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Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Titel: Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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überraschend. Direkt vor seinen Augen explodierte das Licht und sprang dann von Berggipfel zu Berggipfel, bis der gesamte Bogen des Horizonts mit glühendem Feuer gesäumt war. Er schoß aus der lunaren Nacht direkt in die Sonne hinein. Zumindest würde er nicht in völliger Nacht sterben.
    Die größte aller Gefahren kam rasch näher. Er warf einen Blick auf den Chronometer an seinem Anzug und stellte fest, daß fünf volle Stunden vergangen waren; er war fast an seinen Ausgangspunkt zurückgekehrt und näherte sich dem tiefsten Punkt seiner Flugbahn. In wenigen Augenblicken würde er auf dem Mond aufschlagen – oder ihn verfehlen und sicher ins All zurückschweben.
    Soweit er es beurteilen konnte, befand er sich noch etwa 30 Kilometer über der Oberfläche, die immer noch näherkam, wenn jetzt auch nur noch langsam. Die langen Schatten der Morgendämmerung unter ihm wirkten wie Dolche der Finsternis, die in das nächtliche Gebiet hineinstachen. Das sehr schräg einfallende Sonnenlicht überbetonte jede Erhebung des Geländes und machte aus den kleinsten Hügeln Gebirge.
    Unverkennbar formte sich das Gelände vor ihm jetzt zu dem Muster, das zu erkennen er so viele Flüge gebraucht hatte. Rechts vorne rollte der tiefe Schalatowkrater in sein Gesichtsfeld, ein Ableger des größeren Beljaewkraters in den Ausläufern des Gebirges. Weiter vorn erhob sich der gewaltige Ringwall des Mare, es war immer noch über 150 Kilometer entfernt, kam aber mit gut einem Kilometer pro Sekunde näher. Er war wie eine Welle aus Fels, die sich vor der Mondoberfläche auftürmte.
    Er konnte absolut nichts tun, um ihr auszuweichen, seine Bahn lag unabrückbar fest. Man hatte getan, was getan werden konnte, vor zweieinhalb Stunden.
    Schon bald wurde deutlich, daß das nicht reichen würde. Er konnte die Berge nicht überfliegen, sie türmten sich unüberwindbar vor ihm auf. Genau vor sich erkannte er deutlich den Gipfel des Mount Tereschkowa, die höchste Erhebung an der Westseite des Kraters.
    Es tat Cliff leid, daß er die Frau, die so viele tausend Kilometer entfernt immer noch hoffte, nicht ein zweites Mal angerufen hatte. Aber vielleicht war es gar nicht so schlimm, vielleicht hätten sie sich ohnehin nichts mehr zu sagen gehabt.
    Als sein Empfangsgerät im Anzug in die Reichweite der Basis kam, füllten fremde Stimmen den Äther, die versuchten, sich zu verständigen. Ihn rief niemand. Als er in den Funkschatten des Ringwalls eintrat, wurden die Stimmen mal deutlicher, um dann wieder nachzulassen, einige schienen sich über ihn zu unterhalten, was er allerdings kaum mitbekam. Sein Interesse an den Gesprächen war völlig unpersönlich, als wären es Botschaften von einem entfernten Punkt in Zeit und Raum, und für ihn ohne jeden Belang.
    Ziemlich deutlich hörte er, wie Van Kessel sagte »… sobald Leyland den tiefsten Punkt passiert hat, erhalten Sie die genauen Daten für die günstigste Flugbahn, die sich mit seiner schneidet. Zeitpunkt des Rendezvous geschätzt minus eine Stunde und fünf Minuten.«
    Ich möchte sie wirklich nicht enttäuschen, dachte Cliff, aber dieses Rendezvous werde ich leider nicht einhalten können.
    Jetzt war die Felswand nur noch 80 Kilometer entfernt, und wenn er sie nach jeder seiner hilflosen Eigendrehungen wieder zu Gesicht bekam, war sie 15 Kilometer nähergerückt. Für Optimismus war jetzt keine Zeit mehr. Schneller als eine Gewehrkugel raste er auf diese unerbittliche Barriere zu, und plötzlich wurde es ungemein wichtig, ob er mit dem Gesicht nach vorne auftreffen würde oder mit dem Rücken zuerst wie ein Feigling.
    Keine einzige Erinnerung an sein vergangenes Leben schoß Cliff durch den Kopf, als er die verbleibenden Sekunden zählte. Unter ihm rollte die Mondlandschaft immer noch rasch weiter, in dem harten Licht der Dämmerung stach jedes einzelne Detail überdeutlich hervor. Dann blieben ihm nur noch drei seiner Zehnsekunden-Tage. Er hatte den schnell näherkommenden Bergen den Rücken zugewandt, so daß er den Weg sehen konnte, den er gerade zurückgelegt hatte, als zu seiner Überraschung – die Mondlandschaft unter ihm mit einer geräuschlosen Stichflamme explodierte. Irgendwo hinter seinem Rücken verbannte ein Licht so grell wie das der Sonne einen Augenblick lang sämtliche Schatten, setzte die Felsspitzen der Gipfel ringsum in Flammen und umgab die Krater unter ihm mit gleißender Helligkeit. Das Licht hielt sich nur den Bruchteil einer Sekunde, und als er sich endlich seiner

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