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Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant

Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant

Titel: Codename: Sparta - 5 - Der Jupiter-Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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ein begnadeter Redner. Er blieb durchweg flüssig und wortgewandt – trotzdem natürlich bescheiden – und das, obwohl seine Zuhörerschaft ständig wechselte, von überfüllten Vortragssälen über intime Videostudios bis hin zu einem kleinen Kreis bärtiger Honoratioren in Abendanzügen …
    »Natürlich erinnere ich mich an das Gefühl purer Größe, etwas, das sich über ein Holo einfach nicht vermitteln läßt. Die Erbauer dieser Welt kamen aus einer Welt des Wassers. Es waren Riesen – das zumindest haben wir aus den Abmessungen ihrer Eingänge und Korridore geschlossen, die ohne weiteres groß genug für unser U-Boot waren. Wie Kaulquappen sind wir durch ihre Maschinerie gezappelt.
    Es ist uns nicht gelungen, unter die äußeren Schichten zu gelangen, daher haben wir nur wenige der wissenschaftlichen Wunder zu Gesicht bekommen, die spätere Expeditionen entdeckt haben. Aber das war nicht weiter wichtig; wir hatten auch so genug zu tun. Wir waren der Meinung, es mit Wohnbereichen, Steuerzentralen und dergleichen zu tun zu haben, aber die Architektur war so fremd und geheimnisvoll, daß wir nie genau wußten, was wir vor uns hatten – wir hätten uns ebenso in einem Irrgarten befinden können. Oh, es gab reichlich Beschriftungen, Millionen von Zeichen, und ich habe den größten Teil meiner Zeit damit verbracht, um wenigstens zu entziffern, worum es geht. Die meisten waren unbeschreiblich öde, es waren reine Vorratslisten oder mit Beschreibungen versehene Diagramme von unverständlichen Geräten.
    Aber nirgendwo gab es Abbildungen der Geschöpfe, die sie geschrieben hatten, keine Spur von den Wesen, die in diesen verzweigten Hallen gelebt haben. Von der marsianischen Tafel war uns bekannt, daß sie nicht völlig ohne Eitelkeit waren, trotzdem hatten sie nirgendwo Bilder von sich selbst oder Oberflächen, die glatt genug waren, um als Spiegel zu dienen …«
    Hawkins murmelte und murmelte. In seinem Traum sah er in einen Spiegel, der mit Tausenden von fremden Zeichen beschrieben war, und dahinter befand sich ein Gesicht, das ihn anstarrte. Es war nicht sein eigenes …
    Das Gesicht ähnelte dem des weiblichen Psychiaters, den er hatte aufsuchen sollen, bevor man ihn für die Expedition akzeptiert hatte.
    »Ich könnte natürlich sagen, daß ich aufgeregt und überwältigt war von all den Wundern … aber das träfe es nicht genau.« Seine Worte gewannen an Präzision. Die Traumpsychiaterin betrachtete ihn mit Skepsis. »Um ehrlich zu sein, als Inspektor Troy mich aus der Enge des kleinen Manta in das warme, flüssige Innere von Amaltheas Kern hievte, war ich mit den Gedanken so sehr bei Marianne, daß ich kaum an den Job dachte, für den ich so viele hunderttausend …«
    Dann erschien ihm ein neues Gesicht in seinen Träumen. Er stöhnte laut auf. Er riß die Augen in der Dunkelheit auf.
    Sein Herz pochte mit langen, schweren Schlägen, und der Schweiß stand ihm auf der Stirn. Er kramte in der Wandtasche neben ihm, bis er ein Papiertaschentuch gefunden hatte, mit dem er sich den Schweiß vorsichtig abwischte. Nie würde Hawkins die Erinnerung an das entsetzlich zugerichtete, blutig schwarze Gesicht Mariannes auslöschen können, wie sie blind und fast bewußtlos im Wrack des Moon Cruisers gelegen hatte.
    Aber bereits weniger als vierundzwanzig Stunden später waren alle geplatzten Zellen und Blutgerinnsel in Ordnung gebracht, und ihre Haut war wieder so schön und zart wie bei einer Zehnjährigen. Ihre Schönheit tat ihm im Herzen weh.
    Hawkins teilte sich die winzige Schlafkabine mit dem Professor – er war dorthin umgezogen, als Sparta bei Blake eingezogen war –, aber die Erforschung des riesigen Weltschiffs zwang die Mannschaft der Ventris, in Schichten zu arbeiten, daher hatte Hawkins zur Zeit die Kabine für sich. Er wußte, daß er nicht so bald wieder einschlafen würde. Dafür war sein Traum zu lebhaft gewesen.
    Er hatte bewußt noch nicht darüber nachgedacht, was er aus seinen neuen Erfahrungen nach seiner Rückkehr in die Zivilisation machen wollte. Es gab verschiedene vertrauliche Abmachungen und Verträge, die er unterschrieben hatte, bevor er an Bord gegangen war, aber durch sie wurden ihm nur insoweit Grenzen gesteckt, als er jede öffentliche Erklärung mit dem Professor absprechen mußte, bis die wissenschaftlichen Ergebnisse der Expedition veröffentlicht worden waren. Forster hatte ihm versprochen, er beabsichtige weder, seine Veröffentlichungen hinauszuzögern, noch sei er geneigt,

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