Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

das schwarze Auge auf ihn und Sparta gerichtet, als strahlte jedes der gelben, geschlitzten Augen, die sie umringten, nichts als Bosheit aus, und als könnte das aus ungezählten Individuen geschaffene Wesen sich jeden Augenblick über sie stülpen und sie verschlingen.
    Aus dem Nichts breiteten sich gewaltige Feuerflügel über ihnen aus und senkten einen Schleier zwischen ihnen und dem alles verschlingenden Lotus herab. Es war nur ein einziger Fremder, dessen Mantel in bunt schillerndem Feuer erglühte.
    Wie bei einem Tintenfisch auf der Erde waren zwei der Tentakel des Fremden mit Saugnäpfen zum Greifen bestückt. Ohnehin schon viel länger als die anderen, wurden sie noch weiter ausgefahren und umfaßten die beiden Menschen an der Hüfte. Der bedrohliche, fremde Gesang wurde zu einem wortlosen Stöhnen, das verloren durchs Wasser vibrierte.
    Nie zuvor hatte Thowintha Sparta oder Blake berührt. Als sie/er es jetzt tat, sang sie/er in Tönen, die außergewöhnliche Zartheit und Schutz versprachen – alles wird gut werden – und sie überließen sich und ihren Willen ganz sicher seiner/ihrer Obhut.
    Aus Thowinthas Atemöffnung sprudelte Wasser. Er/sie schoß davon und schleppte das Menschenpaar wie den Schwanz eines Kinderdrachens hinter sich her – im Gegensatz zu den Tintenfischen auf der Erde, die ›rückwärts‹ schwimmen. Ihre Gesichter verzerrten sich bei dem Versuch, kein Wasser zu schlucken, zu grotesken Masken. Sie preßten die Arme an den Körper, streckten die Beine aus und machten sich stromlinienförmig.
    Mit den Menschen im Schlepp und Myriaden winziger Tintenfische hinter sich, die wie Funken einer Sylvesterrakete hinter ihnen herstoben, schoß Thowintha von der sich auflösenden Versammlung davon. In wenigen Augenblicken hatte er/sie die Klippensiedlung hinter sich gelassen, die Blake und Sparta auf ihrer Reise vom Weltenschiff gesehen hatten, die weiten Schluchten und Korallenhöhlen mit ihren eigenartigen künstlichen Strukturen, die jetzt vollkommen verlassen waren. Blake hätte gern nach dem Grund gefragt, doch die Geschwindigkeit unter Wasser machte das Sprechen unmöglich. Er rollte in Thowinthas Zugriff leicht herum, um einen Blick zurück in die Richtung zu werfen, aus der sie gekommen waren. Das Meer wimmelte nur so von Körpern, die hinter ihnen her durch das Wasser schossen.
    Macht euch keine Sorgen. Es ist noch nicht zu spät, den Zusammenbruch zu verhindern! donnerte Thowintha.
    Zusammenbruch! Blake wollte seine Fragen hinausbrüllen. Statt dessen konnte er nichts weiter tun, als über dieses Wort nachzugrübeln.
     
    Derweil durchsuchten meine Begleiter und ich das Weltenschiff. Wie Walsh uns berichtet hatte, war Nemo verschwunden. Wir sahen selbst, daß die Ertränkkammer leer war. Nur die seetangähnlichen Membranen, die uns alle erst kürzlich noch am Leben erhalten hatten, waren noch dort.
    Wir hatten unseren Captain nicht entschlossen genug nach dem Grund gefragt, warum sie vor uns hierhergekommen war – das hatte Zeit bis später, wenn sie in punkto Wahrheit weniger zurückhaltend war – und fürs erste glaubten wir unbesehen ihre Behauptung, sie hätte eine Probefahrt mit dem Manta unternommen. Dennoch hatten ihre Neuigkeiten uns nervös gemacht. Wir wollten uns nicht trennen. Plante Nemo einen weiteren Anschlag auf das Raumschiff? Wir hatten gelernt, diesem Mann keine gewöhnlichen Motive zu unterstellen. Wir hatten McNeil, Hawkins und Marianne Mitchell in höchster Alarmbereitschaft an Bord der Ventris zurückgelassen.
    Inzwischen jedoch waren unsere Ermittlungen durch Nemos Entkommen dringender geworden. Walsh und ich lugten durch die vordere Sichtblase der Polyglasdruckkammer des Fahrzeugs. Der arme Tony war in den Durchgang hinter uns gequetscht und konnte nichts sehen. Der Manta verließ die Ertränkkammer und peitschte sich seinen Weg durch kilometerlange, verschlungene Korridore.
    Bevor wir damals den Jupiter verließen, hatten wir uns mit dem Weg zum Tempel der Künste vertraut gemacht, und schon bald erreichte der Manta die Zentralkuppel des Gebäudes. Dort erblickten wir etwas, das wir noch nie gesehen hatten: das weite Gewölbe wimmelte von lebenden Sternen.
    »Tony, bekommen Sie Ihren Kopf so weit nach oben, daß Sie sich das ansehen können?«
    »Einen Augenblick, Jo.« Die Tatsache, daß er nach mir der Kleinste war, war einer der Gründe, weswegen wir ihn mitgenommen hatten. Dennoch mußte Groves mit dem Kopf verkehrt herum zwischen unseren Knien im