Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer

sie aus dem Regal, unterbrach die Anschlüsse und stopfte sie in seinen Beutel. Die Tabletts mit den Chips schüttete er ebenfalls hinein, bevor er die Lasche des Beutels verschloß.
    Dann stürmte er aus dem Zimmer und durch die rauchgefüllte Eingangshalle, die verdunkelte Bibliothek und die Tür hinaus auf die Veranda, sprang über das Geländer, schlug im weichen Gras auf und rannte los, immer weiter über den Rasen, während er aus den Augenwinkeln weitere rennende Schatten sah. Dann sprang er über die Mauer, durchbrach den Zaun und war im Wald.
    Er bremste seinen Lauf und bewegte sich vorsichtig weiter. Der Nachthimmel über ihm glühte im Licht der Flammen. Das Heulen der Sirenen, das Krächzen der Sprechfunkgeräte und das Röhren der Fahrzeuge, die die Hauptzufahrt hinaufkamen, hallte durch die Nacht und übertönte das Rascheln der feuchten Blätter und das Knacken der Äste, während er sich durch den Wald arbeitete.
    Er hatte seinen Wagen 20 Minuten von hier geparkt, ein gutes Stück abseits der Straße. Ein Blick auf seine Uhr verriet ihm jedoch, daß er zeitlich einen größeren Spielraum als eingeplant hatte.
    Er fand den Wagen ohne Schwierigkeiten wieder und warf sein Bündel in den vorderen Gepäckraum. Dann schlug er die Haube zu und öffnete die Fahrertür. Er holte seine Magnetkarte unter dem Sitz hervor und schob sie in die Zündung. Die Armaturen zeigten an, daß die Motoren für den Antrieb Strom bekamen.
    Er wollte gerade seinen Plastikanzug aufreißen, was den Wärmetauscher außer Kraft setzen würde. Sobald er in sicherer Entfernung war, konnte er die angestaute Hitze im Wärmetank ablassen. In dem Augenblick jedoch, als er seine Hand an den Reißverschluß legte, kamen sie aus dem Wald.
    Es waren drei Männer in weißen Uniformen, alle jung, alle blond, und keiner von ihnen sah besonders glücklich aus.
    »Hände hoch«, sagte der Anführer leise. Er war ein großer Kerl mit einem so kurzen Blondschopf, daß er fast kahl wirkte.
    Sie umringten ihn von drei Seiten, und alle zielten mit Sturmwaffen auf ihn. Auf diese Entfernung spielte es keine Rolle, ob die Kugeln aus Gummi waren oder nicht. Sie konnten ihm die Milz wegreißen, die Augen ausschießen oder etwas Wichtiges brechen.
    Der Kahlkopf betrachtete Blake, der unter seinem durchsichtigen Plastikanzug nackt war und mußte grinsen. »Hübscher Anzug.«
    »Freut mich, daß er Ihnen gefällt«, sagte Blake. Unter der Plastikhaut klangen seine Worte gedämpft.
    Der Kahlkopf gab seinen Begleitern ein Zeichen. Sie quetschten sich auf den engen Rücksitz des kleinen Elektrowagens, während er weiter auf Blakes Unterleib zielte. »Du fährst«, sagte er.
    »Vier Personen sind ziemlich schwer«, murmelte Blake. »Ich weiß nicht, ob ich für euch alle genug Strom habe.«
    »Wir fahren nicht weit. Steig ein.«
    Blake ließ sich in den Fahrersitz fallen. Wegen des Wärmetauschers auf seinem Rücken saß er vornübergebeugt. Er war sich ständig der Gewehrläufe bewußt, die vom Rücksitz auf ihn gerichtet waren. Der Kahlkopf setzte sich neben ihn. Blake ließ die Kupplung los, die Motoren heulten auf, kuppelten ein und der Wagen schlidderte über den schlammigen Weg. Als sie die gepflasterte Landstraße erreichten, bog Blake in Richtung Hauptzufahrt des Landhauses ab.
    Sie fuhren langsam und schweigend, bis Blake fragte: »Wieso wart ihr schneller bei meinem Wagen als ich?«
    »Das braucht dich nicht zu interessieren.«
    »Gut, aber wollt ihr wirklich, daß ich euch in diesem Ding den ganzen Weg zurück bis zum Landhaus fahre?«
    »Fahr weiter.«
    Blake warf einen Blick auf die Digitalanzeige an seinem linken Handgelenk. »Ich muß mal kurz aussteigen. Nur für eine Minute.«
    Der Kahlkopf grinste ihn an. »Das wird warten müssen.«
    »Absolut unmöglich.«
    Ein Gewehrlauf schob sich von hinten gegen Blakes Hals, und gleich neben seinem Ohr ertönte ein vertrautes Flüstern. »Uns ist es völlig egal, wenn du dir deinen Strampelanzug vollmachst. Du steigst nicht eher aus, bis wir es dir sagen.«
    Blake zuckte die Schultern und fuhr weiter. Die kahlen Baumstämme leuchteten gespenstisch im Scheinwerferlicht.
    Der kleine Elektrowagen verlangsamte seine Fahrt und näherte sich dem stählernen Doppeltor der Villa, als Blakes Wärmespeicher den kritischen Punkt erreichte. Das Gerät fing an zu pfeifen.
    »Was ist das, verdammt noch mal?«
    »Ich muß sofort raus aus dem Auto«, sagte Blake und suchte nach dem Türgriff.
    »Mach keinen Mist!«