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Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant

Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant

Titel: Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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seiner Mannschaft einen Maulkorb zu verpassen.
    Hawkins glaubte, daß es sicher eine große Nachfrage nach den Memoiren all derer geben müßte, die tatsächlich dabeigewesen waren. Seine Träume von Ruhm konnten sicher auch durch die Nähe von Randolph Mays nicht entmutigt werden.
    Vielleicht wollte ihm sein Traum sagen, daß er etwas unternehmen solle. Solange er ohnehin nicht schlief, konnte es auch nicht schaden, einige private Notizen zu machen. Er griff nach seinem Chiprecorder, schaltete ihn ein und begann in der knarrenden Dunkelheit, etwas hineinzuflüstern. Er fing dort an, wo sein Traum aufgehört hatte.
    »Kaum mehr als eine Stunde verging, bevor die beiden, Marianne und dieser verhaßte Mays, aufwachten und sich unterhielten. Da in der Klinik kein Platz war, verfolgte ich alles über Monitor – was gut war, denn ich bezweifle, ob ich mich sonst daran hätte hindern können, Mays zu erwürgen. Man glaubt ihn von seinen Fernsehauftritten her zu kennen, aber das täuscht. Im wirklichen Leben ist er ein großer, fast ausgezehrter Mann mit dünnem Haar und von einer Jovialität, von der man weiß, daß sie oberflächlichster Natur ist; sie ist nur die Schutzschicht eines Menschen, der zu zu vielen Menschen gegenüber freundlich sein muß. Darunter ist er ein Fleischfresser, wie ich bereits zuvor Gelegenheit hatte, zu erfahren.
    ›Ich nehme an, Sie sind genauso überrascht wie ich‹, sagte er zu uns und versuchte dabei, herzlich zu klingen, so als wäre er zu einer Einladung zum Abendessen einen Tag zu früh erschienen. ›Wie ich sehe, haben Sie sich bereits bekannt gemacht mit meiner …‹ Vor seinem nächsten Wort zögerte Mays nur den Bruchteil einer Sekunde, aber es reichte; ich sah rot – Assistentin sagte er dann, ›Marianne Mitchell‹.
    ›Ganz recht, wir haben uns sehr gefreut, sie kennenzulernen‹, sagte der Professor zu ihm, ohne sich etwas anmerken zu lassen. ›Und was führt Sie hierher? Offenbar hatten Sie Schwierigkeiten. Warum erzählen Sie uns nichts darüber?‹
    Woraufhin Mays uns eine Geschichte voller Unschuld und Heldentaten erzählte – von seiner übermenschlichen Anstrengungen, ein Programm für das falsch funktionierende Steuersystem der Kapsel zu improvisieren, in der Hoffnung, weich auf Amalthea landen zu können. Wir wußten bereits, daß es nichts als ein Haufen Lügen war. Und ganz ohne Zweifel wußte auch Mays, daß wir es wußten, aber daran konnte er nichts ändern, denn er war sich natürlich auch darüber im klaren, daß die Recorder des Schiffes jedes seiner Worte aufzeichneten und alles, was er sagte, bei der Untersuchung des Absturzes durch die Raumkontrollbehörde gegen ihn verwendet werden konnte.
    Der Professor blieb höflich. Als Mays endlich schwieg, wartete ich darauf, daß der Professor ihn mit seinen Lügen konfrontieren würde. Statt dessen sagte er: ›In einigen Stunden werden Sie wieder munter und auf den Beinen sein. Ich bin froh, das sagen zu können. Leider wird es noch eine Weile dauern, bis wir nach Ganymede zurückkehren, und Amalthea steht immer noch unter der Quarantäne der Raumbehörde. Ich fürchte, Sie werden uns also Gesellschaft leisten müssen.‹
    Mays tat – erfolglos – sein Bestes, um zu zeigen, wie sehr ihn diese Nachrichten erschütterten. Der Professor fuhr fort: ›Sollten Sie sich jedoch dazu in der Lage fühlen, würden wir uns über jede Hilfe freuen, die Sie und Marianne Mitchell uns geben können, denn sehen Sie, Sir Rudolph, wir haben vor kurzem eine höchst außergewöhnliche Entdeckung gemacht. Und durch einen noch viel größeren Zufall sind Sie hier, um sie mit uns zu teilen …‹
    Ich warf Marianne einen Blick zu, die in ihrer Stützfunktionshaltung beinahe ebenso nackt hing, wie am Tag ihrer Geburt – ein Umstand, den ich nicht weiter erwähnenswert fände, wäre mir nicht so schmerzlich bewußt, daß der schreckliche und uralte Mays in demselben Zustand gleich neben ihr schwebte. Ich verspürte eine urzeitliche Regung. Ich wollte ihre Nacktheit bedecken, ein Rückfall in die Verhaltensweisen des vorigen Jahrhunderts. Ich wurde an meine Demütigung erinnert und beschloß, die Dinge nicht so zu belassen, wie sie standen, als wir Ganymede verlassen hatten.«
    Hawkins hielt inne, um sich den Schweiß aus dem Gesicht zu wischen. »Aber das gehört nicht zum Thema. Unter anderen Umständen wären wir in einer solchen Situation froh über jede zusätzliche Hilfe gewesen, aber Sir Randolph Mays ist eine Schlange, und

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