Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Titel: Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss

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Khalids Bemerkungen waren so unpersönlich wie die eines Reiseführers. »Lunae Lacus – der sogenannte Mondsee – ist eine Vertiefung nördlich von hier. Dort ist der atmosphärische Druck groß genug, daß Wasser flüssig bleibt – sollte es je auftauen. Das ist auch einer der Gründe, warum man dort mit dem Projekt Wasserfall beginnen will. Auf unserem Flug werden wir die Candor-Region streifen. Wenn die Winde hier oben weiter so bleiben, fliegen wir parallel zur Lastwagenroute von Labyrinth City zum Kopf der Pipeline.«
    »Fliegen wir den ganzen Weg bis zum Lacus?«
    »Nein, wir werden ein Gebiet gleich vor dem Pipelinekopf erneut auskundschaften. Wenn wir wollten, könnten wir Lunae Lacus leicht innerhalb eines Sol erreichen – unsere Geschwindigkeit beträgt etwa 500 Stundenkilometer –, aber wenn wir so weit fliegen, müssen wir wahrscheinlich den ganzen Planeten umrunden, um zurückzukommen.«
    »Wie weit ist es bis zur Pipeline?«
    »Ungefähr 3000 km.«
    »Bei dieser Geschwindigkeit wären wir also in sechs Stunden da.«
    »Bei gleichbleibender Höhe, ja. Aber sobald wir tiefer gehen, um die Sensoren einsetzen zu können, verlieren wir an Geschwindigkeit. Auf diesem Flug werden wir den größten Teil unserer Zeit für den Rückweg brauchen, wenn wir in geringer Höhe gegen den Wind kreuzen. Das kann leicht zwei, drei Tage dauern. Wir werden viel Zeit haben, uns zu unterhalten.« Er lachte. »Vielleicht inspiriert Candor uns.«
    Sie lachte trocken. »Wenn Candor Sie inspiriert, Dr. Sayeed, dann sollten Sie mir auch den wirklichen Grund verraten, warum Sie mich auf diesem Flug mitgenommen haben.«
    »Eben damit wir uns unterhalten können«, antwortete er sofort. »Ganz offen. Im Hotel ist man nie unter sich. Wenn es irgendeine Gruppe oder Einzelperson gibt, die sich für Ihre Ermittlungen interessiert, können Sie darauf wetten, daß sie unser Gespräch beim Mittagessen aufgezeichnet hat.«
    »Ich wäre nicht überrascht, wenn auch Sie Ihre Aufzeichnung gemacht hätten«, sagte sie. Sparta selbst speicherte alles, was sie interessierte, in ihrem Gedächtnis ab, dafür brauchte sie kein Gerät. »Und die Black Box in diesem Flugzeug zeichnet auf, was wir jetzt sagen. Warum sollte sich einer von uns deswegen Sorgen machen?«
    »Ich möchte Sie warnen.«
    »Wovor?«
    »Ich glaube, jemand will Sie umbringen.«
    In seiner Stimme war keine Spur von Unsicherheit oder Melodramatik, trotzdem sträubten sich ihr die Haare. »Wer und aus welchem Grund?«
    »Wer, weiß ich nicht. Ich habe aber so einiges gehört.«
    »Von wem?«
    »Vielleicht interpretiere ich auch etwas in Dinge hinein, die gar nichts bedeuten. Prott hat einige Bemerkungen gemacht …«
    »Was für Bemerkungen?«
    »Sie sollten aufpassen, was sich hinter Ihrem Rücken abspielt.«
    »Glauben Sie, daß er mich umbringen will?«
    »Nein … das kann ich mir nicht vorstellen. Ich weiß es nicht. Und was das Warum betrifft … jetzt, wo ich Sie getroffen habe, könnte ich mir denken, daß es etwas mit Ihrer Identität zu tun hat.« Er sah sie über die Schulter an. »Ihre Holos verraten nicht viel über Sie, aber als ich Sie gestern gesehen habe, Linda …«
    »Sie dürfen mich niemals so nennen«, sagte sie.
    »Ganz wie Sie wünschen …«
    »Die Aufzeichnungen von diesem Flugabschnitt werden zerstört«, sagte sie. Es war ein Befehl.
    »Schön. Aber es geht nicht um mich. Ich glaube, daß jeder, der bei SPARTA war, Sie wiedererkennen würde.«
    Einen Augenblick lang sagte sie nichts. Ihr war eingefallen, daß auch Blake sie ohne Mühe wiedererkannt hatte, damals in Manhattan – und das aus einer Entfernung von einem Block. Hatte SPARTA einen derartigen Zusammenhalt unter seinen Mitgliedern erzeugt, daß sie sich weder mit kosmetischer Chirurgie noch mit Schauspielerei verstecken konnte?
    »Sind Sie jetzt auf Sendung?«
    »Wir übertragen nur die Fernmeßdaten.«
    »Khalid, begreifen Sie, warum wir dieses Gespräch vernichten müssen?«
    »Ja, und ich werde Ihnen dabei helfen. Ich werde die Lücken mit Hintergrundgeräuschen aus den Nebenkanälen füllen. Vermutlich hört sich ohnehin niemand diese Black Box an, und wenn, wird es nicht auffallen. Es sei denn, jemand weiß bereits, wonach er sucht.«
    »Man hat versucht, mich umzubringen, Khalid. Genauso wie meine Eltern.«
    »Uns hat man erzählt, Ihre Eltern seien bei einem Helikopterabsturz ums Leben gekommen.«
    »Kann sein. Ich habe ihre Leichen nicht gesehen. Ich kenne auch niemanden, der sie