Codename Tesseract - Wood, T: Codename Tesseract - The Killer
in Afghanistan im Einsatz gewesen und hatte anschließend ein kurzes Gastspiel beim KGB gegeben. Am Ende des Kalten Krieges hatte man ihn auf die Straße gesetzt, und er hatte sich selbstständig gemacht, hauptsächlich im ehemaligen Ostblock, wo er für Gangsterbosse und anderen Abschaum die Drecksarbeit erledigt hatte.
Außer ihm waren noch ein paar Ungarn dabei gewesen, Ex-Mafia, so wie es aussah, und ein paar serbische Freischärler, darunter auch eine Frau. Alvarez schüttelte unwillkürlich den Kopf. Kurz gesagt hatte er hier eine Liste der übelsten Arschlöcher aus sämtlichen Dreckslöchern zwischen dem Balkan und dem Ural vor sich. Gedungene Revolverhelden, ehemalige Soldaten, Söldner, Killer. Zwei dieser Arschlöcher wurden im Kosovo wegen Kriegsverbrechen gesucht. Gut, dass sie tot sind, dachte er. Bloß, dass man ihnen tot keine Fragen mehr stellen konnte. Ein Haufen typisch europäischer Auftragskiller, unterste Schublade. Alvarez hatte nichts anderes erwartet.
Überrascht hatte ihn aber die Tatsache, dass einer der Typen ein Amerikaner war, James Stevenson, ein ehemaliger Ranger der U. S. Army. Stevenson hatte sich sogar für die Delta Force beworben, war aber nicht genommen worden. Und nicht nur das, nach seinem Abschied hatte er sich auch bei der CIA beworben, nur um dort ebenfalls durchzufallen. Er besaß ein gewisses Geschick im Feldeinsatz, war aber undiszipliniert, zu riskant
für die Agency. Ein alter Kumpel aus der Armee hatte ihm einen Job bei einer privaten Sicherheitsfirma mit Sitz in Belgien verschafft. Für sie war Stevenson als Personenschützer tätig und erledigte auch andere, nicht näher spezifizierte Aufgaben.
Auf Alvarez’ Computerbildschirm waren Bankauszüge, Telefonverbindungen, E-Mails, Aktenvermerke, ja, sogar Nebenkostenabrechnungen zu sehen. Sie alle gehörten dem erst kürzlich zweimal ins Gesicht geschossenen Exsoldaten, Exsöldner, Ex-Beschissener-Drecksack James Stevenson. Der Kerl hatte eine Riesensumme Euros in bar auf ein Konto bei einer Bank vom Typ »Wir stellen keine komplizierten Fragen« eingezahlt, und zwar zwei Wochen, bevor er nähere Bekanntschaft mit zwei 5,7-Millimeter-Projektilen gemacht hatte.
Von wem, verdammt noch mal, hatte Stevenson das Bargeld überhaupt bekommen? Das war die Frage, die Alvarez am meisten interessierte. Stevenson war nicht gerade der hellste Koordinator in der Geschichte des Auftragsmordes gewesen und hatte etliche Spuren auf der Festplatte seines PCs hinterlassen. Eine genaue Kopie dieser Festplatte war jetzt im Moment an Alvarez’ Laptop angeschlossen.
Stevenson hatte es gern übersichtlich, darum hatte er von jedem Mitglied seines Teams ein Datenblatt angelegt, komplett mit E-Mail-Adressen und Telefonnummern, soweit sie zweckdienlich waren. Diese Informationen hatten dazu beigetragen, noch ein paar verstümmelte Leichname zu identifizieren, hatten aber keinen Hinweis auf Stevensons Auftraggeber erbracht.
Den Auftrag selbst bezeichnete er immer als »ParisJob«, ziemlich fantasielos, fand Alvarez. Aber andererseits spielte der Titel wohl kaum eine Rolle. Die private Sicherheitsfirma in Brüssel, von der Stevenson etliche Personenschutz-Aufträge erhalten hatte, war bereits gründlich durchleuchtet worden und behauptete, dass sie mit den Vorgängen in Paris absolut nichts zu tun hatte. Alvarez glaubte ihnen. Sie verdienten so viel Geld mit der legalen Söldnerbeschaffung, dass sie sich wohl kaum an
der riskanten Vermittlung von Auftragskillern die Finger verbrennen wollten.
Aber es ließ sich nicht völlig ausschließen, dass, wer immer Stevenson engagiert hatte, früher einmal Kunde der Sicherheitsfirma gewesen war. Die Liste der potenziellen Verdächtigen war lang und führte über die ganze Welt: selbstständige Geschäftsleute, multinationale Konzerne, saudische Ölbarone, afrikanische Regierungen. Stevenson selbst hatte mit allen möglichen Klienten zusammengearbeitet, und alle konnten die Person sein, die Alvarez suchte. Aber vielleicht hatte sie auch überhaupt nichts mit dieser Firma zu tun. Falls das so war, dann war die Liste der Verdächtigen gerade exponentiell angewachsen.
Sein Bauchgefühl sagte ihm, dass der Auftraggeber für den Mord an Ozols auch Stevenson und seine Crew beauftragt hatte, den Killer zu ermorden, nachdem dieser seine Arbeit erledigt hatte. Vielleicht hatte er ja Mist gebaut, vielleicht sollten auch einfach nur ein paar lose Enden gekappt werden … es war ja eigentlich auch egal. Aber falls
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