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Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Titel: Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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supraleitfähigen Verbindungen und der hochaktiven Magnetfelder kaum größer als der Behandlungsstuhl eines Zahnarztes. Und dank der winzigen Supercomputer arbeiteten sie außerdem höchst genau.
    In einem der Zimmer machte sich ein magnetisches Bildgerät einige Male an einem zu schaffen und enthüllte dabei die anatomische Struktur und den Ablauf der inneren chemischen Vorgänge. Im nächsten bekam man von einer Schwester einen wohlschmeckenden radioaktiven Cocktail überreicht, der innerhalb von Sekunden in die Blutbahn geriet und mit Hilfe von Röntgenstrahlen, die ein Techniker über den Körper streifen ließ, das Kreislaufsystem in allen Feinheiten abbildete – überall, sogar im Gehirn. Im dritten bekam man einen weiteren Cocktail. Hier bestand der Wirkstoff aus einer Mischung von Isotopen, die man an bestimmte Enzyme angekettet hatte. Sobald sie in das Nervensystem eingedrungen waren, schwärmten sie aus, um es sichtbar zu machen. Kurz darauf starben sie unter einem kurzen Ausbruch radioaktiver Strahlung ab. Die Zusammensetzung des Blutes konnte ohne Entnahme nennenswerter Mengen festgestellt werden – aber man mußte immer noch in ein Röhrchen pinkeln.
    Die Supercomputer machten sich sofort über die Daten her und entwickelten dabei Schicht um Schicht ein fein gerastertes Bild, Zahlensäulen, graphische Kurven – Abbilder von Strukturen, Funktionen und Ursachen … und natürlich Krankheiten.
    Diese Apparate ließen sich nicht völlig täuschen, aber man konnte einigen Tests aus dem Weg gehen. Wenn jemand nicht gerade über Arthritis oder über ein anderes spezielles Problem an dieser Stelle klagte, wurden die Fingerspitzen normalerweise nicht untersucht. Sparta hatte ihre PIN-Stecker niemandem gegenüber erwähnt; sollte man sie dennoch entdecken, hatte sie sich eine Geschichte zurechtgelegt – und bereits für ein Alibi gesorgt: Sie hatte ein günstiges Angebot für diese kosmetische Operation erhalten. Schließlich waren diese PIN-Stecker in einigen Kreisen bereits Mode geworden, man konnte sie nicht so leicht verlieren wie die gewöhnlichen Magnetausweise.
    Viel wichtiger war jedoch, daß Sparta ihren Stoffwechsel in einer Weise kontrollieren konnte, die jeden, der sie untersuchte, in Erstaunen versetzt hätte. Auf die empfindlicheren chemischen Untersuchungen reagierte sie auf überzeugende Weise allergisch, und was den Rest anbetraf, kam es im wesentlichen darauf an, zu wissen, welche Ergebnisse die Techniker erwarteten, und sie ihnen zu geben. Sie mußte nur gerade weit genug von der Norm abweichen, um sie davon zu überzeugen, daß sie keine Übungspuppe vor sich hatten.
    Sparta brauchte aber nicht alle von der normalen Anatomie abweichenden Einzelheiten zu verbergen. Ihr rechtes Auge funktionierte nicht etwa deswegen als Macrozoom, weil es in irgendeiner Weise beschädigt worden war, sondern weil man die Zellstruktur ihres Sehnervs und den für die visuelle Assoziation zuständigen Teil ihrer Großhirnrinde manipuliert hatte. Ihr analytischer Geruchssinn, ihr Infrarotblick und ihr einstellbares Gehör gingen gleichermaßen auf neurologische Manipulationen zurück, man sah den Sinnesorganen nicht an, daß man sie ›umgebaut‹ hatte. Und ihr eidetisches Gedächtnis ging nur auf Veränderungen der neurochemischen Vermittlerzellen im Hippocampus zurück, die aber wurden nie untersucht.
    Lediglich ihre Fähigkeit, mit gewaltigen Zahlenmengen zu jonglieren, verlangte nach einer erkennbar größeren Dichte des Gewebes im Großhirn. Immer wieder hatten faszinierte Ärzte den kleinen Klumpen gleich unter Spartas Stirn rechts neben der Stelle, wo Hindus und Buddhisten das Auge der Seele vermuten, für einen Tumor gehalten. Aber selbst wiederholte neurologische Untersuchungen hatten keinerlei Veränderung ihrer Wahrnehmung, Gehirnleistung oder ihres Verhaltens ergeben, und der ›Tumor‹ selbst hatte sich ebenfalls nicht verändert. Wenn es tatsächlich einer war, dann war er offenbar harmlos.
    Bei stärkerer Vergrößerung ließen sich die Polymerstrukturen unter ihrem Zwerchfell nicht verbergen, hier half nur eine gute Ausrede. Zu diesem Zweck diente der ›Unfall‹, den sie im Alter von 16 Jahren erlitten hatte. Die Polymerschichten waren versuchsweise eingesetzte Gewebstransplantate, die wegen der Unterleibsverletzungen notwendig geworden waren, zum Beweis konnte sie die Narben vorweisen. In ihrem Brustbein befand sich ein Stahlgeflecht, das ihren damals zerquetschten Brustkorb zusammenhielt.

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