Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth
Metallriesen über das Gelände und drückte sich an die großen Laufräder der Marslaster.
Er wollte gerade von einem Rover zum nächsten sprinten, als er den roten Strahlenfaden entdeckte, über den er fast gestolpert wäre. Ein Funkeln im aufgewehten Staub hatte ihn verraten.
Der Strahl reichte ungehindert durch den Zaun hinaus in die Nacht. Blake suchte seinen Brennpunkt; ein winziger roter Punkt flackerte auf, sobald die Verbindungsstücke des Zauns vom Wind hin und her geweht wurden. Blake zog einen glänzenden, vernickelten Schraubenschlüssel aus seiner Tasche und hielt ihn vorsichtig in den Strahl, bereit, jederzeit loszurennen. Nichts, kein Alarm. Vorsichtig drehte er den Schraubenschlüssel und lenkte den Strahl auf einen anderen Teil des Zaunes. Ohne die Drucksensoren aus den Augen zu lassen, umging er den Strahl, den er dabei um sich selbst drehte. Als er vorbei war, zog er seinen Behelfsreflektor wieder aus der Bahn.
Immer noch kein Alarm. Er atmete erleichtert auf. Ein Kinderspiel.
Die Videoschirme im Wachraum waren im Halbkreis um den Schreibtisch des Sicherheitschefs angeordnet. Die Bildausschnitte auf den Monitoren schwenkten langsam über die verschiedenen menschenleeren Sektoren des Rangiergeländes.
»Immer noch nichts?« Yevgeny Rostov stand hinter dem Sicherheitschef. Er hatte seine massigen Arme über der Brust verschränkt und machte ein finsteres Gesicht.
»Ihre Augen sind nicht schlechter als meine, Yev. Alle Kontrollen sind grün und auf den Videokanälen hat sich noch nichts bewegt.«
»Sie haben so viele Löcher in Ihrem Sicherheitssystem gelassen, er könnte herein- und wieder hinausspazieren, ohne daß Sie das geringste merken.«
Der Sicherheitschef lehnte sich gelassen in seinem ergonomischen Stuhl zurück. Die Größe seines Hinterns ließ darauf schließen, daß er viel Zeit darin verbrachte. »Kein Grund, mit falschen Beleidigungen um sich zu werfen.«
»Nicht falsch, unbegründet«, brummte Rostov. »Haltlos. Ohne Grundlage. Warum drücken Sie sich nicht korrekt aus?«
»Von mir aus auch unbegründet. Wenn ich meinen Job wirklich so schlecht machen würde, hätte die Gesellschaft mich längst gefeuert.«
Yevgeny räusperte sich. Es hörte sich an wie ein Wagen, der nicht recht anspringen will.
»Wieso sind Sie überhaupt sicher, daß der Kerl heute nacht auftaucht? Gestern ist er auch nicht gekommen.«
»Er hat sein Leben lang noch keinen Schraubenschlüssel in der Hand gehabt – also denke ich mir, daß er nicht zur Pipeline will, wo er wahrscheinlich arbeiten muß. Heute nacht ist seine letzte Chance, danach kann er sich nicht mehr herausreden.«
»Und wieso meldet er sich nicht einfach krank, oder so?«
»Mit einer Entschuldigung von seiner Mutter vielleicht? Reden Sie keinen Blödsinn. Ich habe Ihnen doch gesagt, der Mann ist ein Profi.« Yevgeny wandte sich ab und blickte durch das Glasfenster des Wachturms auf das verlassene Gelände.
Blake befand sich jetzt unter der Hauptstütze der Röhrenbrücke. Ein Stahlträger schirmte ihn von der Beobachtung ab. Die Röhren wurden von den großen Vorratstanks bis zur Füllstation geführt, wo man die transportablen Fässer abfüllte. Die Videokamera auf einer Ecke der Füllstation schwenkte langsam in seine Richtung. Ohne Hast zog er sich in den Schatten eines der riesigen Laufräder eines Marslasters zurück, bis die Kamera über seinen Standort hinweggeschwenkt war. Blake bemerkte, daß das Koaxialkabel, das von der Kamera die Wand der Füllstation herablief, gleichmäßig von der ständigen Brise hin und her geweht wurde und dabei unhörbar gegen die rauhen Glasziegel der Wand peitschte.
Dieses lose Kabel … es sah ganz danach aus, als könnte es jederzeit durchscheuern … Und wenn das weit genug oben geschah, könnte es der Wind der Länge nach auf das große Umfüllventil im Drahtverschlag neben der Füllstation schleudern. Und wenn dieses Ventil dann nach ein kleines Leck hatte und obendrein zu allem Unglück auch noch eine hochexplosive Mischung aus Wasserstoff und Sauerstoff enthielt …
Als die Kamera in die andere Richtung sah, sprang Blake über die paar Meter freies Gelände und ging an der Füllstation wieder in Deckung. Dort hatte er Glück: die außen verlegten Kommunikationsleitungen, durch die die Kamerakabel liefen, enthielten auch den Anschluß für die Drucksensoren. Drei Schnitte mit seiner Zange und ein paar hastig zusammengedrehte Verbindungen, und schon waren alle Detektoren
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