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Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Titel: Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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zu stellen, und zu gewichtig, sie zu unterdrücken. Eine orangefarbenes Licht flackert auf und überdeckt für einen Augenblick die undeutlich durch die hohen Fenster der Bibliothek sichtbaren verschleierten Kometen.
    Der Commander zieht Forsters Aufmerksamkeit auf sich und wird sich dessen plötzlich bewußt. »Reden Sie weiter«, sagt er mit schnarrender Stimme, und sein schattiges Gesicht wirkt vielleicht bedrohlicher, als von ihm beabsichtigt.
    »Sicher.« Forster nickt zustimmend und wendet sich wieder Ari und Joszef zu. »Bei unseren früheren Erkundungen auf Amalthea war Redfield der erste Pilot des Manta gewesen. Er war aus eigenem Entschluß gegangen, und da die Ventris auf unbestimmte Zeit zum Warten in Bereitschaft verdammt schien, machte Captain Walsh sich daran, das Unterseeboot für unsere neuen Erkundungen vorzubereiten.« Er räusperte sich, lauter als nötig. »Dabei überschritt sie ihre Vollmachten – und stieß dadurch auf eine beunruhigende Entdeckung …«
     
    Walsh war die Prüfliste im Ausrüstungsbunker durchgegangen, und alles war in Ordnung, also ließ sie das U-Boot durch die Innenschleuse in die Gewässer des Weltenschiffs hinab. Sie lag da, betrachtete die Steuerkonsole und wartete auf ein Warnsignal, mit dem sie eigentlich nicht rechnete. Da die Innenbeleuchtung brannte, glich die Halbkugel der Sichtblase des Mantas einem Zerrspiegel, der ihr ein auf dem Kopf stehendes Bild zeigte.
    Sie betrachtete ihr verkleinertes Selbstporträt und dachte darüber nach, daß diese ganze Reise ein Beispiel dafür war, wie Dinge sich eigentlich nicht entwickeln sollten. Eher glich die Expedition jenen Fällen, vor denen man beim Eintritt in die Akademie gewarnt wurde. Aus diesem Grund mußten sich alle Anwärter gleich zu Beginn strenger Einzelhaft unterziehen – damit man sehen konnte, wer sofort ausrastete, wer niemals einen Wachflug zum Mond oder gar einen Wachflug zum Mars oder Mainbelt durchstehen würde.
    Einige erfuhren gleich an Ort und Stelle, daß sie es nie im Raum aushalten würden. Die schreiende Langeweile nicht durchstehen würden. Einige kamen erst ein paar Wochen oder Jahre später dahinter. Die meisten, die es bis vor die Pforten der Akademie gebracht hatten, schafften es jedoch – weil sie herausgefunden hatten, wie sie das System besiegen konnten. Ihr Geheimnis war, daß nichts sie zu langweilen vermochte. Ihre Phantasie war zu lebhaft, ihre Erwartungen zu geschärft. Sie gehörten zu der Sorte, die zwei oder drei Monate Wartungsdienst an den Maschinen über sich ergehen ließen (die meisten Schiffe der Raumkontrollbehörde waren ungefähr genauso reizvoll wie die Ventris, oder noch schlimmer; die Raumkontrollbehörde besaß nur ein Dutzend dieser schlanken, weißen, fusionsgetriebenen Schnellboote), wenn sie als Ausgleich dafür eine Woche auf irgendeinem Außenposten weit draußen im Sonnensystem geboten bekamen.
    Es spielte keine Rolle, wenn diese Woche nie so abenteuerlich, der Zielort nie so exotisch war wie in ihren Träumen. Solange sie als Piloten der Raumbehörde aushielten – bis fünfunddreißig etwa, oder höchstens vierzig – ließen sie sich von ihrer regen Phantasie täuschen. Wenn die Wirklichkeit sie dann allmählich einholte, standen hinter ihnen bereits andere Piloten, und auf Leute mit ihrer Erfahrung warteten Schreibtischjobs. Wie es aussah, hatte die Raumkontrollbehörde die ganze Zeit um ihr Geheimnis gewußt. Die Testprotokolle waren speziell darauf ausgerichtet, Kandidaten mit diesen geheimen Träumen zu finden.
    Joe Walsh hatte von Anfang an weit mehr im Sinn als den Traum eines Piloten.
    Für eine Behörde, die von Nordkontinentalen und damit von Bleichgesichtern dominiert wurde, war sogar ihr Aussehen außergewöhnlich. Sie war eine der wenigen farbigen Frauen der Behörde. Walshs Vorfahren waren Schwarzafrikaner und Araber, mit einem Schuß portugiesischen Blutes durch karibische Zuckerpflanzer – einige ihrer Vorfahren vor dreihundert Jahren.
    Walsh selbst hatte die klaren geometrischen Züge und die satte dunkle Farbe einer Skulptur von Benini.
    Sie verfügte über die Reflexe eines Haianglers, eine Fertigkeit, die sie sich im Sommer als kleines Mädchen angeeignet hatte – zum Entzücken ihres verwitweten, angelverrückten Vaters und zum Entsetzen ihrer Lehrer. Und sie besaß eine außergewöhnliche mathematische Begabung, wie sie beim Nachwuchs von Hinduschreibern und griechischen Bauern, ungarisch-jüdischen Flüchtlingen,

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