Codename Sparta 02 - Das Venusraetsel
Quelle zugewandt hatte, war es bereits vollkommen verschwunden.
Direkt vor ihm in nur 30 Kilometer Entfernung wölbte sich eine riesige Staubwolke in den Sternenhimmel. Es schien, als wäre ein Vulkan an der Flanke des Mount Tereschkowa ausgebrochen – aber das war natürlich ausgeschlossen. Ebenso absurd war Cliffs zweiter Gedanke: daß die technische Abteilung der Farside-Basis durch eine phantastische logistische und organisatorische Anstrengung das Hindernis in seinem Weg weggesprengt hatte.
Denn es war nicht mehr da. In der heranrasenden riesigen Zackenlinie fehlte ein halbrundes, wie herausgebissenes Stück. Felsbrocken und Trümmerstücke stiegen immer noch aus einem Krater in die Höhe, der bis vor fünf Minuten noch nicht existiert hatte. Höchstens eine genau zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle gezündete Atombombe hätte solch ein Wunder zustande bringen können. Aber Cliff glaubte nicht an Wunder.
Das bizarre Bild verschwand aus seinem Gesichtsfeld, während er sich ein weiteres Mal drehte. Er hatte die Rotation fast beendet und befand sich direkt über den Bergen, als ihm einfiel, daß er die ganze Zeit über einen gigantischen kosmischen Bulldozer unsichtbar vor sich gehabt hatte. Die kinetische Energie der verlassenen Kapsel – viele Tonnen, die sich mit einer Geschwindigkeit von beinahe eineinhalb tausend Kilometern pro Sekunde bewegten – reichte durchaus, um die Lücke herauszusprengen, durch die er gerade raste. Erschrocken über das Ausmaß der Zerstörung fragte sich Cliff, welche Verwüstungen dieser Meteor von Menschenhand wohl auf der Farside-Basis ausgelöst haben mochte.
Cliff hatte auch weiterhin Glück. Einige Staubpartikel streiften seinen Anzug, aber keines drang hindurch – die meisten Trümmer waren nach außen und nach vorne geschleudert worden –, und er konnte einen kurzen Blick auf die glühenden Felsbrocken und den sich schnell verziehenden Rauch weit unter ihm erhaschen. Wie seltsam eine Wolke auf dem Mond wirkte!
Dann hatte er die westlichen Berge passiert, und vor ihm lag nur noch der leere schwarze Himmel. Zumindest für den Augenblick.
Weniger als einen Kilometer entfernt sah er schräg links unter sich, wie die elektromagnetische Startrampe an ihm vorbeiraste wie ein Gartenzaun an einem Rennwagen. Die Rampe war ein haarfeiner Strich, gezogen quer durch die ganze Breite des Kraters. Hier und da blitzte in dem Regolith weit unten ein Licht auf, oder es stieg ein Staubwölkchen in die Höhe und markierte so die Spur der fliegenden Explosionstrümmer.
Cliff drehte sich ein weiteres Mal träge um seine eigene Achse, und als er ganz herum war, lag bereits die Hälfte der Rampe hinter ihm. Im Nu hatte er die Zwillingskuppeln in dem dichtestbesiedelten Teil der Basis weit rechts hinter sich gelassen. Direkt vor ihm lag in 15 Kilometern Entfernung die Antennenfarm mit ihren 100 silbernen Parabolspiegeln. Plötzlich leuchteten sie alle gleichzeitig funkelnd auf wie ein Schaufenster zur Weihnachtszeit.
Noch eine Umdrehung. Wie in einem Kameraschwenk huschte die Basis durch sein Blickfeld, sie schien zerstört zu sein, so wenig war von ihr in diesem Augenblick zu sehen gewesen. Als er jedoch wieder nach vorne blickte, überflog er gerade die Antennenfarm. Die Spiegel waren von Sonnenlicht umrahmt und wirkten so groß, rund und stabil wie immer. Aber Cliff hatte ganz kurz den Eindruck, als wären sie mit etwas Schwarzem gesprenkelt – dann war er schon vorbei. Waren das wirklich alles schwarze Flecken auf den hellen Schalen? Oder waren es Löcher im glänzenden Aluminium? Diese leuchtenden Funken … Irgendwohin mußten die leichteren Splitter nach der Explosion geflogen sein, und die Antennen lagen genau in der Flugbahn.
»Leyland, melden Sie sich. Können Sie mich hören?«
Plötzlich wurde Cliff sich bewußt, daß Van Kessels Stimme schon seit einigen Sekunden auf ihn einredete. »Hier ist Leyland. Ich höre Sie. Ich höre Sie.«
Ein kaum wahrnehmbares Zögern, dann sagte Van Kessel, noch mürrischer als zuvor: »Wird auch langsam Zeit. Ich nehme an, es ist alles in Ordnung?«
»Es geht mir gut, den Umständen entsprechend«, sagte Cliff. »Hatten Sie das kleine Feuerwerk etwa schon die ganze Zeit über geplant?«
»Um ehrlich zu sein, Leyland, ich hielt es für keine gute Idee, Ihnen alles haarklein vorher zu erzählen. Die ganze Chose war verdammt riskant.«
»Ja, kann ich mir denken.«
Van Kessels Tonfall änderte sich, er klang jetzt vollkommen
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