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Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant

Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant

Titel: Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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Augenblick.«
    Blake wartete geduldig und versuchte sich auszumalen, was in Forsters Kopf vorgehen mochte. Der Professor war dem Ziel seiner jahrzehntelangen Suche quälend nahe gekommen, aber noch immer hielt es ihn auf Distanz, wenn auch nur noch für eine kleine Weile.
    Forster lauschte auf die Geräusche, die durch den Rumpf nach innen drangen und über das Echolot des U-Bootes übertragen wurden: das hohe Zischen von Milliarden winziger Bläschen, die vom kochendheißen Kern aufstiegen, das Gleiten und Blubbern der größeren Blasen, die zusammenstießen und sich miteinander verbanden. Diese Geräusche wurden beinahe noch übertönt von dem Zirpen und Fiepen des tierischen Lebens in diesem Weltraumaquarium, dieser dunklen Wasserkugel, die an Nährstoffen ebenso reich war wie die Ozeane der Erde.
    In diesen Rufen des Lebens gab es eine Gleichförmigkeit, unbewußte Muster geschäftigen Lärmens, hervorgerufen durch Nahrungsaufnahme, Wanderungen und Fortpflanzung – gab es auch deutlichere Muster?
    Der Schwarm Tintenfische wartete immer noch weiter unten. Er wirbelte, tauchte, schwamm hin und her. Unter diesem Sopranchor donnerte ein tiefer Bass mit bemühter Gemächlichkeit wie das langsame Erklingen einer Tempelglocke in einer tropischen Nacht.
    Während Forster lauschte, glaubte er zu wissen, was das Donnern bedeutete … der Kern rief ihn.

16
    Und da war er: eine Halbkugel voller Berge aus orangefarbenem Schwefel, überzogen mit roter Schwefellava, übersät mit ausgebrannten schwarzen Schwefelscheiten, Verwehungen aus weißem, gefrorenem Schwefel …
    Die ersten Menschen, die Io gesehen hatten, in der Form einer Videodatenrekonstruktion, die Voyager I zur Erde gefunkt hatte, hatten ihn als ›Pizza‹ bezeichnet. Wie hätten sie ihn wohl genannt, wenn sie nicht am Stadtrand von Los Angeles, sondern in Moskau, São Paulo oder Delhi gelebt hätten?
    Oder wenn sie ihn gesehen hätten, wie Randolph Mays und Marianne Mitchell ihn jetzt sahen …? Auf dem Videoschirm in ihrer winzigen Blechkapsel war jetzt in Echtzeit zu verfolgen, wie der Mond rasch immer näher kam, und zwar aus dem gleichen Winkel, als blickten sie mit ihren eigenen Augen durch die Luke. Marianne fand nicht, daß Io wie eine Pizza aussah. Eher sah er wie eine zugefrorene Hölle aus; abgesehen vom Innenraum etlicher Raumschiffe war er das häßlichste, was sie bislang auf ihren Reisen gesehen hatte.
    Sie war froh, daß sie sich von Mays zu diesem Touristenabenteuer hatte überreden lassen.
    Sie mußte lächeln und ließ ihre Augen von dem rötlichen Mond abschweifen. Ihr Blick ruhte liebevoll auf seinem zerfurchten Gesicht.
    Er schien in Gedanken versunken, seine Augen waren nicht auf die Landschaft von Io gerichtet, sondern auf etwas, das unendlich weit dahinter lag.
    Eine Stimme, die für sie bereits zur Geräuschkulisse geworden war, unterbrach sie in ihren Gedanken: »Von der gegenwärtigen Position und Entfernung Ihres Moon Cruisers sind vier aktive Vulkane zu sehen, mit Rauchfahnen von einer Höhe zwischen dreißig und zweihundert Kilometern …«
    Mays gelang es, seine innere Konzentration zu bewahren, selbst wenn die Roboterstimme der Kapsel sich mit einem ihrer gelegentlichen Vorträge über die Sehenswürdigkeiten zu Wort meldete. Er war wie ein Zenmönch, er saß regungslos, dachte an nichts und nahm nichts wahr außer dem Ein- und Ausströmen seines Atems.
    »… am einfachsten zu erkennen in dem unteren rechten Quadranten Ihres Bildschirmes in der Nähe der Lichtgrenze. Betrachten Sie die schirmförmige Materiewolke, die mit einer Geschwindigkeit von einem Kilometer pro Sekunde aus dem Schacht geschleudert wird, was mehr als einem Drittel von Ios Fluchtgeschwindigkeit entspricht. Wenn Sie die größere Zusammenballung kristallisierter Gase sehen wollen, die die innere Wolke des Vulkans aus fester Masse umgibt, wählen Sie an Ihrem Videoschirm das Ultraviolettspektrum …«
    Mittlerweile näherte sich ihre Kapsel Io so schnell, daß ihre relative Bewegung wahrnehmbar wurde. Die bis dahin detaillierte, wenn auch ferne Landschaft bekam ein anderes Gesicht; Marianne wurde an ihre Reise zum Grand Canyon auf der Erde erinnert, wo sie auf einem Ausguck stand und die fernen Felsvorsprünge und -platten bewundert hatte, als plötzlich das Geröll unter ihrem Schuh nachgab und sie einen Schritt näher an den Abgrund gerutscht war …
    Angst hatte sie gepackt.
    »Randolph, wir stürzen ab!«
    »Äh, was haben Sie gesagt?«
    »Irgend etwas

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