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Codename Tesseract - Wood, T: Codename Tesseract - The Killer

Codename Tesseract - Wood, T: Codename Tesseract - The Killer

Titel: Codename Tesseract - Wood, T: Codename Tesseract - The Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wood
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mehr und mehr Details einfach verschwunden. Eines Tages, so hoffte er, würde er auch dieses grässliche rote Zucken aus seiner Erinnerung tilgen können.
    Nachdem er zwanzig Minuten lang gegangen war, überquerte er eine schmale Brücke und machte dann vom nördlichsten Pfeiler aus exakt fünfzig Schritte nach Norden, zwischen die Bäume. Dort entdeckte er ohne Mühe den umgestürzten Stamm und ging vom Stumpf aus zehn Schritte nach Osten. Das Farnkraut reichte ihm bis zur Hüfte. Es war dunkel im Wald. Die schwachen Strahlen der Morgensonne fanden kaum einen Weg zwischen all den Birken und Tannen hindurch. Er fing an zu graben.
    Es war eine harte Arbeit, aber er war froh, dass der Regen die Erde, die um diese Jahreszeit normalerweise fest gefroren war, in halbwegs brauchbaren Matsch verwandelt hatte. Mit der Spitzhacke löste er die harte Kruste unter dem Matsch, um anschließend mit der Schaufel ein Loch auszuheben. So grub er rund sechzig Zentimeter tief, bis er auf etwas Festes traf. Er kratzte die Erde ab und brachte den blauen Leinenstoff zum Vorschein.

    Schließlich hatte er eine etwa sechzig mal neunzig Zentimeter große, rechteckige Fläche freigelegt. Das Leinentuch war in der Mitte mit einem Nylonseil verschnürt. Victor löste den Knoten und klappte das Tuch auseinander. Der Aktenkoffer aus gebürstetem Aluminium glänzte zwar immer noch, aber die Schaufel hatte ihm ein paar Kratzer beigebracht.
    Egal. Der Koffer war Victor vollkommen unwichtig, wichtig war nur, was er enthielt. Er zog ihn aus dem Loch, nahm dann ein Taschenmesser und ein Feuerzeug aus der Manteltasche und erhitzte die Klinge. Damit schnitt er das wasserdichte Wachssiegel durch, mit dem der schmale Schlitz zwischen den beiden Kofferhälften gefüllt war.
    Victor klappte den Koffer auf und registrierte erleichtert, dass keinerlei Feuchtigkeit eingedrungen war. Die Waffe fühlte sich kalt an, konnte aber an Ort und Stelle zusammengebaut und benutzt werden.
    In dem geformten Schaumgummibett lag eine Snajperskaja Wintowka Dragunowa, im Westen unter der Bezeichnung Dragunov SVD bekannt. Ein Scharfschützengewehr. Die Sowjetarmee hatte die erste Dragunov 1963 offiziell übernommen, und es gab Gerüchte, dass die sowjetischen Spezialeinheiten, die Spetsnaz, die Waffe während des Vietnamkriegs an amerikanischen Soldaten getestet hatten. Nichts weiter als eine Soldatenlegende, da war Victor sich immer sicher gewesen. Bis er einen der Scharfschützen persönlich kennengelernt hatte.
    Die Waffe war in ihre Einzelteile zerlegt, Schaft, Lauf, Kolben und Zielfernrohr, sodass sie in einen normal großen Aktenkoffer passte. Dazu kam noch der eigentliche Schussmechanismus sowie ein langer Schalldämpfer. Victors Waffe war ein Exemplar der neuesten Generation, bei der der Schaft und die Handgriffe nicht mehr aus Holz, sondern aus hochdichten Polymeren gefertigt waren, um das Gewicht zusätzlich zu reduzieren.
    Die Dragunov besaß auf weite Entfernungen nicht ganz die Präzision etlicher westlicher Scharfschützengewehre, doch aufgrund
ihrer enormen Zuverlässigkeit unter allen Bedingungen und ihrer pragmatisch-funktionalen Mechanik war sie Victor ans Herz gewachsen.
    Außerdem besaß die Dragunov als halbautomatische Waffe eine sehr viel bessere Schussfrequenz als die sonst üblichen Kammerverschlussgewehre, wenngleich die größere Zahl an beweglichen Teilen wiederum einen Verlust an Präzision bewirkte. Aber als Halbautomatik konnte die SVD eben auch als Sturmgewehr benutzt werden und war genau zu diesem Zweck auch konventionell mit Kimme und Korn sowie einem Bajonettaufsatz ausgestattet.
    In der sowjetischen Waffenbau-Philosophie waren einfache Handhabung und Zuverlässigkeit grundsätzlich höher eingestuft worden als die Präzision, und Victor hatte festgestellt, dass diese Herangehensweise sehr viel für sich hatte. Selbst die präzisesten Waffen nützten nicht viel, wenn sie auf dem Schlachtfeld nicht zu gebrauchen waren. Die Deutschen, die Amerikaner und in jüngster Vergangenheit auch die Briten hatten diese Lektion auf sehr schmerzhafte Art und Weise lernen müssen.
    Der Koffer enthielt zwei Magazine. In jedem befanden sich zehn 7,62 x 54 mm-R-Projektile, die im Normalfall aus jedem Hackfleisch machten, der das Pech hatte, getroffen zu werden. Victor besaß zwei unterschiedliche Munitionsarten: zum einen die standardmäßigen Bleimantelgeschosse mit Kupferhülle, zum anderen panzerbrechende API-Patronen.
    Die panzerbrechenden Sprengladungen

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