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Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant

Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant

Titel: Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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stimmt nicht! Wir stürzen ab … mitten in diesen Vulkan!«
    Mays mußte ein Lächeln unterdrücken. »Wenn Sie Ihre Augen vielleicht einen Augenblick lang von dem bevorstehenden Unheil losreißen könnten, schalte ich kurz um auf die schematische Darstellung.«
    Idealisierende Grafiken ersetzten die unmittelbarere Wirklichkeit auf dem Bildschirm. Er tippte etwas auf der Tastatur ein und korrigierte den Maßstab, bis die Oberfläche von Io in die Darstellung einbezogen werden konnte.
    Die grüne Linie brachte sie bis auf dreihundert Kilometer an die Oberfläche von Io heran. Im vorliegenden Maßstab konnte die blaue Linie ihrer tatsächlichen Flugbahn um nicht mehr als ein oder zwei Pixel abgewichen sein, denn sie war noch immer vollkommen identisch.
    Ihre Geschwindigkeit war allerdings eindrucksvoll – die blaue Linie zog sich mit mehreren Millimetern pro Sekunde an der grünen entlang. Und Mariannes Herz pochte noch immer; sie konnte kaum durchatmen.
    »Stimmt, man könnte sagen, wir stürzen«, gestand Mays ein. »Aber wir stürzen an dem Vulkan vorbei und nicht in ihn hinein. Wir stürzen an der Oberfläche des Mondes vorbei. Und anschließend werden dann natürlich wir auf den Jupiter zustürzen.« Rasch vergrößerte er den Maßstab wieder – die vertraute grüne Ellipse befand sich wieder an ihrer alten Stelle und schwang sich in weitem Bogen allmählich wieder zurück zu Ganymede. »Mit ein wenig Glück verpassen wir den sogar auch noch.« Er lächelte sie an, und sein Lächeln hatte genug Wärme, um ihr genau das zu geben, was sie jetzt brauchte: Trost.
    Marianne betrachtete angestrengt die Grafik, als hinge ihr Leben davon ab. Ihr Puls beruhigte sich, sie spürte, wie sich ihre Anspannung allmählich löste. »Tut mir leid, Randolph«, sagte sie matt.
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Ein derart schneller Perspektivenwechsel kann durchaus beängstigend sein.«
    »Es ist nur … es ist mir durchaus klar, sobald es mir jemand erklärt, aber ich habe das Gefühl … als hätte ich mich nicht genügend vorbereitet.«
    »Sie haben recht, intuitive Physik kommt meist zu falschen Ergebnissen, wie Aristoteles immer wieder nachgewiesen hat.«
    Sie fand das alles überhaupt nicht komisch, zwang sich aber zu einem Lächeln. »Wir können jetzt wieder umschalten. Ich möchte versuchen, meine … intuitive Angst zu überwinden.«
    Sie schalteten wieder auf Echtzeit um. Das Bild hatte sich vollkommen verändert. Gepackt von Ios Schwerkraft fielen sie jetzt mit einer Geschwindigkeit von 60.000 Kilometern in der Stunde. Für ihre Nähe zu einer festen Oberfläche war dies ein erstaunlich hohes Tempo. Ihre Gesichtsmuskeln spannten sich wieder an, aber sie behielt ihr Lächeln bei und zwang sich, hinzusehen.
    Der üppige Auswurf des Vulkans war so dunkel und so flüssig wie Blut, ein durchscheinender Schwall aus weichem Rot breitete sich von der dunklen Öffnung in der Mitte mit einer Symmetrie aus, die fast wollüstig wirkte. Ihre Kapsel war ein Geschoß, das genau auf das Wolkenkissen im Zentrum der Rauchfahne zielte, die immer noch weiter anschwoll, als wolle sie sie verschlingen. Überall ringsum erhoben sich weiche, fleischfarbene Gebirge.
    Dann schwenkte plötzlich alles weg, fiel und verschwand.
    Die Stimme aus der Kapsel erklärte: »Der Videoschirm in Ihrem Moon Cruiser ist nicht mehr auf die Oberfläche von Io gerichtet. Falls Sie auch weiterhin Io bewundern wollen, können Sie Ihren Blickwinkel ohne Mühe durch den Schalter ›Autotrack‹ auf der dafür vorgesehenen Schaltung entsprechend einstellen.«
    »Nein, vielen Dank«, sagte Marianne leise.
    »Es wird alles aufgezeichnet«, sagte Mays. »Wir können es uns später ansehen, wenn Sie möchten. Wenn wir etwas weiter weg sind.«
    »Randolph«, sagte sie mit leiser, fast ärgerlicher Stimme, »können wir diese blöden Anzüge nicht ausziehen? Ich möchte, daß Sie mich in den Arm nehmen.« Sie wartete seine Antwort nicht ab, sondern drückte sofort auf den Klemmverschluß ihrer Gurte, um sich von ihrer Beschleunigungsliege zu befreien.
    Er sagte nichts, tat es ihr jedoch nach. Als er sich aus seinen Gurten befreit hatte, hatte sie bereits ihren Anzug abgelegt; sie half ihm aus seinem, wobei sie sich schwerelos, wie sie war, auf ihn kniete.
    Sie half ihm, aufzuholen; dann machte sie mit dem Rest ihrer Kleider weiter. Kurz darauf tollten sie nackt im schwachen Licht des Bildschirms, die dunkelhaarige und schlanke junge Frau, und der

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