesem Gewerbe längst hinter ihr, auch wenn sie immer noch die gleiche schlanke Figur hatte und ihre atemberaubende Schönheit fast unverändert geblieben war; beides hatte zu seiner Zeit für ihren immensen Erfolg gesorgt, bevor sie schließlich in die Geschäftsleitung aufgestiegen war. Andererseits war der Grund für ihren phänomenalen Erfolg nicht allein in ihren körperlichen Reizen oder ihrem Geschick im Bett zu suchen, auch wenn sie mit beidem überreichlich gesegnet war. Doch viel wichtiger war, dass Ahnzhelyk Phonda zugleich auch über einen scharfen Verstand verfügte, gepaart mit Witz und Humor, einer bemerkenswerten Beobachtungsgabe und echtem Einfühlungsvermögen. Und sie war in der Lage, sich mit Geist und Charme in jeglicher Diskussion zu behaupten, was auch immer das Thema sein mochte.
    Schon mancher einsame Bischof, Erzbischof oder gar Vikar hatte ihre erlesene Gesellschaft in Anspruch genommen. Hätte Ahnzhelyk zu den Frauen gehört, die daran interessiert waren, sich selbst in der Politik zu versuchen, so hätten die zahllosen, verschiedenartigsten Geheimnisse aus den Reihen der Kirche, die man ihr im Laufe der Jahre anvertraut hatte, sie zu einer gefährlichen Gegenspielerin gemacht. Doch das wäre riskant gewesen, und Madame Ahnzhelyk war entschieden zu weise, sich darauf einzulassen.
    Abgesehen davon, ging es ihr durch den Kopf, während sie nachdenklich durch das Fenster schaute und die Gegend betrachtete, habe ich die meisten dieser

Weitere Kostenlose Bücher