Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant
das wußte auch der Professor. Allein und ohne die Ventris konnte Mays zwar nirgendwohin, aber es bestand ein gewisser Zweifel daran, ob wir Mays den Zugang zu den Kommunikationsmitteln rechtlich würden verwehren können.
Der Professor ließ sich in diesem Punkt auf keine Kompromisse ein. Sofort nachdem er in den Einsatzraum zurückgekehrt war und man ihn in der Klinik nicht mehr hören konnte, nahm er uns auf die Seite und sagte: ›Ich hoffe, wir kommen miteinander aus. Was mich betrifft, können sie hingehen, wohin sie wollen und aufzeichnen, was sie wollen, solange sie sich nichts unter den Nagel reißen – und solange nichts senden, bis wir wieder zurück auf Ganymede sind.‹
›Ich wüßte nicht, wie wir sie daran hindern sollten‹, sagte McNeil in seiner täuschend trägen Art, an der man immer erkennen kann, wenn er etwas im Schilde führt. ›Angenommen, er repariert den Funk in seiner Kapsel? Er ist ja nicht einmal tatsächlich kaputt.‹
›Völlig unmöglich‹, sagte Forster genüßlich. ›Zumal das bedeuten würde, daß er Beweismittel manipuliert.‹
Ich hatte mich zurückgezogen, weil mich die Sache mit Marianne immer noch beschäftigte, aber ungefähr zu diesem Zeitpunkt beteiligte ich mich wieder an dem Gespräch. ›Werden wir nicht einmal Ganymede darüber informieren, was aus ihnen geworden ist?‹
Forster erlaubte sich den Anflug eines Lächelns. ›Nein, Bill, ich befürchte, auch wir werden unter einem völligen Kommunikationseinbruch zu leiden haben – genau wie diese Kapsel von Sir Randolph. Leider wird in ein oder zwei Tagen die Nachricht durchsickern, daß wir hier nicht mehr unter dem Schutz der Raumbehörde stehen. Aber wenn wir in der Zwischenzeit jede Einmischung von der Außenwelt hinauszögern können, erhalten wir genug Gelegenheit, unsere Gäste besser kennenzulernen.‹
›Seit die Geschichte begann, hatte ich den Moralisten gespielt – wegen Marianne, zumindest redete ich mir das ein. Bis zu diesem Augenblick. Denn plötzlich sah ich neue Möglichkeiten. Marianne und ich, ohne Verbindung zur Außenwelt … ‹ Aber Forster war noch nicht fertig; er hatte noch ein weiteres As in seinem Ärmel. ›Bevor wir jedoch den Kontakt zum Rest des Sonnensystems verlieren, werde ich meinen Anspruch auf Amalthea anmelden. Er wird Ganymede erreichen, und von dort Manhattan, Straßburg und Den Haag, bevor Mays und seine … Assistentin sich aus ihren medizinischen Versorgungsgeräten befreien können.‹
›Wie wollen Sie das anstellen, Sir?‹ Ich wies auf etwas hin, was jedem eigentlich klar war. ›Das Raumgesetz läßt nicht zu, daß Privatleute einen Anspruch auf astronomische Körper anmelden.‹
Forster sah mich mit seinem schiefen Grinsen an. ›Ich ergreife nicht etwa Besitz von einem astronomischen Körper, Mr. Hawkins. Der Kern von Amalthea besteht aus einem verlassenen Raumschiff. Ich beanspruche es, weil ich es geborgen habe. Sollte Mays versuchen, irgendwelche Souvenirs mitgehen zu lassen, dann bestiehlt er den Weltenrat. Ich werde ihm die Lage erklären, bevor er auf dumme Gedanken kommt.‹
Damit war der Fall erledigt. Die letzten drei Tage hat der Professor uns alle so hart arbeiten lassen, daß ich mit Marianne kaum ein Wort habe wechseln können.«
Überall im Rumpf der Ventris hörte Hawkins das Knallen von Luken und das Gezische von Gasen. Schon wieder Schichtwechsel. Es wurde Zeit, sich aufzuraffen und seinen Raumanzug überzustreifen. Er zeichnete noch eine abschließende Bemerkung auf: »Aber ich hatte nicht einmal soviel Zeit, über sie nachzudenken, wie ich vermutet hatte. Man wird ein ganzes Leben lang forschen müssen, um die verschiedenen Ebenen des Weltschiffs zu erfassen, die wir bis jetzt entdeckt haben. Und heute nachmittag haben wir außerdem einen Gesandten aufgespürt …«
21
Die Fahrt durch das mittlerweile flache Wasser bis zum Kern glich jetzt einer Reise mitten durch eine Bouillabaisse, in der es vor Leben nur so wimmelte. Die großen Heiztürme des Kerns hielten die Suppe ständig auf kleiner Flamme in Bewegung. Knapp ein Dutzend Jupiterrotationen würde es noch dauern, dann läge die verspiegelte Oberfläche des Kerns im All, und all das Leben, das er so zahlreich hervorgebracht hatte, hätte sich im Vakuum aufgelöst.
Der Manta fühlte sich im Innern des kühlen Kerns, in dieser flüssigen Dunkelheit, wie zu Hause. Er war schillernd schwarz, atmete mittels Kiemen, seine Haut war zum besseren Gleiten im Wasser mit einer Art Schleim
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