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Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Titel: Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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Guy eine Menge betrügerische Tricks gelernt. »Wahrsagen konnte ich sehr gut, trotzdem hat man mich deswegen in Pamplona eingesperrt, und ich mußte eine Woche in dem verlausten Loch dort zubringen, bis man mich wieder zurückgeschickt hat.« Was er an Abenteuern nach seiner Abschiebung auf dem Weg von der Grenze bis nach Paris erlebt hatte, war zwar äußerst verworren, aber nicht sonderlich interessant, wie er behauptete. Aber die Geschichte mit der pseudo-ägyptischen Wahrsagerei habe ihn interessiert, und so gab er statt dessen vor, irgendwie die richtige Sprache der alten Ägypten lernen zu wollen. »Soweit ich weiß, sind doch die Basken Nachfahren einer alten ägyptischen Kolonie …«
    Er brachte es mit so viel naivem Ernst hervor, daß alle nur höflich nickten.
    Bevor Blake nach Paris kam, hatte er einige Tage im Baskenland verbracht und sich dort so sorgfältig wie möglich auf seine Geschichte vorbereitet. Sollten die Athanasier wirklich Nachforschungen anstellen, würden sie herausfinden, daß es dort tatsächlich einen schäbigen, kleinen Zirkus gab, der einen finsteren ›ägyptischen‹ Wahrsager beschäftigte – Blake war ihm auf einer früheren Reise nach Europa begegnet – und der sich zur Zeit in Katalonien aufhielt, vorausgesetzt, er hielt sich halbwegs an seinen recht flexiblen Reiseplan. Sollten die Zirkusleute Blakes Existenz abstreiten, konnte Blake immer noch darauf hoffen, daß eigentlich jeder wußte, daß solche Leute sich nicht gern an alles erinnern.
    Zwei Wochen lang nahm Blake an diesen Gruppengesprächen teil und spielte dabei seine Rolle so gut er konnte. Gleichzeitig beobachtete er, wie Jean, Jacques oder auch Catherine ihre Rolle spielten. Als Gruppenführer hatten sie sich an bestimmte Vorgaben zu halten, und Blake war beeindruckt, wie geschickt die drei vereint daran arbeiteten, die völlig unterschiedlichen Talente und Temperamente ihrer Gäste auf ein allen gemeinsames Ziel zu lenken – ein Ziel, das Jack Noble Blake vor einem Jahr als ›Dienst‹ umschrieben hatte.
    Jeden Abend nach dem Essen gab es Unterricht. An drei Abenden in der Woche betraf dies die ganze Gruppe, dann ließ sich einer der Führer über die Ziele und Methoden der Athanasier aus. Trotz der vorsichtigen Ausdrucksweise war die Sache so radikal wie schon seit Jahrhunderten: Man strebte den perfekten Menschen an, Sünde gab es nicht, die gerechte Gesellschaft – ›oder Utopia, das Paradies, wie wir es manchmal nennen‹ – war eine Frage des Willens und der Vorstellung. Niemand sollte mehr Hunger leiden, und Krieg war ein unwirklicher Alptraum, den es bald nicht mehr geben würde. Dienen. Die Belohnung war Freiheit, Ekstase, Einheit. Das Licht. Diese Prinzipien wurden im Wissen vieler alter Kulturen verkörpert, aber eine war älter als alle anderen …
    An anderen Abenden gab es Privatunterricht, der entweder in den Zellen der Gäste oder in den leeren Büros der Editions Lequeu im ersten Stock abgehalten wurde. In der zweiten Woche erschien Lequeu selbst und bot beiläufig an, Blake das Lesen von Hieroglyphen beizubringen. Was anfangs wohl nur aus Neugierde geschehen war, wurde bald Ernst, denn Lequeu stellte fest, daß er einen gelehrigen und talentierten Schüler gefunden hatte.
    Sie arbeiteten in dem kleinen Konferenzzimmer, wo sie die wundervoll kolorierten Handschriften und die Holo-Reproduktionen von Wandzeichnungen auf dem abgenutzten Schreibtisch ausbreiteten. Lequeu kannte nicht nur die Aussprache, die Silben und Ideogramme – er sprach die Sprache. Aber er gab Blake zu bedenken, daß niemand wußte, wie sie wirklich ausgesprochen wurde. »Die letzten, die das alte Ägyptisch sprachen, waren die Kopten, die ägyptischen Christen«, erzählte er Blake. »Bedauerlicherweise waren sie bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ausgestorben. Und wer kann sagen, welche Entwicklung die Sprache bereits bis dahin mitgemacht hatte?«
    Unter Lequeus Anleitung lernte Blake schnell, Hieroglyphen in der alten priesterlichen Schrift laut zu lesen, später sogar in der alten griechischen Umgangssprache. »Guy, Sie haben Talent«, sagte Lequeu mit strahlendem Gesicht, »und vielleicht können Sie schon bald diesen Texten die Geheimnisse entlocken, von deren Existenz Sie schon so lange überzeugt waren.«
    Nur in einem Punkt enttäuschte ihn Lequeu: »Allerdings muß ich Ihnen sagen, daß es zwischen den Basken und den Ägyptern nicht die geringste Verbindung gibt. Ihre Vorfahren lebten 10 000 oder mehr Jahre in

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