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Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer

Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer

Titel: Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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sie beide dasselbe. Genau deswegen bin ich hergekommen. Bei dieser Sache brauche ich deine Hilfe nicht, ich werde die Prophetae ohne dich ausheben.
    Sie verließ die Infozelle und ging über das nasse Pflaster zur nächsten U-Bahnstation. Robotaxis und Privatfahrzeuge zischten die belebte Straße entlang und wirbelten ein Gemisch aus Öl und Wasser auf, das sich wie ein schwerer Bodennebel über alles legte. Aber als Arbeiterin konnte die junge Frau sich den Luxus eines trockenen Taxis nicht erlauben.
    Sie drängte sich in die muffige Wärme der überfüllten U-Bahnstation. Plötzlich bedauerte sie es, daß sie sich vom Commander hatte überreden lassen, Blake weder anzurufen, noch ihm irgend etwas zu erklären. Aber wenn sie ihm die Wahrheit erzählt hätte, die sie am Hudson erfahren hatte, wäre Blake sofort aktiv geworden. Er war immer bereit zu helfen, aber wenn er unter Streß war, verlor er den Kopf und sprengte einfach etwas in die Luft.
    Für ihn machte es immer Sinn, obwohl er dadurch jedesmal die Situation verschlimmerte. Diesmal konnte sie nicht zulassen, daß Blake ihr ins Handwerk pfuschte. Sie mußte ihn in dem Glauben lassen, daß sie ihn vor die Tür gesetzt oder ihn verraten hatte.
    Sie konnte nur hoffen, daß sie ihm am Ende die ganze Wahrheit sagen konnte. Wenn er sich wieder erinnern würde, könnte er sie vielleicht auch wieder lieben.
     
    Sie hatte sich mit dem Commander geeinigt, keinen Kontakt zu Blake aufzunehmen, sich dann aber geweigert, irgend etwas Wesentliches mit ihm zu besprechen, bevor nicht auch er Wort gehalten hatte. Er hatte ihr widerwillig drei Chips gegeben und sie dann im Konferenzraum im Parterre des Sicherheitshauses alleingelassen.
    Der erste Chip enthielt Dateien über das längst nicht mehr existierende Projekt Multiple Intelligenz. Unter dem Symbol des schlauen Fuchses waren dort Einzelheiten über die Kurse gespeichert, die sie hatte besuchen müssen – von Quantenchemie über die Sprachen Südostasiens bis zum Flugtraining. Auch alle operativen Eingriffe waren verzeichnet. An vielen Stellen in ihrem Gehirn hatte man Nanochips eingesetzt, elektrische Polymerzellen unter dem Zwerchfell angebracht und die Magnetdorne mit ihrem Nervensystem verbunden. Der Chip enthielt jedes Detail des Planes, eine heranwachsende Frau in eine blindwütige Kampfmaschine zu verwandeln.
    Auch über die Beteiligung ihrer Eltern gab es detaillierte Angaben. Sie waren keinesfalls unschuldige Opfer, sondern hatten alles darangesetzt, das Mi-Projekt in Gang zu bringen. Zumindest solange sie dachten, nur die Kinder anderer Leute könnten davon betroffen sein.
    Aber die Dateien enthielten nur eine Seite des Schriftverkehrs. Die Nordamerikanische Regierung, vertreten durch einen Mann, der sich William Laird nannte, hatte Lindas Eltern gebeten, als offizielle Berater des Projekts zu fungieren. Die Bezahlung war gut, aber das war offenbar nicht der einzige Anreiz. Laird hatte eine Vision von der menschlichen Entwicklungsfähigkeit, mit der sie sich identifizieren konnten. Evolution fand für Laird auf der Ebene des Organismus statt. Das galt für den Menschen sowohl als physisches wie auch zwangsläufig als kulturelles Wesen. Es war also kein rein teleonomischer Prozeß, bei dem ein Zweck nur scheinbar zu erkennen war, sondern bedeutete ein tatsächliches Hinarbeiten auf ein klar definiertes Ziel, eine Teleologie von innen heraus.
    Bei der Erarbeitung der Ausbildungs- und Testprogramme des Projektes spielten Lindas Eltern eine zentrale Rolle. Dann brachen die Aufzeichnungen über ihre Beteiligung plötzlich ab, kurz bevor Linda als erste Versuchsperson in das Projekt aufgenommen wurde – und als erste spektakulär scheiterte.
    In den weiteren Unterlagen wurden ihre Eltern nicht mehr erwähnt. Jahre vergingen, bis Laird und viele seiner besten Leute von einem Tag auf den anderen verschwanden und das MI aufgelöst wurde, und zwar unter Umständen, mit denen Sparta bestens vertraut war. Schließlich hatte sie sie selber herbeigeführt.
    Eine zweite Gruppe von Dateien enthielt die Verhöre festgenommener Prophetae. Sparta hatte keine Ahnung, woher der Commander diese Informationen hatte. Sie waren nach dem am meisten verbreiteten kommerziellen System kodiert, und alle Kennzeichen zur Identifizierung der Beteiligten hatte man entfernt.
    Es waren haarsträubende Geschichten. Durch Tiefenanhörung hatte man die Lebenserinnerungen der Opfer rekonstruiert: schreckliche Kindheitserlebnisse, Augenblicke des

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