Codename Sparta 04 - Das Medusa-Abenteuer
Buranaphorn, bis vor einer Stunde noch hatte er mich täuschen können. Brenner hatte einen so klaren und vernünftigen Eindruck gemacht. Schließlich war er es gewesen, der immer wieder meinte, sie würden dort unten höchstens ein paar Bakterien finden.
Die Expedition schien eine ganze Menge von Spinnern angezogen zu haben, dachte Buranaphorn.
Wenigstens hatten sich die beiden hohen Tiere von der Raumkontrollbehörde wieder verdrückt. So wie sie sich aufgeführt hatten, hätte man meinen können, sie wollten Ärger machen. Aber vielleicht gab es einen Grund für ihre Anwesenheit …
Er rief die Brücke an. »Was gibt’s Neues über unseren blinden Passagier?«
Rajagopal meldete sich. »Gar nichts«, sagte sie.
»Kommen Sie, irgendwas müssen Sie doch wissen, Raj.« Der erste Maat legte die für indische Frauen ebenso typische wie aufreizende Überheblichkeit an den Tag.
Rajagopal ließ sich überraschenderweise erweichen. »Wir haben sie zusammen mit Redfield und unseren Besuchern von der Raumkontrollbehörde in der Klinik eingesperrt.«
»Und wie verkraftet es unser Captain?«
Chowdhury meldete sich jetzt selbst. »Machen Sie bitte Ihre Arbeit, Buranaphorn, und lassen Sie uns unsere machen. Lassen Sie sich nicht von Nebensächlichkeiten ablenken. Sie sind aus dem gleichen Grund hier wie wir alle.«
Vielen Dank für den Hinweis, du Armleuchter, dachte Buranaphorn, behielt den Gedanken aber für sich.
In der winzigen Bordklinik lag Sparta wieder im Koma.
»So hart habe ich sie doch gar nicht getroffen«, sagte Blake zum hundertsten Mal.
Diesmal machte er blonde Doktor sich nicht die Mühe, zu antworten. Er war holländischer Abstammung, aus einer alten Familie aus Singapur. Er hatte bereits ausführlich dargelegt, daß ihre Hirngefäße durch den Mißbrauch der Droge Striaphan, die man in riesigen Mengen bei ihr gefunden hatte, gefährlich durchlässig geworden waren. Offenbar hatte sie die Droge über längere Zeit in großen Dosen zu sich genommen. Selbst ein verhältnismäßig leichter Schlag hatte ausgereicht, um ein Blutgerinnsel hervorzurufen.
Eine Hirnblutung war an Bord eines Raumschiffes nichts Ungewöhnliches, bei fehlender Schwerkraft stießen sich die Leute häufiger den Kopf. Mit der nanochirurgischen Einrichtung hätte man einen solchen Routinefall schon in wenigen Stunden behandeln können, wenn die Patientin wie die meisten Raumarbeiter bei guter Gesundheit gewesen wäre. Die Frau war jedoch ernsthaft unterernährt, außerdem stand sie kurz vor einer Lungenentzündung. Das waren keine unlösbaren medizinischen Probleme, aber im Zusammenhang mit der Prellung und dem Blutgerinnsel waren sie durchaus lebensbedrohlich.
Es wäre alles viel einfacher, dachte der Arzt, wenn ich die Zuschauer loswerden könnte. In der winzigen Klinik war es auch ohne diesen entnervten Redfield und den massigen Beamten der Raumbehörde eng genug. Woher kam er überhaupt, und was fiel ihm eigentlich ein, führende Persönlichkeiten des Weltenrats herumzukommandieren?
»Bleiben Sie hier, Dr. Ullrich«, sagte der Beamte jetzt. »Mr. Redfield und ich werden bald zurück sein.«
»Im Augenblick kann ich für die Patientin nichts weiter tun. Erst wenn …«
»Bleiben Sie hier.«
»Aber ich habe schon seit Tagen nichts mehr gegessen …« Bevor der junge Arzt zu Ende sprechen konnte, war die Luke bereits geschlossen.
Draußen auf dem Gang wandte sich der Commander seinem Lieutenant zu. »Irgend etwas Neues, Vik?«
»Nein, nichts.«
Der Commander warf Blake einen fragenden Blick zu. »Sie ist mindestens seit Ganymed an Bord. Sind Sie sicher, daß sie keine Bombe mitgebracht hat?«
»Nicht an Bord der Kon-Tiki. Man hätte sie als zusätzliche Masse bemerkt.«
»Immerhin hat sie auch ihre eigene Masse verborgen.«
»Die Garuda hat wesentlich mehr Masse, die man manipulieren kann. Außerdem wurde die Kon-Tiki mehrfach vor dem Start gewogen. Bis zum letzten Gramm. Ich war dabei.«
»Ja, ich kann mir vorstellen, daß Sie sich dabei besonders beliebt gemacht haben«, brummte der Commander. »Dann vielleicht eine Pulsbombe, etwas Winziges, nichts Explosives, aber ausreichend, um die Schaltungen zu verschmoren, wie man sie ihr auf dem Mars untergeschoben hat.«
»Sie ist seit zwei Jahren eine Außenseiterin, seitdem hat sie für niemanden gearbeitet. Wie sollte sie an etwas so Hochentwickeltes und Teures kommen?«
»Ich könnte auch fragen, wie sie sich an Bord geschlichen hat.«
»Gut, aber dafür braucht
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