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Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth

Titel: Codename Sparta 03 - Das Mars-Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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durchquerten ein weites Schwemmland am Fuß des weit entfernten Vulkans, eine dünne, schier endlose Schicht aus Kieseln und nach Gewicht sortierten Felsbrocken, aus terrassenförmigen Sandschichten und Mischgestein, das immer wieder von Wasserströmen durchschnitten und freigelegt worden war. Blake hatte sich auf die Texte verlassen, die er im Schnellverfahren auf seiner Reise zum Mars überflogen hatte, und beruhigt angenommen, die vom Wasser ausgespülten Formationen seien Milliarden von Jahren alt. Als er jetzt nach draußen blickte, mußte er sich eines besseren belehren lassen: Die scharf umrissenen Konturen der Erosion waren frisch.
    Der Laster polterte gefährlich durch den Sand, rammte Felsbrocken und schleuderte Kiesel hoch. Nie zuvor war Lydia derart konzentriert gefahren.
    »Wir schaffen es nicht«, sagte sie.
    »Was soll das heißen?«
    »Wir kommen nicht mehr auf festen Boden. Wenn wir es wenigstens bis zu einer Insel schaffen könnten …«
    »Lydia, eine Flut hier, wie ist das möglich?«
    »Der Vulkan. Durch das Ausstoßen heißer Gase schmilzt der Permafrost zu Matsch, der sich durch den erstbesten Kanal einen Weg nach unten sucht. Und wir stecken mittendrin, in einem verdammt großen sogar.« Sie sah vom Steuer auf. »Hören Sie, Mycroft, wenn ich ›jetzt‹ sage, springen Sie. Schnappen Sie sich ein paar Sprengbolzen und Seilwinden, und dann arbeiten Sie sich so weit wie möglich vor. Nach festem Gestein brauchen Sie hier gar nicht erst zu suchen. Gehen Sie einfach hundert Meter geradeaus, und jagen Sie die Bolzen so tief wie möglich in den Boden. Dann zurren Sie sich fest und drücken die Daumen, daß es hält.«
    »Ist es so schlimm?«
    Sie antwortete nicht.
    Wenige Augenblicke später hatte sie die Insel mitten im Strom gefunden, nach der sie gesucht hatte, und schob den Laster das flache Ufer hoch. Dann schwenkte sie den gesamten Zug herum, bis er mit der Schnauze zum Kanal hoch zeigte, genau in die heranrasende Flut.
    »Jetzt!«
    Als der Laster schlitternd zum Stehen kam, sprang er hinaus und rannte los. Eine Sekunde später war sie auf ihrer Seite aus der Kabine gesprungen und spulte parallel ihre Seile ab. Er entdeckte einen gewaltigen Basaltbrocken. Vermutlich war das besser als ein im Kiesel versenkter Sprengbolzen, also schlang er das Seil herum. Er versenkte zwei weitere Bolzen und spannte die Taue.
    Mittlerweile spürte er die Vibrationen unter seinen Stiefeln. Er sah den Fluß hoch.
    »Verdammt!«
    Eine sieben Meter hohe Schlammwand mit der Farbe und Konsistenz von geschmolzenem Schokoladeneis stürzte die Rinne hinunter und riß dabei ganze Felsbrocken mit. Er drehte sich um und rannte zum Laster. Lydia war vor ihm da. Er sah, wie sie hineinkletterte und mit der beschädigten Tür auf ihrer Seite kämpfte. Dann reichte sie zu seiner hinüber. Nett von ihr, sie für ihn zu öffnen.
    Behende sprang er über die Laufräder nach oben und riß am Türgriff. Er klemmte.
    Er riß noch einmal. »Sie klemmt«, schrie er über Sprechfunk. »Sie müssen sie von innen öffnen!«
    Durch seinen Helm, die dicke Kuppel des Lasters, ihren versiegelten Helm und mehrere Spiegelungen hindurch sah er ihr blasses, wild entschlossenes, zur Maske erstarrtes Gesicht. Sie rührte keinen Finger, um ihm zu helfen.
    »Lydia, die Tür klemmt! Lassen Sie mich rein!« Die Mauer aus Schlamm kam auf ihn zu wie die in Zeitlupe aufgenommene Miniaturflutwelle in einem billigen Video. Nur war es keine Miniaturflutwelle. Dampfschwaden strömten aus dem hohen Wellenkamm – das heiße Wasser aus der Permafrostschicht verdampfte, sobald es mit der trockenen, dünnen Atmosphäre in Berührung kam.
    »Für wen arbeiten Sie, Mycroft?« fragte Lydia.
    »Was? Lydia …!«
    Ihre Stimme war leise und rauh, aber über den Sprechfunk war sie deutlich genug zu vernehmen. »Wir kennen Sie schon seit Monaten, Mycroft. Sind Sie nur ein Spitzel der Gesellschaft? Oder sind Sie ein Provokateur von der GRT?«
    »Wovon, zum Teufel, sprechen Sie überhaupt?«
    »Sie wollen in den Laster, Spitzel? Dann sagen Sie mir, für wen Sie arbeiten.«
    »Lydia, ich habe weder mit der Gesellschaft noch mit der GRT das geringste zu tun.«
    »Yevgeny hat im Fuhrpark auf Sie gewartet, Mycroft – er dachte, Sie wollten die Fahrzeuge in die Luft jagen, damit man Sie nicht auf die Baustelle schickt. Aber offenbar wollen Sie doch zur Pipeline. Und wir würden zu gerne wissen, warum.«
    Blake betrachtete die dampfende Flutwelle, deren Ausläufer bereits die

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