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Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Titel: Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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den Pyrenäen, bevor die erste Pyramide sich am Ufer des Nils erhob.«
    So verstrickten die Athanasier Guy und die anderen immer weiter in ein dichtes Netz aus Abhängigkeit: Essen, Kleidung, Unterkunft, Freundschaft, gemeinsame Arbeit – sanft wurden die individuellen Abwehrmechanismen unterlaufen und alles dem großen, gemeinsamen Ziel untergeordnet. Nichts wurde vergessen. Bevor Lequeu mit seinem Unterricht in Hieroglyphen begann, hatte Catherine Blakes Abende beansprucht: Schon nach einer Woche hatte sie angekündigt, daß die abendliche Lektion in seiner Zelle abgehalten werden sollte. Bücher brachte sie nicht mit.
    Im gelben Licht der Leselampe wirkten die groben Kalksteinblöcke der Kellerwand noch abweisender. Catherines Haar schien in diesem Licht zu zerfließen, ihr enges Kleid schmiegte sich um ihren Körper, dann fing sie an, sich auszuziehen.
    Blake konnte unmöglich so tun, als wäre er überrascht oder unangenehm berührt. Aber als Catherine sich mit ihren grauen Augen und den sinnlichen Lippen über ihn beugte und sich geschickt und aufregend an ihn schmiegte, konnte er einen gewissen Ärger nicht unterdrücken, der schon bald in Traurigkeit überging. Es gab eine Frau, die er liebte und die sich sehr viel aus ihm machte, die ihm aber nie mehr als einen kindlichen Kuß erlaubt hatte.
    Als Guy drei Wochen lang Gast der Athanasier war, teilte Catherine ihm mit, er sei dazu ausersehen, in die tieferen Geheimnisse eingeweiht zu werden.

6
    Plötzlich war ›Guy‹ wieder auf der Straße. Sie hatten ihm einen Magnetausweis und genügend Geld gegeben, so daß er sich Kleider kaufen und ein eigenes Zimmer mieten konnte. Sie hatten ihm sogar einen Job als Superped-Bote besorgt. Man erwartete von ihm, daß er an den wöchentlichen Diskussionen in dem immer gleichen Raum teilnahm, aber ansonsten war er frei.
    Das war natürlich ein Test. Was würde er mit seiner Freiheit anfangen? Wie sehr hatten sie ihn an sich binden können?
    Blake machte aus Guy einen Musterschüler. Er ahmte Pierres Kleidungsstil nach und trug eine schwarze Jacke mit hohem Kragen und enge, schwarze Hosen. Er bezog eine winzige Kammer in Issy und ging jeden Tag gewissenhaft zur Arbeit, flitzte auf seinem elektrischen Rad geschickt wie ein schwarzer Schatten durch die verkehrsreichen Straßen, auf denen es abgesehen von dem ständigen Gehupe erstaunlich still zuging. Seine Freizeit verbrachte er in Buchläden und Museen, wo er seinem neuen Hobby nachging. Zu den wöchentlichen Gesprächsrunden erschien er immer zu früh. Außerhalb der Athanasier vermied er jeglichen Kontakt, sei es persönlich oder auch über Telefunk.
    Bei dem ersten wöchentlichen Treffen waren ihm nur Salomes und Lokeles Gesicht vertraut, alle anderen waren neu. Er hatte keine Ahnung, was aus den anderen Gästen geworden war, hielt es aber für besser, nicht danach zu fragen.
    »Hallo, Guy«, murmelte Catherine an jenem ersten Abend, sah ihn aber nicht dabei an. Sie wartete, bis er Platz genommen hatte, dann setzte sie sich weit weg. Als sich das beim nächsten Treffen wiederholte und er sie nach dem Grund fragte, wich sie aus.
    »Du mußt Geduld haben«, sagte sie. »Schon bald wird man dich mit einer großen Aufgabe betrauen.« Dabei lächelte sie ihn dünn an. »Und wenn du Erfolg hast, werden wir für immer verbunden sein, das verspreche ich dir …«
    Zwei Monate nach seiner Ankunft in Paris mußte Blake ein Paket mit Medikamenten zu einem Apotheker im 16. Bezirk bringen. Der finster dreinblickende Apotheker sagte ihm, er solle warten, verschwand kurz in seinem Büro und kam mit einem Umschlag zurück. »Für Sie.«
    Blake nahm den Umschlag ohne ein Wort und öffnete ihn erst, als er auf seinem Superped einige Blocks weit gefahren war. Auf dem Zettel stand: »5.00 hrs demain matin, La Ménagerie, Le Jardin des Plantes. Seul.«
     
    Im Spätsommer beginnt die Dämmerung in Paris lange vor Sonnenaufgang. Der Himmel im Osten hatte ein klares, zartes Apfelgrün, vor dem sich die häßlich-pompöse Kuppel von Sacré-Cœur abhob. Im Westen versuchte die Mondsichel bereits, sich hinter den finsteren Blättern der riesigen alten Bäume in den Jardin des Plantes zu verstecken.
    Die Tore der Menagerie waren noch verschlossen, aber als Guy sein Superped an das Eisengitter kettete, sah er einen Mann aus dem winzigen Wachhäuschen kommen – es war Pierre. Das Eisengatter öffnete sich quietschend, und Blake ging hindurch.
    Es war ein alter und kleiner Zoo, von den Königen

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