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Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel

Titel: Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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die Flugbahn der Kapsel aufflackerten. Wo immer der Mondradar das fallende Objekt fixieren konnte, wurde sein Weiterflug abgebildet und die jeweils hochgerechnete Flugbahn mit der tatsächlichen verglichen.
    »Sieht immer noch nicht besonders gut aus«, murmelte Frank Penney, ein gutaussehender, sportlicher junger Mann mit künstlicher Sonnenbräune, die zu den blassen Gesichtern der anderen nicht so recht passen wollte.
    »Keine deutliche Abweichung zu erkennen«, stimmte Van Kessel zu. »Das wird noch eine Menge Ärger geben.«
    »Hat dieser Leyland überhaupt eine Ahnung, was tatsächlich mit ihm geschehen wird?« fragte Penney.
    »Nicht die geringste«, gab Van Kessel zurück. »Ich habe mich nicht getraut, es ihm zu sagen. Er ist uns beinahe schon so zusammengeklappt.«
    »Hoffentlich war nicht alles umsonst.«
    »Zumindest haben wir den armen Teufel eine Weile beschäftigt. Ganz gleich, wie die Sache ausgeht, von dort oben hat er jedenfalls einen unvergeßlichen Ausblick.«
     
    Durch eine dunkle Regung in seinem Unbewußten wachte der ›arme Teufel‹ auf. Wo war er? Wo waren die Wände seines Zuhauses? Nein, seines Zimmers auf dem Mond. Oder der Raumkapsel. Außer Sternen konnte er nichts entdecken …
    Dann fiel Cliff alles wieder ein. Das dort unten war der Mond. Abgesehen von ein paar dünnen Schichten Stoff, flog er nackt durch das blanke Vakuum.
    Die blauweiße Erde versank hinter dem Mondhorizont. Dieser Anblick beschwor beinahe einen neuen Anflug von Selbstmitleid herauf; einen Augenblick lang hatte Cliff Mühe, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten. Dies war vielleicht das allerletzte Mal, daß er die Erde sah, denn seine Flugbahn führte ihn über die Rückseite des Mondes, wohin sich nie ein Strahl des Erdenlichts verirrte. Die strahlend hellen Eiskappen der Antarktis, der Wolkengürtel um den Äquator, das Funkeln des Sonnenlichts auf dem Pazifik – all dies verschwand rasch hinter den Gebirgen des Mondes. Dann war es nicht mehr zu sehen, weder Sonne noch Erde spendeten ihm jetzt noch Licht, und das unsichtbare Land unter ihm war so schwarz, daß seine Augen schmerzten, wenn er hineinzuschauen versuchte.
    Inmitten der dunklen Scheibe, dort, wo eigentlich keine hätten sein dürfen, tauchte eine Gruppe von Sternen auf. Cliff war immer noch benommen und starrte sie verwirrt an, bis er begriff, daß er über einen der weit vorgeschobenen Außenforschungsposten von Farside hinwegflog. Dort unten in den tragbaren Druckkuppeln warteten Männer und Frauen auf das Ende der lunaren Nacht – sie schliefen, arbeiteten und ruhten sich aus, vielleicht stritten oder liebten sie sich sogar. Ob sie wußten, daß er wie ein unsichtbarer Meteor mit mehr als 6000 Kilometern in der Stunde über ihren Nachthimmel raste? Es war fast sicher, mittlerweile wußten bestimmt alle auf dem Mond und auf der Erde von seinem Schicksal. Dort unten verfolgte man ihn vermutlich bereits auf dem Radar, einige versuchten es vielleicht schon mit Teleskopen, allerdings hatten sie kaum genug Zeit, ihn zu entdecken. Innerhalb von Sekunden war die winzige Forschungsstation außer Sicht, und er war wieder alleine über der dunklen Seite des Mondes.
    Es war unmöglich, über dieser völligen Leere unter ihm seine Höhe abzuschätzen, denn es gab keinerlei Anhaltspunkte für Größenverhältnisse oder Richtungen. Manchmal kam es ihm vor, als brauchte er nur die Hand auszustrecken, um die Dunkelheit zu berühren, über die er hinwegfegte; er wußte trotzdem, daß er in Wahrheit noch viele Kilometer über ihr schwebte.
    Aber er wußte auch, daß er immer noch nach unten fiel und daß ihn jeden Augenblick einer der Krater oder Berggipfel aus dem Himmel holen konnte, die unsichtbar auf ihn zurasten.
    Irgendwo vor ihm in der Dunkelheit lag das letzte, endgültige Hindernis – die Gefahr, die er am meisten fürchtete. Rings um das Mare Moskoviensis ragte ein Ringwall aus zwei Kilometer hohen Bergen auf. Es waren die ihm vertrauten Gipfel, über die er in den vergangenen Monaten in den automatischen Kapseln so oft hinweggeflogen war. Wie alle Hügel und Täler auf dem Mond waren sie durch zahllose Einschläge winziger Meteoriten in Milliarden von Jahren versandet, so daß alle Furchen mit Trümmern gefüllt waren. Dennoch waren sie genauso steil wie die Gebirge auf der Erde und hoch genug, um sich im letzten Augenblick, bevor er über die Basis flog, ihm in den Weg zu stellen.
    Der erste Lichtstrahl der Dämmerung traf ihn völlig

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