Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer
Scheiterns, Einsamkeit, Drogensucht und Verzweiflung, bis zum ersten Kontakt mit den Prophetae. Dann kam die neue Hoffnung nach der Rekrutierung, Erinnerungen an die Unterweisung und das Training nach der Lehre des Freien Geistes und ihre Aufträge. Die Schicksale in diesen Dateien waren eine Hölle der verlorenen Seelen.
Man hatte nur die Erinnerungen von Soldaten des Freien Geistes ausgewählt. Zwei waren an dem Abend dabeigewesen, als Lindas Vater sie retten wollte und man seine Leibwächter niedergemetzelt hatte. Linda war verwundet worden, und der Snark hatte auf ihre Anweisung hin ihre Eltern in Sicherheit gebracht. Damit bestätigte sich für Sparta, was sie schon immer geahnt hatte. Es war die Pflicht der Prophetae, jeden zu töten, der sich erfolgreich der Unterweisung widersetzt hatte.
Hier fand sie auch die Geschichte, die durch die Medien gegangen war: In jener Nacht sei ein Snark über einem militärischen Schutzgebiet abgestürzt, wobei seine Insassen, ihre Eltern, ums Leben gekommen seien. Weitere Einzelheiten hielt man aus Gründen der Geheimhaltung zurück.
Die letzte Gruppe von Dateien enthielt Unterlagen des Nordkontinentalpakts, der Polizei und anderer terrestrischer Behörden. Der Snark war eine gestohlene NKP-Maschine – wie hatte man wohl diese außergewöhnliche Meisterleistung vollbracht? – und laut Zeugenaussagen von Laird und anderen war er in Maryland aufgetaucht, wo auch dieser ›Überfall mit versuchter Entführung‹ gescheitert war.
Aber Sparta wußte genau, daß sie ihn mit dem Befehl losgeschickt hatte, alle zum Schutz ihrer Eltern notwendigen Maßnahmen zu treffen. Er hatte ihre Befehle befolgt und war verschwunden. Aus den Unterlagen ging hervor, daß auf den Radarschirmen keine Spur von ihm aufgezeichnet worden war. Man hatte auch keine Funksprüche mitgehört. Er war nie wieder gesehen worden. Es hatte keinen Helikopterabsturz gegeben. Ihre Eltern waren einfach verschwunden.
»Reicht Ihnen das?« flüsterte der Commander in der Dunkelheit. Er war zurückgekehrt, während sie in die letzte Datei vertieft war, dennoch hatte sie ihn kommen gehört.
»Sie haben mir versprochen, mir zu sagen, was wirklich mit meinen Eltern passiert ist. Das geht aus diesen Dateien nicht hervor.«
»Ich habe Ihnen gesagt, daß ich nicht beweisen kann, was ich weiß. Auf jeden Fall sind sie noch am Leben.«
»Woher wollen Sie das wissen?«
»Also gut, auf jeden Fall glaube ich fest daran.«
Er verriet ihr immer noch nicht die volle Wahrheit, aber durch Diskutieren war nichts aus ihm herauszubekommen. Tatsächlich hatte er ihr etwas von großem Wert verschafft. Sie hatte schon oft die Dateien der Nachrichtenagenturen durchforstet, aber nie etwas anderes gefunden als offensichtliche Fälschungen. Sie waren mit vertrackten Sicherungen ausgestattet, so daß jeder Unbefugte, der seine Nase in diese Aufzeichnungen steckte, automatisch zu seinem eigenen Terminal zurückverfolgt werden konnte.
Die Dateien des Commanders waren die verschwundenen Originale. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie er an sie herangekommen war.
»Was wollen Sie von mir?« fragte sie.
»Wir werden mit einem Team auf der Kon-Tiki dabeisein, teils getarnt, teils ganz offen. Sie werden zu der getarnten Gruppe gehören.«
»Sie haben Ihr Versprechen nicht gehalten, Commander – also ändern sich unsere Abmachungen. Ich werde mit Ihnen zusammenarbeiten, aber nicht innerhalb eines Teams.«
»Sie sind zu bekannt, Troy. Sobald Sie ihren Kopf zu weit hervorstrecken, wird man Sie erledigen.«
»Ich werde meinen Kopf unten halten. Meine Berichte gehen an Sie, und zwar ausschließlich an Sie.«
Aufgebracht versuchte er sie davon zu überzeugen, wie wichtig eine ständige Kommunikation war, aber sie blieb bei ihrer Ansicht, daß sie allein arbeiten würde.
»Also gut, wenn es nicht anders geht«, sagte er schließlich. »Ich habe Ihre ersten Kliniktermine für morgen nachmittag in der Erdzentrale angesetzt.«
»Welche Termine?«
»Dieses Gesicht können Sie unmöglich behalten, Troy. Sie sind ein interplanetarischer Videostar.«
»Kommt nicht in Frage.«
»Gefällt Ihnen Ihr jetziges Aussehen etwa besser, als das, mit dem sie geboren wurden?«
»Keine Operationen mehr.«
Plötzlich wurde er sehr ruhig. »Also schön, warum sagen Sie mir nicht einfach, welche Befehle Sie überhaupt bereit sind auszuführen.«
»Gar keine, Commander. Ich bin bereit, mir Ihre Vorschläge anzuhören.«
»Sie glauben, Sie sind nicht auf
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