Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer
uns angewiesen, stimmt’s?«
Einen Augenblick sah sie zur Seite und wich seinem Blick aus.
»Da irren Sie sich gewaltig, das können Sie mir glauben«, sagte er leise. »Hoffentlich müssen Sie das nicht erst auf die harte Tour lernen.«
»Ich habe alles Wichtige auf diese Weise gelernt.« Es sollte hart klingen, aber sie wußte, daß er sich nicht täuschen ließ. Sie konnte nicht einmal sich selbst täuschen.
Sie führten noch weitere fruchtlose Gespräche, aber es dauerte nicht lange, dann verabschiedete er sich kurzangebunden von ihr vor dem Gebäude der Erdzentrale am East River in Manhattan.
In der blauen Uniform der Raumkontrollbehörde bestieg sie die Magnetbahn zum Shuttleport in Newark, aber dort traf sie nie ein. In der Ermittlungsabteilung hieß es einfach, sie sei von der Bildfläche verschwunden.
Für ihre Tarnung wollte sie sich nicht auf die zeitraubende und teure plastische Chirurgie verlassen. Chirurgen führten Aufzeichnungen und es bestand immer die Möglichkeit, daß sie für einen kleinen Nebenverdienst auf Erpressung und Verrat eingingen. Statt dessen verließ sie sich auf eine bewährte Methode.
Eine andere Frisur, gefärbte Kontaktlinsen oder nur ein Farbtupfer auf den Wangen genügte in Verbindung mit einer veränderten Gestik und Sprechweise, um sie für jeden unkenntlich zu machen. Als erste Übergangstarnung diente ihr ein fettiges, schwarzes Haarteil mit einem gürtellangen Pferdeschwanz.
Um ihren Geruch zu verändern, trug sie eine Woche lang rund um die Uhr eine Lederhose mit passender Jacke und hielt sich vorwiegend in den Bars am Hafen von New Jersey auf.
Sie hielt einige Tage Augen und Ohren offen, feilschte dann ein paar Stunden über Biergläsern, bis sie zwei illegal programmierbare Magnetkarten erstanden hatte.
Kaum vierundzwanzig Stunden später tauchte in Newark ein hübscher Rotschopf namens Bridget Reilly auf und stieg in die Überschallmaschine nach London.
8
Zur selben Stunde wie schon in den beiden Wochen zuvor verließ Blake in dunklem Anzug und roter Seidenkrawatte mit einem schwarzen Aktenkoffer das Haus seiner Eltern und fuhr mit einem der restaurierten antiken Manhattaner U-Bahnzüge in die Stadt.
Er hatte sich absichtlich einen berechenbaren Tagesablauf angewöhnt. Die frühen Vormittagsstunden verbrachte er an der Komverbindung und bemühte sich um Vorstellungsgespräche. Kurz vor Mittag verließ er sein Zuhause. Er fuhr lieber mit der U-Bahn als mit dem Robottaxi. Beim Umsteigen ließ sich leichter feststellen, ob ihm jemand folgte.
An der gewohnten Haltestelle in den oberen Sechzigern stieg er aus und ging zwei Querstraßen zu Fuß weiter. Letzte Nacht hatte es geregnet, und die Robotkehrer hatten die glänzenden Straßen poliert.
Jetzt brachen die Wolken auf, wie jeder wußte, der den Wetterbericht verfolgt hatte, und wurden im Mittagslicht golden gefärbt.
Blake kam an dem indischen Restaurant vorbei, in dem er gewöhnlich essen ging, betrat es aber nicht. Er lief weiter bis zum Ende des Blocks und bestellte sich in der Infozelle an der Ecke zur First Avenue ein kompaktes Hydro-Coupe, das er im Norden der Stadt am Hudson-Ufer abholen sollte.
Dann bestieg er einen der schnellen, wasserstoffbetriebenen Vorortbusse und fuhr zur Magnetbahn in der 125. Straße. Die Hochbahnstation war das strahlende Juwel dieses wiederaufgebauten Viertels.
Blake nahm eine schnelle Magnetbahn flußaufwärts. Eine Haltestelle vor dem Ort, wo er den Wagen hatte reservieren lassen, stieg er aus, blieb auf dem Bahnsteig stehen und beobachtete, wer außer ihm den Zug verließ. Niemand kam ihm verdächtig vor. Kurz bevor sich die Türen der Magnetbahn schlossen, stieg er wieder ein und fuhr drei Stationen weiter.
Die Reservierung von der Infozelle aus war ein Täuschungsmanöver gewesen. Bereits am Abend zuvor hatte er über den Computer seines Vaters einen Wagen unter anderem Namen reservieren lassen.
Er holte den kleinen, zweisitzigen Elektrowagen am Straßenrand ab und löste ihn von dem Schließpfosten, indem er seine modifizierte Magnetkarte hineinschob. Langsam fuhr er durch die Straßen der kleinen Stadt, bis er sicher war, von niemandem beobachtet worden zu sein. Dann wandte er sich Richtung Norden zum Reservat.
Zwölf Stunden später: Es war ein Uhr nachts, kalt und ein mondloser Himmel, der nur von schwach funkelnden Sternen und dem Ring aus reflektierendem Weltraummüll erhellt wurde, der die Erde auf einer geosynchronen Umlaufbahn umkreiste. Blake
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