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Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Titel: Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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sah sich ein letztes Mal in der winzigen Kabine um und überlegte, ob er vielleicht etwas vergessen hatte. All seine persönlichen Sachen mußte er natürlich zurücklassen, aber die konnten leicht ersetzt werden. Dann fiel ihm das kleine Päckchen Mondstaub ein, das er Brian versprochen hatte.
    Dieses eine Mal wollte er den Jungen nicht vergessen. Er grub sich ins Gepäcknetz und riß den Verschluß seiner Tasche auf. Er schob seine Kleidungsstücke und das Rasierzeug zur Seite, bis er das kleine Plastikpaket gefunden hatte. Die winzige Masse der Probe – es waren nur ein paar Unzen – konnte an seinem Schicksal unmöglich etwas ändern. Er steckte es sich in die Hüfttasche. In der Tasche fand er etwas, was er seines Wissens nicht hineingesteckt hatte, aber dafür war jetzt keine Zeit. Er versiegelte den Verschluß.
    Er klickte seinen Sicherheitsgurt am Stützbalken fest. Dann packte er den Griff des Notausstiegs fest mit beiden Händen und hockte sich über die Luke, je einen Fuß auf jeder Seite. Bevor er den Hebel drehte, warf er noch einen Blick über die Schulter, um zu sehen, ob irgend etwas frei in der Kabine schwebte. Alles schien festgezurrt zu sein.
    Er zog. Der Hebel rührte sich nicht. Er hatte keine Zeit, sich Sorgen zu machen, und riß ein zweites Mal mit aller Kraft. Alle sechs Bolzen explodierten gleichzeitig, er spürte es sogar durch seine Stiefel. Die Druckluke verschwand in einem Strahl aus Dampf.
    Die Dekompression verlief sachter, als er erwartet hatte. Die Luftmenge in der Kapsel war nur gering und die Luke relativ groß, so daß der Luftzug rasch nachließ.
    Mit seinen behandschuhten Fingern, die ihm plötzlich alle wie Daumen vorkamen, hievte er sich durch die Luke und stellte sich vorsichtig auf den stark gebogenen Rumpf der winzigen Blechdose. Dabei hielt er sich krampfhaft an der Sicherheitsleine fest. Das großartige Bild, das sich ihm bot, betäubte ihn fast. Angst und Schwindelgefühl waren vergessen, und als er sich umsah, verließ ihn sogar das unsichere Gefühl, denn jetzt war seine Sicht nicht mehr nur auf das winzige Blickfeld der kleinen Fenster begrenzt.
    Der Mond war ein gigantisches Halbrund, die Trennlinie zwischen Tag und Nacht ein zackiger Bogen, der über ein Viertel des Himmels wischte. Dort unten versank die Sonne unter dem Horizont, und die lange Mondnacht setzte ein, die Gipfel einzelner Bergriesen jedoch gleißten immer noch im allerletzten Tageslicht und trotzten der Dunkelheit, die sie längst umgab.
    Die Dunkelheit war allerdings nicht vollkommen. Obwohl die Sonne in dem Land dort unten verschwunden war, überflutete die fast volle Erde es mit einem ganz besonderen Glanz. Schwach, aber dennoch deutlich, konnte Cliff im glitzernden Erdenlicht die Umrisse der Meere und Hochebenen erkennen, die leicht funkelnden Bergspitzen und die dunklen Kreise der Krater. Direkt unter ihm funkelten einige freundliche Lichter durch die Finsternis, dort zeichneten sich die winzigen Umrisse der Cayley-Basis ab. Von diesem einzigen Anzeichen der Menschheit abgesehen, schwebte er über einem gespenstischen schlafenden Land – einem Land, das versuchte, ihn in den Tod zu ziehen.
    Und weit oben über seinem Kopf befand sich der für ihn unerreichbare Rettungsring, die spinnenartige Raumstation L-1 mit ihren von der Sonne beschienenen Streben und Kabeln, die viel zu weit entfernt war, um sich von den Sternen abzuheben.
    Cliff hing jetzt am höchsten Punkt seiner Flugbahn, die genau auf der Linie zwischen Mond und Erde lag. Es war Zeit, abzuspringen.
    Er beugte seine Beine und hockte sich auf den Rumpf. Dann stieß er sich mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, zu den Sternen und der unsichtbaren Raumstation weiter oben hin ab. Hinter ihm spulte sich die Sicherheitsleine rasch ab; bis die gesamte Polyfiberschnur abgerollt war, konnte er es sich immer noch anders überlegen.
    Die Kapsel wurde überraschend schnell kleiner, bis sie nur noch ein winziger schattenähnlicher Punkt vor der im Erdlicht schimmernden Mondoberfläche war. Während dieses Vorgangs erlebte Cliff ein völlig unerwartetes Gefühl. Er hatte schreckliche Angst erwartet oder zumindest ein Schwindelgefühl, aber nicht dieses unverkennbare, alles überlagernde Déjà vu. All dies war schon einmal geschehen. Nicht ihm – natürlich – aber jemand anderem. Er konnte es in der Erinnerung nicht genau festhaken, und außerdem war dafür im Augenblick auch keine Zeit.
    Rasch warf er einen Blick auf die Erde, den Mond und

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