Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Titel: Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
Vom Netzwerk:
Ihre Rippen und Arme waren mit künstlichen Knochentransplantaten durchsetzt, die aus experimentellem keramischen Material gefertigt waren.
    Wer könnte je auf den Gedanken kommen, diese groben Strukturen könnten Batterien, ein Oszillator und eine zweipolige Mikrowellenantenne darstellen?
    Sparta vermutete, ihre Erklärungen wirkten deshalb so überzeugend, weil die Leute, die die Systeme eingebaut hatten, Wert darauf gelegt hatten, sie zu verbergen. Sie hatte die nötige Hintergrundgeschichte einfach übernommen, ohne sich allerdings daran erinnern zu können, daß man sie ihr irgendwann beigebracht hatte.
    Eine halbe Stunde nachdem sie die Klinik betreten hatte, konnte sie wieder gehen. Eine weitere halbe Stunde später hätte sie bereits die Ergebnisse haben können, wenn der Commander sie nicht unter Verschluß halten würde. Wenn er es ihr nicht erzählte, würde Sparta nie erfahren, ob sie auch diesmal wieder mit ihrem Täuschungsmanöver durchgekommen war.
    Sie nahm die altmodische U-Bahn und fuhr bis auf ein paar Blocks in die Nähe ihres NoHo-Gemeinschaftsapartmenthauses, wo sie mit zwei anderen Frauen eine Wohnung teilte. Sie hatte sie seit Monaten nicht gesehen und auch vorher nur selten. Als sie die Tür aufschloß, war keine der beiden zu Hause. Sie sah sich nur flüchtig um, dann ging sie sofort in ihr Schlafzimmer. Es war genauso streng und ordentlich, wie sie es hinterlassen hatte, es gab keine Pflanzen, die Wände waren kahl und das Bett gemacht. Nur eine feine Staubschicht auf allen glatten Oberflächen und ein kleiner Stapel Faxpost unter dem Bildschirm auf ihrem Schreibtisch deuteten an, daß sie monatelang fortgewesen war. Es war alles Reklame – sie warf den ganzen Stapel in den Müllschlucker.
    Fünf Minuten später hatte sie ihre Tasche umgepackt und verließ wieder die Wohnung. Sie hatte keine Ahnung, wann sie wiederkommen würde.
    Dann stand sie in der brütenden Hitze wieder auf dem Bahnsteig der U-Bahn, in der Tasche ein Ticket für einen billigen Überschall-Transatlantikflug … sie war auf dem Weg nach London …
    Sie wollte Blake sehen.
    Andererseits wollte sie Blake auch wieder nicht sehen. Sie mochte Blake. Sie hatte Angst vor ihm. Vielleicht war sie in ihn verliebt.
    Sie konnte sich in diesem Zustand nicht ausstehen, wenn im Gehirn nichts als Durcheinander war. Sie mußte sich entscheiden. Sie wollte herausfinden, was aus ihren Eltern geworden war, und möglicherweise hatte Blake etwas erfahren. Sie wollte sich rächen für alles, was man ihr angetan hatte – oder doch nicht? Gleichzeitig wollte sie in Ruhe weiterleben. Ein paar Monate als Polizist auf Port Hesperus, und schon waren ihre Überzeugungen schwächer geworden.
    Vielleicht hatte der Commander recht. Vielleicht brauchte sie wirklich Urlaub.
    Der uralte U-Bahnzug ratterte in den Bahnhof, sein gelber Anstrich leuchtete grell. Sie stieg in den peinlich sauberen Waggon. Er war bis auf ein modisch gestyltes Pärchen unbesetzt – nach den schwarzglänzenden Collegemappen zu urteilen, die sie auf den Knien balancierten, kamen sie gerade aus einem Seminar an der New York University.
    Vielleicht hatte man sie aber auch auf Sparta angesetzt?
    Sparta setzte sich in einiger Entfernung neben die Türen am anderen Ende des Waggons. Sie zog sich ihre Jacke enger um die Schultern und kam ins Grübeln. Der Commander hatte ihr keine Alternative gelassen. Ihr blieb nichts weiter übrig, als Blake aufzusuchen, um herauszufinden, was er ihr mitzuteilen hatte. Und um bei ihm zu sein.

8
    Vorsichtig stieg Sparta die engen, miefigen Treppen zu Blake Redfields Wohnung in der Londoner City hinauf. Auf ihrer Fahrt von Manhattan hatte sie alle nur erdenklichen Vorsichtsmaßnahmen getroffen, um nicht verfolgt zu werden oder sich verdächtig zu machen. Sie hatte nicht versucht, Blake anzurufen, weder über den persönlichen Kommfunk oder den öffentlichen Telefunk. Sie hatte ihre Reisevorbereitungen so diskret wie möglich getroffen, sie dann in allerletzter Minute geändert und so zwei Tage für eine Reise gebraucht, die man leicht in einem Nachmittag hätte hinter sich bringen können. Sollten die Leute des Commanders sie wirklich verfolgen, wäre ihnen das alles natürlich als Kinderei erschienen, aber sie hatte es nicht gewagt, etwas Ausgefalleneres zu unternehmen.
    London im Spätsommer war kaum besser als Manhattan. An diesem Tag war die Luft so mit Feuchtigkeit vollgesogen, daß es angefangen hatte zu regnen.
    Sparta war bis auf die Haut

Weitere Kostenlose Bücher