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Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Titel: Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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einer romantischeren Vergangenheit erbaut. Die Käfige bestanden aus kunstvoll geschmiedetem Eisen, und die Tierhäuser zwischen den ungeschnittenen Ästen der Bäume bestanden aus imitiertem Bruchstein und Lehm. Es sollte wohl primitiv und exotisch wirken. Im Schatten der riesigen Kastanien und Platanen wirkten die niedrigen Backsteinhäuser mit den Schieferdächern wie geduckt.
    Blake folgte seinem schattenhaften Führer, vorbei an der Bronzestatue eines jungen Mannes, der wie ein Indianer gekleidet war und der versuchte, mittels einer Panflöte eine Schlange zu beschwichtigen. Darunter stand: »Age de Pierre«. Steinzeit. Vielleicht hatte sich der wortkarge Pierre davon inspirieren lassen – der Name paßte jedenfalls. Pierre blieb neben der Statue stehen und reichte Blake eine Art samtenen Beutel. »Zieh das an.«
    Es war eine Kapuze. Blake zog sie sich ungeschickt über den Kopf, dann zerrte Pierre sie ihm ganz über die Schultern. In der Dunkelheit wurden die Geräusche und Gerüche des Zoos sofort überdeutlich. Ganz in der Nähe kreischten Vögel in einem ohrenbetäubenden Durcheinander aus Dschungel- und Bauernhofgeräuschen. Wildkatzen liefen grollend in ihren Käfigen umher, sie warteten ungeduldig auf ihr Frühstück.
    Blake mußte an Rilkes Panther denken, dessen Wille hinter 1000 Gitterstäben gezähmt wurde – hinter denen es keine Welt mehr gab.
    Pierre faßte Blake am Arm und schob ihn weiter. Blake lief so tapfer los, wie er sich eben traute. Sie gingen lange, ohne ein Wort zu sprechen. Der Asphaltweg hob und senkte sich sacht, auf und ab, dann wieder hinunter. Die Lufttemperatur sank, sobald sie unter Bäume kamen. Blake spürte eine leichte Brise. Dann waren sie auf einem Kieselweg; Blake konnte den zerbröckelten Kalkstein förmlich sehen. Sie hatten den Tiergeruch hinter sich gelassen, es roch jetzt nach Kräutern – er erkannte Salbei und Thymian, der Rest jedoch wirkte eher wie ein Duftkissen – und kurz darauf nach dem schweren Duft von Mittelmeerpinien.
    »Steig ein.«
    Ein Elektrowagen, der irgendwo auf dem Gelände abgestellt war … Blake schlüpfte hinein, und der Wagen setzte sich mit leisem Surren langsam in Bewegung. Die Fahrt dauerte vielleicht zwanzig Minuten. Blake wußte nicht einmal, ob Pierre überhaupt noch bei ihm war.
    Der Wagen hielt. »Steig aus.« Pierre war also noch da. »Hier hinunter. Die Treppe ist steil. Geh weiter, bis ich Halt sage.«
    Die Treppe war aus Ziegeln, vielleicht auch aus Stein, auf jeden Fall war sie glatt und kühl. Pierre ließ Blakes Arm los, aber seine Schritte folgten ihm dicht. Das scharrende Geräusch der beiden Männer hallte von den Wänden eines Tunnels wider, so als stiegen sie in eine alte Metrostation hinab.
    Anfangs war die Luft noch kühl, aber nach gut 100 Stufen auf dieser schier endlosen Treppe spürte Blake einen Luftzug, und die Luft wurde wärmer. Irgendwo, weit entfernt, fiel eine schwere Tür ins Schloß.
    Die Luft war trocken und wurde immer heißer. Ein entferntes Flüstern wurde erst zu einem anhaltenden Seufzen, dann zu einem lauten Grollen. Blake ging mit gleichmäßigen Schritten weiter, kam aber plötzlich ins Stolpern, als er statt auf die nächste Stufe auf den ebenen Boden trat. Pierre hatte vergessen ihn zu warnen, daß die Treppe hier endete.
    Blake wartete einen Augenblick, er wartete, daß sich Pierres Hand auf seinen Arm legte, aber nichts geschah. Die beklemmende Hitze und das Donnern des Glutofens hatten Pierres lautloses Verschwinden überdeckt.
    Blake riß sich die Kapuze vom Kopf und ließ sie fallen.
    Er stand im blauen Licht am Fuße eines Zementturmes von der Größe eines Silos. Sein oberes Ende war in der Dunkelheit nicht auszumachen. Hinter ihm war die Treppe, die er herabgekommen war, sie lag im Dunkeln und war jetzt von einem Eisengitter versperrt.
    Der Silo war ein Luftschacht. Ein warmer Wind wurde von oben herabgesogen und blies in Richtung auf das massive Steintor vor ihm, hinter dem er in einer überstilisierten Halle voller Säulen, die wie gebündelte Papyrusstauden aussahen, orangefarbene Flammen lodern sah. Zu beiden Seiten des Durchgangs befanden sich massive sitzende Statuen. Sie sahen ägyptisch aus, jedoch hatte jede von ihnen einen dreifachen Schakalkopf – eine Nachbildung von Anubis und Cerberus aus dem 18. Jahrhundert, übertrieben, unzeitgemäß, aber trotzdem eindrucksvoll.
    Im schwachen blauen Licht, das durch den Schacht sickerte, konnte er Hieroglyphen entziffern, die in den

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