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Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff

Titel: Codename: Sparta - 6 - Das Weltenschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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du, wüßte seinen Verwendungszweck besser zu schätzen?«
    Ein junger Mann trat vor und stellte ein Kästchen vor Redfield ab. Daraus zog Redfield ein Fischernetz hervor, wie man es zum Werfen benutzt. Schon auf den ersten Blick sah man, wie kostbar das Stück war. Die Fäden waren aus einer Faser, die so hart und glänzend war wie Seide, und das Flechtwerk war so fein, daß man seinen kleinen Finger nicht hätte hindurchstecken können. Die in Abständen am Rand angebrachten Senkgewichte waren aus geschnitztem, weißem Stein, die ich als minoische Siegelsteine erkannte, die man für diesen Zweck umgearbeitet hatte.
    Wie zuvor ich hielt nun auch Redfield sein Geschenk in die Höhe. Das Schweigen, das auf seine Geste folgte, war anfangs etwas rätselhaft. Es handelte sich offensichtlich um einen höchst geschätzten Gegenstand, der außergewöhnlich teuer war – in Arbeitsstunden gerechnet, wie auch wegen der uralten Schätze, die man zu seiner Zierde verwendet hatte. Zweifellos handelte es sich um eine Opfergabe für den Schrein des Dorfes.
    Wiederum gaben die Leute durch ihr Murmeln und ihre Blicke den Hersteller des Netzes zu erkennen, einen gnomenhaften alten Mann. (Ich sage alt, aber wer von uns aus der Zeit lebensverlängernder Medizin könnte sagen, ob diese verhutzelten Alten fünfzig oder neunzig waren?) Ich hatte gesehen, wie er wankend ein paar rituelle Schritte getanzt hatte, nachdem die jungen Frauen sich zurückgezogen hatten. Von der allgemeinen Ausgelassenheit hatte er sich allerdings nicht anstecken lassen.
    Diktynna sah, daß wir bemerkt hatten, wer der Hersteller des Geschenks war, und das lag zweifellos in ihrer Absicht. Ich wurde das Gefühl nicht los, dies war ihre Antwort auf die Taschenspielertricks, mit der Redfield ihre Autorität hatte in Frage stellen wollen. Wird jemand durch billige Tricks zu einem Gott? Wir alle hier sind Menschen, schien sie zu sagen. Wenn ihr nicht fähig seid, einfache Menschen zu respektieren, welches Recht habt ihr dann auf unseren Respekt?
    Redfield war für einen Augenblick still und betrachtete das Netz. Ich beneidete ihn nicht um das Dilemma, in dem er steckte. Mit keinem Wort hätte er die Annahme des Geschenkes rechtfertigen und es dem Dorf nehmen können. Andererseits konnte er es unmöglich zurückweisen.
    Dann sprang Redfield zu meiner Überraschung auf die Füße. Nach all dem Sitzen war ich praktisch wie gelähmt, und Redfield hatte ebenso lange mit untergeschlagenen Beinen dagesessen wie ich. Das Publikum riß erstaunt die Münder auf. Er blieb für einen Augenblick bewegungslos stehen. Sämtliche Augen auf der plateia waren auf ihn gerichtet. Dann begann er zu tanzen.
    Fast eine Minute lang herrschte vollkommene Stille. Redfield tanzte langsam zu einem unhörbaren inneren Rhythmus. Bei seinem Tanz ahmte er einige Schritte nach, die er in der Vorführung der Dorfbewohner gesehen hatte, größtenteils jedoch tanzte er einen eklektischen, modernen griechischen Tanz – ein paar Schritte nach hier, das Bein nach oben und einen kunstvollen Schritt zurück, und dann immer weiter im Kreis herum – bis er schließlich Diktynna und ihre Begleiter einmal tanzend umkreist hatte. Die ganze Zeit über hielt er die Arme hoch. Doch statt der Hand eines anderen Tänzers oder eines Tuches hielt er das Netz in die Höhe. Zuerst legte er es sich über die Schultern; dann ließ er es an den Armen herabgleiten.
    Erst begann der Trommler zu spielen, dann die anderen Musiker, alle bis auf den Jungen. Sie begannen leise. Redfields Schwung jedoch ermutigte sie – und der ihre ihn –, und schon bald sprang und kreiste er im flackernden Licht umher; ein Anblick, der mich und sein gesamtes Publikum in Begeisterung versetzte. Ich sah, wie der junge Mann neben Diktynna unruhig wurde, als wollte er jeden Augenblick zu seiner Flöte greifen oder sich an dem Tanz beteiligen. Diktynna entmutigte ihn mit einem festen Griff um sein Handgelenk.
    Mit einer Drehung ließ Redfield das Netz von den Schultern in seine Hände gleiten. Es hüllte ihn wie eine Blüte ein, eine Koralle, golden im Licht der Fackeln, so fließend wie eine Vision unter Wasser. Sein langes, glänzendes schwarzes Haar, in dem hier und da kupferne Lichtfunken aufblitzen, löste sich und flog locker um seinen Kopf. Seine schwarzen asiatischen Augen waren in Ekstase und halb geschlossen. Sein lockerer Umhang verrutschte. Nach und nach weitete sein tiefes Atmen seine Lungen – wodurch sich die Kiemen unter seinen

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