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Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Titel: Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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fragte sich, wie viele jetzt wohl auf dem Mond mithörten, oder auf der Erde, oder über die Schaltstationen im gesamten bewohnten Universum. Es war nicht leicht, zum letzten Mal mit seinen Lieben zu sprechen, wenn man nicht wußte, wer alles zuhörte. Das traf besonders auf die Medienhunde zu, die möglicherweise das Gespräch schon bald in den Viddie-Abendnachrichten bringen konnten.
    »Cliff? Bist du das?«
    Sobald er angefangen hatte zu sprechen, existierte außer ihm und Myra niemand mehr. »Ja. Liebling, hier ist Cliff. Ich fürchte, ich kann nicht wie versprochen nach Hause kommen. Es hat hier … einen Fehler in der technischen Anlage gegeben. Im Augenblick geht es mir zwar recht gut, aber ich sitze ziemlich tief in der Patsche.«
    Er schluckte und versuchte, seinen trockenen Mund loszuwerden. »Cliff, ich habe keine Ahnung, was du …« wollte sie ihn unterbrechen, aber noch bevor er sie hören konnte, sprach er schnell weiter.
    »Myra, hör mir erst bitte zu. Dann können wir weiterreden.« Er erklärte ihr die Situation, so knapp es ging. Um sich selbst und auch ihr nicht alle Hoffnung zu nehmen, stellte er die Geschichte nicht völlig hoffnungslos dar. »Jeder tut hier sein Bestes«, sagte er. »Vielleicht können sie einen Schlepper rechtzeitig in eine hohe Umlaufbahn bekommen. Aber nur für den Fall … jedenfalls wollte ich dich und die Kinder sprechen.«
    Sie war sehr gefaßt, genau wie er es erwartet hatte. Er war stolz auf sie und voller Liebe, als ihn ihre Antwort von der Nachtseite der Erde erreichte.
    »Mach dich nicht verrückt, Cliff. Sie können dich bestimmt wieder runterholen, und dann kommen wir doch noch zu unseren Ferien. Genau wie wir es uns vorgenommen haben.«
    »Das glaube ich auch«, log er. »Kannst du die Kinder trotzdem wecken? Sag ihnen aber nicht, daß etwas schiefgegangen ist.«
    Es gab eine kurze atmosphärische Störung, dann sagte sie: »Warte.«
    Die halbe Minute, bis er ihre verschlafenen, aufgeregten Stimmen hörte, kam ihm wie eine Ewigkeit vor. »Daddy! Daddy!«
    »Hallo, Daddy, wo bist du?«
    Cliff hätte gerne die letzten Stunden seines Lebens dafür gegeben, wenn er sie noch einmal hätte sehen können, aber mit dem Luxus eines Videoschirms war die Kapsel nicht ausgestattet. Vielleicht war das gar nicht so schlecht, denn wie hätte er ihnen die Wahrheit verschweigen sollen, wenn er ihnen in die Augen sehen konnte? Sie würden es ohnehin früh genug erfahren, wenn auch nicht von ihm. In den letzten Augenblicken, die sie zusammen hatten, wollte er ihnen alles Unangenehme ersparen.
    »Bist du im Weltraum!«
    »Wann bist du denn wieder hier?«
    Es war nicht einfach, auf ihre Fragen zu antworten, ihnen zu erzählen, er wäre bald wieder bei ihnen, etwas zu versprechen, was er unmöglich halten konnte.
    »Dad, hast du den Mondstaub wirklich bekommen? Du hast ihn nicht abgeschickt.«
    »Ich habe ihn dabei, Brian, er ist hier in meiner Tasche.« Er mußte sich sehr zusammenreißen, als er hinzufügte: »Den kannst du schon bald deinen Freunden zeigen.« (Nein, schon bald wird er wieder dort sein, wo er herkam). »Und, Susie – sei ein braves Mädchen und tu alles, was …«
    »Ja, Daddy?«
    »Und tu alles, was Mum dir sagt. Dein letztes Zeugnis …«
    »Versprochen, Daddy, ganz bestimmt. Ehrenwort.«
    »… war nicht so gut, weißt du, besonders was dort über dein Betragen stand …«
    »Dad?« sagte Brian.
    »Aber ich werde mich bessern, Dad«, sagte Susie. »Ganz bestimmt.«
    »Dad, hast du die Holos von den Eishöhlen, die du mir versprochen hast?«
    »Ja, Brian, die habe ich auch. Und auch den Gesteinsbrocken von Aristarchus. Er ist das schwerste Stück in meinem ganzen Gepäck …«
    Er versuchte zu lächeln. Mit fünfunddreißig zu sterben war schwer, aber es war auch schwer für einen Jungen, mit zehn seinen Vater zu verlieren. Wie würde sich Brian in den nächsten Jahren an ihn erinnern? Vielleicht nur noch als eine Stimme, die sich im Weltall verliert. Sechs Monate der Trennung waren für einen Zehnjährigen eine verdammt lange Zeit.
    In den letzten paar Minuten vor dem Zurückfallen auf den Mond war es wenig genug, daß er seine Liebe und seine Hoffnungen durch die schier endlose Leere schicken konnte, die er selbst nie mehr durchqueren würde. Alles weitere lag in Myras Händen.
    »Laß mich noch mal mit Mom sprechen, ja, Brian? Ich hab’ dich lieb, Brian, und dich auch Susie. Tschüß.«
    »Auf Wiedersehen, Dad.«
    »Ich habe dich auch lieb, Daddy.«
    Nachdem

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