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Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Titel: Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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Steuerflächen, die das Flugzeug daran hinderten, seitlich auszubrechen und in Stücke geschlagen zu werden.
    Ein Mann des Bodenpersonals befestigte Haken und Kabel des Katapults an einer Öse unter dem Rumpf. Khalid gab der Flugüberwachung sein »Fertig« durch, dann warf er Sparta einen Blick über die Schulter zu. »Es geht los.«
    Während das Katapult den Gleiter entlang der kurzen Startbahn in den Wind zog, hielten die beweglichen Flügel und Heckflossen das Flugzeug gerade, bis es den Boden verlassen hatte. Dann segelten sie plötzlich über den Dünenkämmen.
    Khalid hatte schnell einen Aufwind über einer hellen Dünenansammlung in der Mitte des Tales gefunden. Sie begannen, in einer weiten Spirale zu steigen, so schnell, daß sie es in der Magengrube spürten.
    »Laut Satelliteninformation gibt es in 7000 Metern Höhe eine stetige Windströmung aus Nordost«, sagte er. »Damit hätten wir genug Spielraum, falls es uns plötzlich in die Täler herunterziehen sollte.«
    Während das Flugzeug sich in die Kurve legte, blickte Sparta fasziniert aus der Glaskuppel. Trotz der täuschenden Atmosphärenholographie konnte sie eine faltige Kraterlandschaft unter sich hinwegziehen sehen, eine scharf umrissene Topographie aus gelbbraunen Sümpfen und goldenen Sandflächen. In den Tiefen der Schluchten des Labyrinths hing Dunst aus gefrorenem Nebel. Weiter oben war der Himmel leuchtend rosa, durchzogen von länglichen Wolken aus feinen Eiskristallen.
    Drüben im Westen füllte sich das Labyrinth der Nacht mit dem orangenen Licht des Morgens. Weit im Osten breiteten sich die Valles Marineris aus. An seinen tiefsten Stellen fielen die Schluchten überraschend tief ab – vom Plateau bis zur Talsohle sechs Kilometer senkrecht nach unten –, von oben jedoch ging jede genaue Perspektive verloren, und das Land schien immer flacher zu werden, während das Flugzeug rasch aufstieg, um in den Luftstrom zu gelangen.
    Ein Morgen auf dem Mars …
     
    »Ich fange heute an. Mein Name ist Mycroft.«
    »Was, zum Teufel, wollen Sie denn hier?«
    »Ich bin neu eingestellt. Mechaniker Stufe 7.«
    Aus den Komverbindungen sprudelte es unablässig im Einklang mit dem unaufhörlichen Zischen der Luftschleuse, während Männer und Frauen gehetzt im Einsatzbüro ein- und ausgingen.
    »Hör’n Sie mal, Junge, Sie sehen doch, daß wir hier alle Hände voll zu tun haben.«
    »Yevgeny Rostov meinte, ich soll hier um 8.30 Uhr erscheinen, und dann würde ich mit einem Crummy zum Kopf der Pipeline gefahren.«
    »Rostov?« Die Manieren des dicken Angestellten wurden plötzlich besser.
    »Wie war gleich der Name?«
    »Mycroft. Ich möchte Ihnen sagen, daß ich wirklich froh bin, den Job zu kriegen. Mann, was habe ich schon gesucht. Oben auf der Station haben sie …«
    »Schon gut, Kumpel. Wenn ich eine rührselige Geschichte hören will, sehe ich mir ein Video an.« Der Angestellte tippte etwas auf einer schmierigen Tastatur ein und blickte fragend auf einen Flachschirm, über den jemand vor Tagen oder Wochen Kaffee geschüttet hatte. »Ja, hier, Mycroft, Sie sind auf dem Arbeitsplan. Hier steht aber Stufe acht.« Der Computer spuckte ein Stück gelben Karton aus. »Hier ist Ihr Ausweis. Aber Sie haben Pech, Mycroft. Heute fährt kein Crummy.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil sie alle verdammt noch mal in die Luft geflogen sind, deswegen.« Damit fletschte der aalglatte Angestellte seine vergammelten Zähne und brach in quietschendes Kichern aus.
    »Sie sind was?«
    »Kleiner Industrieunfall – so heißt es offiziell. Alle Personentransporter sind auf unbestimmte Zeit außer Betrieb. Das heißt aber nicht, daß Sie keinen Job am Pipelinekopf haben, Mycroft. Sie müssen nur selber sehen, wie Sie dahin kommen.«
    »Wann geht die nächste Fuhre?«
    »Kommt darauf an, wie lange es dauert, die neuen Crummies hierher zu schaffen. Wissen Sie zufällig, wie lange diese langsamen Frachter von der Erde aus brauchen?«
    Blake starrte ihn an. »Langsamen Frachter …? Oh, jetzt weiß ich, was Sie meinen …«
    »Vielleicht können Sie einen der Lastwagenfahrer überreden, Sie mitzunehmen. Normalerweise verlangen die aber eine ganze Menge. Was haben Sie denn zu bieten?«
    Blake schüttelte den Kopf und wandte sich niedergeschlagen ab.
    Als er jedoch an der Luftschleuse stehenblieb, um seinen Helm zu versiegeln, erlaubte er sich insgeheim ein kleines Lächeln.
     
    Der Marsgleiter erreichte den Luftstrom und raste Richtung Nordosten auf das entfernte Cydonia zu.

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