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Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Titel: Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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Mechanik, die die Physiker so einfach fanden, waren für ihn ein Rätsel, er war eher vertraut mit der Vielfalt von Diplo- und Triploedern und den Auswahlprinzipien, die diese Physiker immer wieder durcheinanderbrachten –, als die Anstrengungen der letzten Stunden, verbunden mit der Euphorie nicht enden wollender Schwerkraft, etwas bewirkten, was er nie für möglich gehalten hätte. Das leise Zischen des Lufteinlasses und das sacht rotierende Schweben zwischen den Sternen, leichter als eine Feder, hatten Cliff eingelullt, und er fiel in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

12
    Die unterirdische Schaltzentrale der elektromagnetischen Startrampe bestand aus einem engen Raum mit jeweils zwei Reihen von Flachbildschirmen vor einer Wand mit größeren Monitoren. Ein halbes Dutzend Flugleiter konnte Kraftstoffzufuhr, Steueraggregate, Flugbahngenauigkeit, Zustand der Ladung und die Wartung der Raumschiffe ablesen – und all die anderen komplexen Subsysteme der Startrampe.
    Oben arbeiteten gewöhnlich nur strahlenfeste Roboter und Teleoperatoren; die Rampe war ständig in Betrieb, und die Strahlung aus dem All ließ es nicht zu, daß Menschen auf Dauer an der Oberfläche arbeiteten. Zur Zeit jedoch hatte man die Startrampe abgeschaltet. Die zusätzlichen Reaktoren, die für die Energieversorgung während der langen Mondnächte sorgten, kühlten so schnell ab, wie es die Sicherheit zuließ. Die Energie aus den Solarzellen, die mit Einbruch des Morgens wieder zu fließen begann, wurde in riesige Kondensatorbatterien und gewaltige Schwungräder umgeleitet. Die Rampe sollte außer Betrieb bleiben, bis man den Fehler erkannt und behoben hatte.
    Auf den gewaltigen Wandmonitoren konnte man die Oberfläche der Farside-Basis bis ins kleinste Detail erkennen: Die Startrampe erstreckte sich in einer unheimlichen langen Geraden nach Osten, wo sie in der Unendlichkeit verschwand, wo nur die entfernten Gipfel der Bergkette um das Mare Moskoviensis als Orientierung dienten. Die Radioteleskope standen auf einer Seite im Gegenlicht der tiefstehenden Sonne, 100 kleine Ohren, die zusammen ein riesiges Ohr bildeten.
    Der Alarm war über Anzugfunk an alle ergangen, die in der Nähe der Farside-Basis auf der Oberfläche arbeiteten. Wer gerade einen Raumanzug trug, ließ alles stehen und liegen und machte sich aus dem Staub. Traktoren und Mondbuggies machten auf der eigenen Spur kehrt und rollten in majestätischer Zeitlupe zurück in die Zentralkuppeln und Hangars.
    Im Innern der Kuppeln und in den unterlunaren Einrichtungen blinkten gelbe Warnlichter, in jedem Dock und in jedem Gang heulten leise Sirenen. Die Einsatztrupps für Schadensfälle rafften ihre Ausrüstung zusammen und meldeten sich an den Sammelstellen. Jeder, dessen Arbeit für die Versorgung, Kommunikation und Bereitschaftsdienste nicht unerläßlich war, wurde aufgefordert, sich unverzüglich in die tiefen Bunker zu begeben, die man in den Eisminen eingerichtet hatte.
    Die bewohnten Bereiche der Basis waren tief genug unter Regolith begraben, um ausreichend vor Meteoriten geschützt zu sein. Das konnten kosmische Staubkörnchen sein bis hin zu massiven, 1000 Kilo schweren Brocken – sie trafen den Schutzbereich der Basis aller Wahrscheinlichkeit nach höchstens einmal in 10 Millionen Jahren, zerstörten aber selbst dann vermutlich kaum irgendeine wichtige Konstruktion.
    Die fehlgeleitete Startkapsel war bei weitem massiger als selbst der größte Meteorit. Bei nur etwas größerer Beschleunigung wäre die hilflose Kapsel sicher über alles hinweggesegelt, bei nur leicht geringerer wäre sie weit vor dem Mare Moskoviensis auf dem Mond zerschellt. Durch einen Zufall jedoch, der so unwahrscheinlich war, daß man ihn glaubte vernachlässigen zu können, als man die Startrampe baute, steuerte sie genau auf die Basis zu. Der einzige Hoffnungsschimmer in diesem düsteren Szenarium war, daß man, abgesehen von geringfügigen Unabwägbarkeiten, den Augenblick des Aufschlags vorhersehen konnte.
    Van Kessel und eine Gruppe besorgter Startleiter standen um den Schreibtisch des diensthabenden Beamten am oberen Ende des Raums. Van Kessels Schädel war von einem struppigen grauen Flaum überdeckt, was ihm ein etwas komisches Aussehen gab, das allerdings in krassem Gegensatz zu seinen harten grauen Augen und seinem entschlossen zusammengepreßten Mund stand. Er und die anderen achteten nicht weiter auf den Alarm. Sie starrten auf den Flachbildschirm des Computers, wo ständig neue Daten über

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