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Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer

Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer

Titel: Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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hierherbringen lassen.«
    Sparta hätte gerne nach dem Grund gefragt, allerdings konnte sie sich die Antwort schon denken.
    Singh sah zur Luke hinüber und rief scharf: »Steg! Holly ist hier.«
    Eine Weile geschah gar nichts. Dann lugte ein verschüchtertes Gesicht mit aufgerissenen braunen Augen und erwartungsvoll geöffneten Lippen aus dem Schatten hervor.
    »Steg! Holly ist hier. Holly möchte dir guten Tag sagen.«
    Das Tier zögerte einige Sekunden, bevor es langsam aus seinem Versteck hervorkam. Es schwang sich auf den nächsten Aluminiumbalken, wo es sitzenblieb und Sparta aufmerksam betrachtete.
    Sparta kannte das Gesicht, es war der Chimp, dem Howard Falcon in den letzten Augenblicken der Queen gegenübergestanden hatte. Offenbar hatte Falcons Befehl ihm tatsächlich das Leben gerettet.
    »Jedesmal wenn ich einem Schimpansen ins Gesicht sehe, werde ich daran erinnert, daß er im Sinne der Evolution mein nächster Verwandter ist«, sagte Singh. »Ich glaube, niemand von uns begreift, wieso Chimps sich nicht genauso verhalten wie wir. Genetisch sind wir uns so ähnlich, daß vermutlich nur wir Menschen den Unterschied überhaupt bemerken. Ich glaube nicht, daß ein Außerirdischer einen großen Unterschied feststellen würde. Das zeigt, daß große evolutionäre Entwicklungen schon durch geringfügige physische Veränderungen erreicht werden können.«
    »Wenn es die richtigen sind«, sagte Sparta so leise, daß es kaum mehr als ein Flüstern war.
    Singhs Augen weiteten sich kaum merklich, bevor sie sich wieder dem Schimpansen zuwandte. »Steg! Sag Holly guten Tag!«
    Steg kam langsam auf sie zugekrochen. Er war ein ausgewachsener männlicher Schimpanse in den besten Jahren. Seine kräftigen Muskeln zeichneten sich deutlich unter seinem glänzenden, schwarzen Fell ab. Er war gut zehn Kilo schwerer als Sparta. Aber seine Augen waren stumpf und sein Blick unkonzentriert.
    Auf halbem Weg stolperte Steg und konnte sich gerade noch an einem Balken festhalten. Dort erstarrte er und schien seinen letzten Willen mobilisieren zu müssen, bevor er weiterging. Dabei ließ er nie die Augen von Holly Singhs Gesicht.
    Schließlich griff er mit seinen Lederhänden in das Drahtgitter des Käfigs.
    »Sag Holly guten Tag.« Singhs Stimme war klar und doch vertraulich.
    Steg verzog sein Gesicht zu einer schmerzhaften Grimasse. Aus seiner Kehle kam ein heiseres Röcheln. »Bbbbbb … bah … bah …«
    »Sehr gut, Steg. Das war sehr gut.« Singh griff durch den Maschendraht und kraulte ihn am Kopf. Eine breite Narbe in seiner weißen Kopfhaut teilte das Haar. Singh ließ ihre Hand in die Jackettasche gleiten und holte eine braune, krümelige Masse hervor.
    Steg hatte offenbar Mühe, den Maschendraht loszulassen. Er mußte den Griff seiner linken Hand Finger für Finger lösen, dann langte er nach dem Futter. Er schob es sich gierig in den Mund und begann zu kauen. Erst als sein Mund voll war, riskierte er einen längeren Seitenblick auf Sparta. Seine dunklen Pupillen waren gelb umringt, eine bemitleidenswerte Mischung aus Neugier und Angst.
    »Er kann nicht sprechen«, sagte Sparta.
    »Nicht mehr. Verstehen übrigens auch nicht, abgesehen von einigen simplen Kommandos, die er ganz am Anfang gelernt hat. Wie Sie gesehen haben, ist seine Motorik beeinträchtigt. Derart massive Zerstörungen des Gehirngewebes können auch durch Neurochips nicht behoben werden.« Singh seufzte. »Geistig entspricht Steg ungefähr einem einjährigen Kind. Nur ist er nicht so verspielt und zutraulich.«
    Sparta betrachtete nachdenklich die Verstrebungen im Käfig. »Könnte diese Umgebung nicht schmerzhafte Erinnerungen in ihm wecken?«
    »Im Gegenteil. In einer solchen Umgebung haben er und die anderen ihre glücklichsten Tage verbracht.« Singh strich zärtlich über die Knöchel von Stegs rechter Hand, mit der er sich immer noch am Gitter festhielt. »Auf Wiedersehen, Steg. Holly kommt bald wieder.«
    Steg erwiderte nichts. Er beobachtete, wie sie weggingen.
     
    Der Himmel war dunkel geworden. Ihre Schritte knirschten auf dem kaum noch sichtbaren Kiesweg, der nur von schwachen Lichtern markiert wurde.
    »Howard Falcon hat von Anfang an von meiner Arbeit mit den Schimpansen gewußt«, sagte Singh. »Wir kamen bei verschiedenen Treffen wie von selbst darauf zu sprechen. Eigentlich war es sogar einer seiner Vorschläge, der PAKS schließlich auf die Straße des Erfolgs brachte. Ich bezweifele allerdings, daß er sich heute noch daran erinnern würde.

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