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Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Titel: Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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steinernen Türsturz gehauen waren. Dank seiner neuen Lesekünste erkannte er sofort, daß sie nichts weiter bedeuteten, sie sahen nur geheimnisvoll aus. Mitten unter den Hieroglyphen befand sich jedoch eine Inschrift auf französisch: Ne regardez pas en arrière. Sieh dich nicht um.
    Er ging langsam weiter. Als er in die Nähe der Türschwelle kam, stießen Flammen aus den Mäulern der Schakale, und eine donnernde Baßstimme ließ die Luft erzittern: »Wer diesen Weg allein beschreitet, ohne sich umzusehen, wird gereinigt werden durch Feuer, Wasser und durch Luft. Wer Herr wird über seine Angst, wird den Busen der Erde verlassen und erneut das Licht erblicken, erst dann verdient er es, in die Gesellschaft der Weisesten und Tapfersten aufgenommen zu werden.«
    Blake lauschte diesen feierlichen Worten mit einer Mischung aus gespannter Erwartung und Vergnügen: gespannte Erwartung, weil er sich fragte, wie weit die Athanasier ihn ›reinigen‹ wollten, und Vergnügen, weil sie genug Humor besaßen, sich selbst nicht ganz ernst zu nehmen. Die gefühlsbeladene und blumige Ausdrucksweise stammte eindeutig aus dem Zeitalter der Aufklärung.
    Er ging ganz offen weiter bis in die Säulenhalle. Seine Schritte wirkten mutig, aber seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt.
    Die Hitze und der Donner wurden immer stärker. An der gegenüberliegenden Seite der Halle gab es ein zweiflügeliges Tor aus Gußeisen, dessen Verzierungen, Windungen und Spitzen so überreich waren, daß man in den Zwischenräumen außer einem orangefarbenen Flackern kaum etwas erkennen konnte. Das heiße Eisentor roch wie ein Glutofen. Im Näherkommen konnte Blake ein Wort entziffern, das von den Zwischenräumen in dem Gitter geformt wurde, dahinter loderte weit entfernt eine Mauer aus Flammen: Tartarus.
    Noch ein Schritt. Das Tor öffnete sich mit einem Ächzen. Blake blieb mit offenem Mund stehen und starrte in eine enorme Grube voller Flammen, die von einer Kuppel überspannt wurde. Der Boden bestand aus einem kreisrunden Feuersee mit einem Durchmesser von 20 Metern. Inmitten dieses Sees stand eine Bronzestatue, die Gestalt eines bärtigen Mannes, festgehalten mitten in einem Schritt, den linken Arm ausgestreckt und den rechten nach oben gereckt. In jeder Faust hielt er einen gespaltenen Blitz. Feuer sprühte in Stößen aus Augen und Mund, sein Gesicht war zu einer gräßlichen Grimasse verzogen. Dies war ohne Zweifel der Gott Baal.
    Die gewaltige Kammer war voller Rauch und Flammen. Flammen züngelten an den Wänden aus Ziegeln empor, die sich wie in einem Brennofen nach innen wölbten und bis zu einem breiten, runden Balkon in 15 Meter Höhe reichten. Schwarze Rauchschwaden stiegen nach oben, vorbei an einem Feuerring in der Höhe des Balkons; weiter oben, am Scheitelpunkt der Kuppel, zog ein Kamin den Rauch ab und ließ die Flammen lodern.
    Blake blieb lange stehen und sah sich um. Dann kreischten die Tore des Tartarus erneut und schlossen sich wieder. Hastig trat er hindurch.
    Die Hitze drohte, ihn auszudörren. Dem Geruch nach schienen die Flammen von stark flüchtigem Kerosin genährt zu werden. Der heiße Wind in seinem Rücken brachte unablässig Sauerstoff von unten an den Brennofen, und der größte Teil der Hitze stieg in die obere Brennkammer und durch den Kamin nach draußen, dennoch wußte Blake, daß er es hier nicht lange aushalten konnte, wollte er nicht einem Herzanfall erliegen.
    Es gab keinen Weg entlang den Wänden, die bis unten zu dem feurigen See nur aus Flammen bestanden. Es gab auch keine Brücke über den See. Vor ihm lagen nur die sechs breiten, gemauerten Stufen, die geradewegs in das flüssige Feuer führten.
    Die Kunststoffaser von Blakes Kleidung begann bereits zu schmelzen. Er zog sie aus.
    Nackt stieg er die ersten beiden Stufen hinab. Die Hitze war unerträglich. Er wußte, daß er unmöglich weitergehen konnte. Er trat ein paar Schritte zurück und sprang so hoch und weit er konnte, umfaßte dabei seine Knie mit den Armen und zog den Kopf ein. Er stürzte sich wie eine Kanonenkugel in die Flammen.
    Das Becken war tief, und sein Eintauchen riß das Flammenmeer auseinander. Sofort tauchte er auf, um nach Luft zu schnappen. Mit derselben Technik, die schiffbrüchige Matrosen oder verunglückte Flugzeugpiloten vor langer Zeit entwickelt hatten, schwamm er durch das Feuer hindurch – er holte kurz Luft, tauchte, schwamm unter Wasser und schob dabei die an der Oberfläche treibende flüssige Glut zur Seite, sobald er

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