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Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Titel: Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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Gesteins und der Gegendruck der Atmosphäre preßten den Rover zusammen. Spartas mittlere Beine mußten den Löwenanteil des Drucks abfangen, und eins gab unter ihr nach. Als einen Augenblick später ein Wellental kam und die Gegenbewegung einsetzte, riß ein atmosphärisches Vakuum Sparta die Druckglocke aus den Armen.
    Sie stieß das nutzlose mittlere Bein ab und rannte weiter über den schwankenden Untergrund. Die Glocke rollte vor ihr her, sprang über eine Felskante, hüpfte über einen breiten Vorsprung und dann wieder über eine Kante nach unten. Ein Sprung, und sie bekam sie zu fassen. Sie wollte gerade wieder die Kommunikationskoppler ansetzen, als sie sah, wie flüssiges Lithium aus einem Riß in der Kühlleitung sprühte –
    Dann mußte sie feststellen, daß auch ihr zweites Hinterbein nutzlos geworden war. Sie stieß es an Ort und Stelle ab.
    Die Passagiere in der Glocke lagen auf einem Haufen hinter dem Sitz des Piloten. Mercks Haare waren von einer Platzwunde oben an der Stirn blutverschmiert. Forster sah vollkommen verstört auf, schien aber ansonsten nicht verletzt zu sein, er rieb sich das Kinn. Yoshimitsu war angeschnallt und schien nichts abbekommen zu haben.
    »Ihre Kühlleitungen sind gerissen«, sagte sie. »Uns bleiben noch knapp zehn Minuten, bis die Kühlflüssigkeit ausgelaufen ist. Binden Sie sich fest. Ich werde Sie zum Shuttle schleifen.«
    Merck sah verstört aus und hielt sich seinen blutenden Kopf. »Gibt es wirklich keine andere …«
    »Machen Sie schon, Albers, wenn Sie das hier überleben wollen!« fuhr Forster ihn an. Forster hatte den Gürtel seines Overalls gelöst und band sich damit an die Rückseite des Pilotensitzes.
    Nach kurzem, verwirrtem Zögern tat Merck es ihm nach. Die beiden Passagiere drückten sich auf den Boden, während Sparta um die Glocke herumging, sie mit den Vorderarmen faßte und begann, sie im Rückwärtsgang über die ausgewaschene Landschaft zu zerren.
    Sie schickte eine knappe Nachricht nach Azure Dragon. Man konnte die Station schon hinter dem Horizont auftauchen sehen. Die Antwort war schlicht: Man bestätigte nur den Empfang.
    Sparta kam nur langsam vorwärts. Ihr fehlten zwei Beine, außerdem mußte sie darauf achten, daß die Glocke nicht anfing zu rollen und nicht weitere Kühlleitungen rissen. Das Ei hinterließ eine blutige Spur – ein dünner, hellrot glühender Strahl von Metall spritzte aus der gerissenen Leitung und legte sich als Pfütze flüssigen Silbers auf das Gestein.
    Sparta beobachtete das Auslaufen und konnte sich mit äußerster Genauigkeit ausrechnen, wann der Lithiumpegel in den Leitungen unter die für die Kühlung kritische Marke sinken würde. Dann würde die Temperatur innerhalb der Glocke katastrophal steigen und die Insassen innerhalb kürzester Zeit in schwarze Kohle verwandeln.
    »Alles läuft prima. Wir werden in fünf Minuten im Shuttle sein«, verriet sie den still gewordenen Männern in der Glocke.
    Als das geduckte Shuttle deutlich am extrem nahen Horizont hinter ihr auftauchte, blieben ihr noch zwei Minuten. Sie wußte, daß sie es nicht schaffen konnte, jedenfalls nicht in diesem lahmen Tempo. Sie mußte die Glocke über den Vorsprung hieven, der die Hangartore des Shuttles teilweise verdeckte, dann mußte sie die Tore hinter sich verschließen und versiegeln, den Hangar kühlen und unter Vakuum setzen …
    Sparta fiel in Trance, aber der Zustand ging so schnell vorbei, daß er einem Beobachter nicht aufgefallen wäre. In einer Millisekunde analysierte ihr Gehirn ein halbes Dutzend Möglichkeiten und entschied sich für die unwahrscheinlichste. Sie tauchte wieder aus der Trance auf und setzte den Entschluß ohne Zögern – und ohne Vorwarnung – in die Tat um.
    Sie wirbelte blitzschnell herum und plazierte die Glocke vor sich. Dann stützte sie sich mit drei ihrer übriggebliebenen Beine ab und versetzte der Glocke mit dem vierten einen heftigen Stoß. Sie rollte wie ein gewaltiger Fußball auf ein Hangartor zu – jedoch mit einer Trägheit, die durch Spartas verlangsamtes Zeitgefühl noch vergrößert wurde. Sie wußte genau, wie wenig Zeit ihnen allen noch blieb, trotzdem hatte sie in der kurzen Spanne noch Muße genug, alles Nötige in Ruhe zu erledigen. Sie schickte einen dichten Strahl Radiowellen Richtung Shuttle und wies die Leute dort an, die Hangartore zu schließen und augenblicklich mit Notkühlung und Druckausgleich zu beginnen. Als die Glocke über die Kante sprang, sah sie, wie die Kühlleitungen

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