Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel
Luft holen mußte. Er wußte, daß er den Feuersee so überqueren konnte. Ob es allerdings einen Ausweg auf der anderen Seite gab, konnte er nur vermuten.
Unter der Oberfläche tanzten orangefarbene Schatten und gaben ein seltsam verzerrtes Licht, es reichte kaum, um die Mauern unter Wasser erkennen zu können. Blake umrundete das Becken so schnell er konnte, ohne sich völlig zu verausgaben, bis er plötzlich wieder an seinem Ausgangspunkt angelangt war. Er hatte keine Andeutung eines Ausgangs entdecken können, nicht einmal einen Abfluß.
Damit blieb nur noch die Insel in der Mitte, das Podest mit der Statue des Feuergottes. Blake bewegte sich darauf zu, sein Körper wand sich in dem seltsam flackernden Unterwasserlicht. Jedesmal, wenn er nach Luft schnappte, fiel ihm das Atmen schwerer. Als er sich der hoch aufragenden Statue näherte, spürte er eine leichte Strömung, die an der Oberfläche nach außen drückte und eine zweite, stärkere, die einen Meter unter der Oberfläche zur Statue hinfloß. Er kam wieder nach oben. Röhren an der Kante des gemauerten Podestes versorgten den See ständig mit Frischwasser und erzeugten so eine klare Stelle. Hier konnte er einen Augenblick Luft holen, wenn auch ständig flüssiges Feuer aus dem feuerspeienden Mund der Figur in das Wasser tropfte, seine Haare versengte und seine Schultern verbrannte.
Er schluckte und tauchte wieder. Einen Meter weiter unten waren Abflußgitter in das Mauerwerk eingelassen, gerade breit genug für seine Schultern. Er probierte zwei, aber sie waren zu fest verankert. Das dritte gab bei der ersten Berührung nach.
Hinter der Statue kam er wieder an die Oberfläche. Er holte lange und tief Luft und überlegte, was zu tun war.
Im günstigsten Fall mußte er zehn Meter bis zum Beckenrand hindurch tauchen. Aber war der Abfluß auf der ganzen Strecke breit genug, oder war ihm irgendwo unterwegs der Weg versperrt? Wenn er die ganze Strecke hindurchtauchte und am Ende auf ein Hindernis stieß, hätte er dann noch die Kraft umzukehren?
Blake sah sich den feurigen Glutofen genau an, den der Rauch von Jahrhunderten mit Ruß überzogen hatte. Sein Blick wanderte an der Bronzestatue vorbei bis hinauf zu der kathedralenhohen Kuppel voll öligen Rauchs und Flammen. All dies war mit Sicherheit nicht gebaut worden, um Neulinge unbemerkt und auf elendigste Weise umzubringen. Wenn man vorhatte, ihn zu opfern, mußte er sich wohl auf ein noch spektakuläreres Ende gefaßt machen. Während er diese Überlegungen anstellte, faßte er einen Entschluß.
Als ihm bereits der Kopf vor Sauerstoffüberschuß summte und seine Lungen vollgepumpt waren, tauchte er hinein.
Die Strömung zog ihn in den Abfluß. Als der Abfluß eine scharfe Wende machte, stieß er sich schmerzhaft den Kopf, dann wurde der Weg ebener. Er wollte sich an den Seiten abstoßen, mußte aber entdecken, daß sie mit Algen bewachsen und sehr schlüpfrig waren. Er konnte nicht einmal seine Arme gebrauchen, denn der gemauerte Tunnel war zu schmal. Er gebrauchte seine Beine wie Flossen und hielt die Hände an die Seite gepreßt, um sich so stromlinienförmig wie möglich zu machen. In wenigen Augenblicken befand er sich in völliger Dunkelheit. Seine Lungen schmerzten unerträglich, aber er wußte, daß ihm noch lange Minuten blieben, bevor ihm der Sauerstoff wirklich ausging. In der Hoffnung, sein Vorwärtskommen ertasten zu können, streckte er die Finger aus.
Zu seiner Überraschung schoß er durch den Abfluß wie ein Delphin durchs Meer. Er hatte gar nicht gemerkt, mit welchem Tempo ihn die Strömung immer schneller vorwärts sog. Das Wasser wurde kälter – dann richtig kalt, dann so kalt, daß es schmerzte, dann war es kurz vor dem Gefrierpunkt. Knöchel und Handgelenke pochten vor Schmerzen. Seine Zähne fühlten sich in seinem halb erfrorenen Kiefer wie gefrorene Steine an.
Beim nächsten Knick in der Röhre stieß er mit der Schulter gegen die Wand. Um ihn war nichts als schäumendes Wasser. Blaues Licht fiel wie ein Speer von oben auf ihn.
Er wurde in die Luft geschleudert und landete kurz darauf wieder in dem eisigen Wasser.
Er befand sich in einem weiteren Becken, diesmal war es eisblau. Glatte, unregelmäßige, blau-weiße Wände ringsum, ihre oberen Ränder verschwanden in hellen Wolken aus schnell verdampfendem Wasser. Die Brunnenöffnung, die ihn ausgespien hatte, war eine Bronzeschale, die von einer weiteren kolossalen Statue gehalten wurde – eine aus Marmor gehauene
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